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Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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können.
    Luis hingegen hatte den notwendigen Abstand zu mir. Aber vor allem konnte er sich gut in meine Situation hineinversetzen - immerhin war er Schauspieler. Ja, und wie ich jetzt feststellen konnte - er war auch ein Freund.
    Als ich nun an diesem Abend nach Hause fuhr, empfand ich zum ersten Mal seit sehr langer Zeit so etwas wie Leichtigkeit. Ich hatte gerade ein kleines Stück meines alten Optimismus zurückbekommen. Zuversicht.
    Gut so...
     
    Shiros E-Mails waren umfangreich. Sie klangen glücklich. Endlich konnte er mit Ayumi einmal das leben, was für Andere selbstverständlich war. Eine ganz normale Mutter-Sohn-Beziehung. Angstfrei. Und das dann noch in Japan, dem Land seiner Träume.
    Er schilderte mir detailliert die Schönheit der Landschaft um Kumamoto, so wie er es einst am Strand von Fano getan hatte, da allerdings frei aus seiner Fantasie heraus. Er schwärmte von Kultur und Essen, aber er beschrieb auch, welche Probleme er damit hatte, die Riten und Bräuche dort zu verstehen und sie anzunehmen. Das stellte sich als äußerst heikel für ihn heraus, denn durchlebt hatte er dies bislang ja nur in seiner Vorstellung.
    Er war kein wirklicher Japaner, er war kein wirklicher Italiener - das war sein Dilemma, sein Stigma, wenn man so will. Und dessen wurde er sich nun immer deutlicher bewusst, genauso wie der Tatsache, dass seine japanischen Wurzeln vor allem den Genen geschuldet waren. Seiner Sozialisierung nach war er Italiener durch und durch. Shiro würde sich keinesfalls mit jener Perfektion vor seinem Gegenüber verneigen, wie die japanische Verwandtschaft es beherrschte. Diese Demut besaß er nicht. Er würde niemals damit beginnen, Weintrauben zu schälen, ganz einfach, weil er den Sinn darin nicht erkannte. Und er würde vor allem nicht damit aufhören, Fragen zu stellen, die ihm auf der Seele brannten, ganz gleich, ob sie persönlicher Natur waren oder nicht. Ein Tabu in Japan, das bei Nichtachtung zu Irritationen führte.
    All dies schrieb er mir, und doch schien er glücklich, denn die Nähe zu Ayumi entschädigte für vieles.
    Er fehlte mir, wenn ich seine Zeilen las. Es war dann, als spreche er zu mir. Seine Formulierungen, die Wahl seiner Worte, all dies war vertraut für mich und löste Sehnsucht aus.
    Seine federleichte Art, seine raue Stimme, die sich überschlug, wenn er anfing zu lachen, sein Temperament, seine Lust und sein funkelnder Blick, der mich in den Bann zog, in mich eintauchte, um dann mit mir anzustellen, was immer er wollte.
    Sein Körper fehlte mir ebenso wie sein Verstand.
    Aber mit der Zeit wurde es besser statt schlimmer, und das verblüffte mich. Das hatte ich mir anders vorgestellt: umgekehrt. Ich fand es eigenartig. Doch so war es nun mal. Ich begann mich an unsere Trennung zu gewöhnen.
     
    Das liegt zum einen an der Arbeit, sagte ich mir.
    Ich hatte alle Hände voll zu tun. Anfragen für Diners gab es reichlich, also blieb wenig Zeit zum Grübeln.
    Und es lag zum anderen an Lorenzo.
    Nun - ich war einfach froh, dass ich ihn an meiner Seite wusste.
    Zum Beispiel erledigte er die meisten Einkäufe für mich, denn hinter dem Steuer meiner Ape fühlte ich mich noch nicht sicher. Ich traute ja kaum meiner Messerführung. Und er half mir ab und zu beim Service, was ich sehr zu schätzen wusste.
    Abends, nach getaner Arbeit, saßen wir dann meist noch zusammen in der Küche, tranken einen Wein oder zwei oder drei und schwiegen uns an.
    Ich erinnere mich noch sehr gut an diese Stimmung. Wir Brüder - uns gegenüber sitzend - zu müde, um große Worte zu machen, aber froh darüber, einander zu haben.
    Immer häufiger ertappte ich mich dabei, wie ich ihn einfach nur ansah, meinen älteren Bruder, und wie ich ihn ganz allmählich mehr und mehr entdeckte, auf wieder mal eine neue, ganz neue Weise.
    Auf eine Weise, die nicht mehr nach Fano, in dieses kleine verschlafene Nest gehörte, wo Renzo einfach immer 10 Zentimeter länger und zwei Kilo schwerer gewesen war als ich. Er, der immer eine Nasenlänge voraus unserem Vater trotzte, einfach sein Ding machte, und auch mal Prügel einsteckte, um sich nicht verbiegen zu müssen.
    Diesen Lorenzo gab es nicht mehr. Zumindest nicht mehr für mich. Wenn, dann vielleicht noch den Unbeugsamen...
    Nun sah ich Renzos große Locken, die, wenn er den Kopf schräg legte, wie es so seine Art war, immer über seine Schulter strichen. Das helle, cremige Braun seiner Augen, die stets auf der Suche waren, so wie die Linse seiner Kamera und -

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