Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
Vom Netzwerk:
erträglichen Grenzen.
    Ich hatte mich für die Variationen von Hecht und Süßwasserbarsch entschieden und genoss es sehr, endlich mal wieder wirklich gut und schwelgerisch zu essen.
    Das war etwas, das es während der Drehtage generell nicht gab. Dafür blieb weder die Zeit noch die Energie.
    »Dies hier macht mich glücklich«, tat ich denn auch kund.
    »Was hier ...?«  
    »Na, der ausgezeichnete Fisch, unser Gespräch und du natürlich. Vor allem du...«
    »O'lala...« Er grinste mit rollenden Augen über ein Glas Chardonnay hinweg, »Du bist ja wirklich noch ganz high. Und dabei bin ich doch der mit den Muscheln.«  
    »Spinner! So mein' ich es nicht.«
    »Ich weiß genau, wie du es meinst, Lucamaus...«, sagte er leise während er mir sein unsagbar breites Lächeln schenkte, »...Und ich hab dich auch lieb, wenn du weißt, was ich meine.« Er nickte zur Bestätigung.
    »Begleitest du mich zur Eröffnung?«
    »Sicher...«
    »Ich geh aber spät...«
    »Um so besser...«
    »Welches Auge?«
    »Türkis, würd' ich sagen. Ja, Türkis! Das fetzt!«
    »Nicht Gold?«
    »Zu schwülstig für den Anlass. Nein, nein, Türkis ist perfekt...« Und damit winkte er den Kellner herbei, um sich die Dessertkarte bringen zu lassen. Ganz Jack.
    Schön, wieder Zuhause zu sein...
     
    »Du hast mir gefehlt...«, rief er mir mit einem Lächeln zu, während wir, mit Einkaufstüten beladen, die Treppe zu unserer Wohnung hinauf stiegen. Ich hatte angekündigt, am Abend etwas größer zu kochen, damit wir uns mal wieder zu Gesicht bekamen. Auch das war zu kurz gekommen in der letzten Zeit.
    Shiro sah wirklich gut aus. Sein Vorhaben ließ ihn strahlen.
    »...Siehst übrigens wirklich gut aus...«, sagte er verblüffenderweise zu mir, nachdem unsere Tür ins Schloss gefallen war, so, als gäbe es eine telepathische Übereinkunft zwischen uns. »Die Bergluft, wie?«
    »Schon möglich«, log ich und begann die Einkäufe im Kühlschrank und in den Schränken zu verstauen. »Ich bin demnächst übrigens in der Simona Latello-Show...«
    »Ja, ich weiß...«, rief Shiro aus dem Bad. »...Supersache...«
    Ich war absolut baff. »Du weißt? Woher weißt du das?«
    Er kam in die Küche und rieb sich sein Haar trocken, das er kurz unter kaltes Wasser gehalten hatte. Eine Angewohnheit, die er aus Japan mitgebracht hatte. »Die haben hier angerufen... wollten dich sprechen...«
    »Hast du mit ihnen gesprochen?«
    »Ja, habe sie an Gianni verwiesen... War doch richtig, oder?«
    »Ja...«, antwortete ich nachdenklich. »...Denke schon. Wann war denn der Anruf?«
    »Vor drei Tagen, glaub ich... Ja! Vor drei Tagen.«
    Das war nach Giannis Anruf während des Drehs.
    »Sonst haben sie nichts gefragt?«
    »Nein. Nur, wo sie dich erreichen könnten. Sonst musst du Pius fragen. Der hatte den Anruf angenommen... wieso? Was ist das Problem?«
    »Ich weiß es nicht...«, antwortete ich ratlos, »...Aber sie haben hier angerufen, nachdem schon alles klar war. Das find ich komisch.«
    »Na, sie wollen sicher noch mal mit dir persönlich sprechen. So komisch find ich das jetzt nicht.«
    »Stimmt schon... sicher hast du Recht.«
    Aber trotzdem, mein Gefühl sagte mir, dass an der Sache etwas nicht stimmte.
    Ich wusste eben nur nicht was.
     
    Für den Abend bereitete ich einen Cappon Magro vor, ein ligurisches Seemanns-Gericht, das ich erst hier in Genova kennen und lieben gelernt hatte.
    Cappon Magro ist eigentlich eine Art Salat, der aus verschiedensten, einzeln gegarten Gemüsesorten und unterschiedlichen Fischen besteht. Diese schichtet man kunstvoll übereinander, reichert das ganze mit einer würzigen Mayonnaise an und umkränzt diese pyramidenförmige Anhäufung zum Abschluss mit Scampi, Austern und Garnelen. Dazu wird traditionell Brot vom Vortag gereicht, das mit Knoblauch eingerieben und mit Meerwasser beträufelt wird.
    Ein aufwändiges, unglaublich aromatisches Gericht, welches immer wieder neu erfunden werden kann, weil bei der Auswahl der Zutaten der eigene Geschmack oder die Jahreszeit und nicht etwa irgendein Rezept entscheidet.
    Fenchel, Artischocken, Zucchini, Möhren, etwas Blumenkohl und Broccoli, Kabeljau, Schwertfisch, eingelegte Sardellenfilets und hart gekochte Eier - so sah mein Zutaten-Arrangement für den Abend aus.
    Und sie mochten es. Das nahm ich zumindest an, denn sie hatten Appetit.
    Pius und Shiro waren in den letzten Wochen zusammengewachsen, das war unschwer festzustellen. Sie warfen sich verbal die Bälle zu und verpassten es

Weitere Kostenlose Bücher