Loving
geht!« Ich wische mir den Rotz von der Nase und Alex bietet mir großzügig den Ärmel seines Sweatshirts an. Ich nehme doch besser einen Zipfel meiner Bettdecke. »Weißt du, wir sind wie Darcy und Elisabeth und jetzt habe ich ihn verletzt und ...«
»Darcy verletzt Elisabeth«, korrigiert mich Alex und lächelt.
»Aber ich bin Darcy!«
»Ach ja«, sagt Alex und wir müssen beide lachen.
Er sieht zu mir. »Ihr seid ziemlich unterschiedlich, oder?«
»Stimmt.«
»Er ist auch kein großer Bücherfan, oder?«
»Nope!« Ich schüttele den Kopf. »Aber das heißt nicht, dass er unintelligent ist, im Gegenteil! Er weiß viel mehr als ich. Er spürt alles, er hat den ganzen Roman viel besser verstanden als ich!«
»Emotionale Intelligenz!«, stellt Alex fest und nickt. »Und dazu sieht er noch verdammt gut aus. Da kann man echt neidisch werden.«
Wieso habe ich gedacht, dass ich mit Alex nicht reden kann? Er ist der perfekte Zuhörer.
»Was soll ich jetzt machen?«
Alex denkt nach. »Du musst mit ihm reden.«
»Ich kann das nicht am Telefon.«
»Was war mit Ruby's dingsda, dieser Veranstaltung morgen?«
»Ruby's Tuesday. So eine Art Party. Zoe geht da immer hin.«
»Da kannst du ihn treffen.«
Der schlechteste Ort. Am Ende steht er wieder mit irgendeinem Mädchen herum.
»Ich weiß nicht.«
Alex nickt entschlossen. »Darcy und Elisabeth sind auch wieder zusammen gekommen.«
Mir schießen Tränen in die Augen. »Aber Jane Austen ist immer allein geblieben!«
Beim Joggen werde ich ihn treffen. Ich sage es mir am nächsten Morgen die ganze Strecke zum Park. Alex und ich haben uns zum Frühstück verabredet, aber wenn ich Luca treffe, wird er nicht auf mich warten. Er hat mich am Abend aufgerichtet und obwohl er dann in sein Zimmer gegangen ist und ich fast nicht geschlafen habe, habe ich mich danach nicht mehr allein gefühlt. Er ist ein guter Freund, und von Zoe mal abgesehen, vielleicht der beste, den ich je hatte.
Ich laufe nicht meine normale Laufstrecke, sondern gleich zum Spielplatz. Ich bin mir so sicher, dass er am Holzhaus auf mich warten wird, dass ich mir schon die Worte zurecht lege, die ich ihm sagen werde, die Entschuldigung.
Auf dem Spielplatz ist viel los. Man merkt, dass Ferien sind. Oben am Holzhaus turnen zwei Kinder. Von Luca keine Spur. Ich gehe die Holztreppe nach oben und werde misstrauisch von zwei Müttern beäugt, die sich fragen, was ich da oben will.
Nur mal schnell ins Holzhaus schauen .
Auch da ist er nicht. Auf einmal ist es ganz logisch, wieso sollte er hier sein? Trotzdem setze ich mich eine weitere halbe Stunde auf eine der Bänke am Rand und warte. Ich sollte zu ihm gehen. Aber dafür fehlt mir der Mut.
Noch nie ist ein Tag so zäh vergangen. Alex ist mit seinem Kurs unterwegs, aber er hat mir angeboten, abends mit mir zu Ruby's zu fahren und ich habe sogar die Erlaubnis meiner Eltern, so lange weg zu bleiben, wie ich möchte. Einzige Bedingung: ich muss sicher von Alex hin und auch wieder nach Hause gefahren werden. Er hat versprochen keinen Alkohol zu trinken, was dann doch eine ganze Menge Opfer sind, die er für mich erbringen muss. Ich hoffe, ich werde ihm das irgendwann einmal zurückgeben können.
Den Vor- und Nachmittag verbringe ich damit, abwechselnd auf mein iPhone zu schauen, meine Mails zu checken, in den Schulblog zu gehen und mir die YouTube Videos von Luca anzusehen. Keine Nachricht von Luca. Nichts. Auch kein neuer Blogeintrag. Offenbar ist alles gesagt.
Ich telefoniere dreimal mit Zoe und spreche mit ihr den letzten Abend und eigentlich alle letzten Situationen mit Luca durch, aber irgendwann wird es sogar ihr zu viel.
»Ella, klär das!«
Ich erinnere mich daran, dass Zoe auch ein Liebesleben hat.
»Was ist mit Sven?«
Zoe schweigt. Das ist so ungewöhnlich, dass ich teste, ob das Telefon kaputt ist.
»Wir kommen zu Ruby's«, sagt sie schließlich und allein, dass sie »wir« sagt, zeigt mir, dass bei ihr gerade alles sehr gut läuft und sie mich mit Details verschont, die mich nur daran erinnern würden, wie schlecht es mir geht.
»Es tut mir Leid, dass ich das mit Lucas Mutter gesagt habe, denn ich finde sie eigentlich cool«, sagt sie. »Und ich rede mit Melanie. Sie muss verstehen, dass es ernst ist zwischen dir und Luca.«
Ernst? Ich würde gerne lachen und sagen, dass es nicht so ist, aber Zoe sieht das richtig. Es ist verdammt ernst und es ist wichtig, dass ich das alles wieder in Ordnung bringe.
Ich esse mit meinen Eltern zu
Weitere Kostenlose Bücher