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Loving

Loving

Titel: Loving Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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mitzukommen?«
    Mein Puls, der sich gerade beruhigt hat, beschleunigt sich wieder. Bleib auf Abstand!, warnt mich eine Stimme, während ich genau das Gegenteil tue und Luca auf den Spielplatz folge, der bis auf eine ältere Frau, die mit einem kleinen Kind im Sand spielt, ausgestorben ist.
    Er ist wie ein kleiner Abenteuerspielplatz angelegt mit einer langestreckten Sandkiste, in deren Mitte ein Holzhaus auf Stelzen steht, mit einer Rutsche, einer Hängebrücke, einem Kletternetz und Reckstangen. Ideal für Klimmzüge und andere Kraftübungen. Luca stellt sein Rad ab und wir gehen über den Sand zum Kletterhaus. Als Kind bin ich hier oft mit meinen Eltern gewesen. Alles kam mir riesig und hoch und gefährlich vor. Jetzt lange ich an die Hängebrücke, die damals unerreichbar war und erinnere mich, wie ich meinen ganzen Mut zusammennehmen musste, um hoch oben über die Holzplanken zu laufen.
    Als ich aus meinen Erinnerungen auftauche, sieht Luca mich an. Er hat mich beobachtet und sieht sofort weg, als sich unsere Blicke treffen. Es flimmert in meinem Magen, ich weiß, was dieser heimliche Blick bedeutet. Auch Luca hat seine Gefühle die ganze Zeit nur versteckt und vor mir verborgen.
    Er hechtet an eine der Reckstangen und zieht sich langsam hoch. Ein Streifen seiner gut trainierten Bauchmuskeln wird unter Schichten von T-Shirts und seinem Sweatshirt sichtbar. Ich muss mich zusammenreißen, ihn nicht anzustarren. Luca macht ein paar Klimmzüge und lässt sich dann wieder in den Sand fallen. Sollten wir nicht etwas klären? Über etwas reden?
    »Diese Fotos auf Facebook ...«
    »Schon okay«, sagt er schnell. »Das geht mich ja auch nichts an.«
    Er klettert geschickt das Netz hoch, schwingt sich auf die kleine Hängebrücke und sieht von oben zu mir hinunter. Ich blinzele nach oben. Mir fällt ein, dass meine Eltern zu Hause das Frühstück vorbereiten und mich langsam erwarten werden.
    »Komm doch hoch!«, sagt er sanft.
    Ich wähle den Weg über eine Holzleiter. Als ich oben ankomme, steht Luca an der anderen Seite der Hängebrücke an das Holzhäuschen gelehnt. Sein unwiderstehliches Lächeln.
    Es ist lange her, dass ich die Hängebrücke das letzte Mal betreten habe. Ich erinnere mich, dass meine Arme damals nur knapp rechts und links über die Seile gereicht haben, nun muss ich mich sogar bücken, um mich festzuhalten. Eigentlich könnte ich auch loslassen.
    Auf der anderen Seite wartet Luca. Er reicht mir eine Hand, ich greife zu und er zieht mich leicht an sich. Das fremde Waschmittel, sein Deo, der Geruch seiner Haut, die Mischung aus Normalität und Aufregung, die mir so gut gefällt.
    »Hey?«
    Ich lasse mich leicht gegen seine Brust fallen. Luca legt die Arme um meine Hüfte, vergräbt seinen Kopf an meinem Hals und küsst mich sanft. Wie immer ist der Übergang von der ersten Berührung zu seinen Liebkosungen so fließend, dass ich mich frage, wer den Anstoß gegeben hat und wie wir so schnell von einem zum anderen übergehen konnten. Seine Küsse sind leicht und erkunden meinen Hals, den Nacken, während meine Hand unter sein Sweatshirt gleitet. Wo nehme ich den Mut her?
    »Ella?«, flüstert Luca. »Ich habe dich vermisst.«
    Ich löse mich leicht von ihm und blinzele. Es geht nicht nur um Fragen. Es geht auch um Vertrauen und die Definition unserer Beziehung. Ich will nicht von Melanie anfangen und schon gar nicht Susanna, aber ich brauche Klarheit. Auch wenn ich keine Ahnung habe, wie ich sie bekomme.
    Auf der anderen Seite des Holzhauses gibt es eine lange Stahlrutsche. Ich nehme Lucas Hand und ziehe ihn durch das Holzhaus auf die andere Seite. Wir müssen uns bücken, im Holzhaus ist es dunkel und Luca drückt kurz meine Hand. Die Rutsche ist zum Glück breit genug, auch Nicht-Zwerge können sie benutzen. Ich setze mich, Luca schiebt sich hinter mich und lässt seine Beine rechts und links über den Rand der Rutsche baumeln. Er hält höflich etwas Abstand zu meinem Körper, aber schlingt seine Arme um meine Mitte. Das kleine Kind im Sand beobachtet uns mit großen Augen.
    »Rutschen!«, ruft es begeistert.
    Luca stößt sich ab und mir entfährt ein kleiner Schrei, als wir uns tatsächlich in Bewegung setzen und viel schneller werden, als ich mir gedacht habe. Sehr schnell. Ich weiß nicht, wie ich die Fahrt stoppen kann und muss lachen, weil ich mich wieder wie sieben fühle, als verrückte Dinge zu tun, einfach normal war. Wir landen mit einem Satz in der Buddelkiste, ich direkt in einer sandigen

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