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Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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eingenommen, dass sie mich fast gar nicht wahrnahmen.
    Der Unterschied unserer Situation lag im Ergebnis.
    Während ich, trotz aller Bemühungen, keinen einzigen Schritt weiter kam, entwickelte sich die Bar.
    Der angestaubte Charme einer auf soft getrimmten Hafenkneipe war klar gegliederten Formen in kraftvollen, glänzenden Farben gewichen.
    Spiegelwände und ein ausgeklügeltes Lichtsystem schufen ein neues Raumgefühl und extra angefertigte Modulmöbel ermöglichten es, die neuen Sitzgruppen mit wenigen Handgriffen komplett umzugestalten. War es früher undenkbar, im L’amo zu tanzen, so verwandelten sich jetzt die tiefroten ledernen Sessel mit wenigen Handgriffen in eine endlose Bank. Der dadurch entstandene Platz bot auf einmal Raum für Partys.
    »Das hätte ich nicht für möglich gehalten...«, gestand ich, als ich zwischendurch zu einem Spontanbesuch vorbeikam, um die Fortschritte zu begutachten.
    »Nicht wahr?« Shiro lehnte an einer Leiter und sah sich stolz um. »...In zwei Wochen ist Eröffnung... Kommst du...?«
    Die Frage war nicht unberechtigt, das wusste er. Mich draußen blicken zu lassen hatte mittlerweile fast schon was von öffentlichem Auftreten. Und wenn ich mich einfach so zur Eröffnung einer Schwulenbar hinreißen ließe, wäre das ein gefundenes Fressen für die Presse. Shiro war das klar.
    »Ich versuche, später vorbeizuschauen, wenn der ganze Rummel vorbei ist...«
    »Das reicht mir schon...« Er legte seine Arme auf meine Schultern und sah suchend in mein Auge. »...Du bist eh hier drin, bei mir, das weißt du. Ja?«
    Er klopfte auf seine Brust. Ich schluckte trocken und nickte dann.
    »Das ist schön... dass das so ist...«
     
    »Ist alles in Ordnung mit dir?« Fabio sah mich besorgt von der Seite an, während ich die Berghänge zum Kloster hinaufraste. Wir fuhren offen, daher verstand ich ihn nicht gleich.
    »Wieso? Was soll sein?«
    »Du bist schon den ganzen Morgen gereizt. Hab ich irgendwas falsch gemacht?«
    Das machte mich rasend an Fabio. Er gab sich immer so devot. Hündisch , wie Jack zu sagen pflegte. Schon dieser Tonfall... dieses hochgeschraubte faaalsch gemaaacht?  
    »Was sollst du falsch gemacht haben?«, fragte ich pampiger zurück als beabsichtigt.
    »...Wir haben ja kaum miteinander gesprochen...«
    »Ja eben...«
    »Ich bin halt nicht so gut drauf, okay?«
    Haarnadelkurve...
    »Ja, sicher. Wenn ich dir irgendwie helfen kann...«
    Dritter Gang - beschleunigen - runterschalten ...  
    »Dann lass mich einfach in Ruhe, ja?«
    »Sicher...«
    Oh Mann. Dieses - Sicher . Wie getreten. War mir früher nie so aufgefallen an Fabio, aber in letzter Zeit...  
    Oder hatte ich mich so sehr verändert? Warum war ich so unfreundlich zu ihm?
    Eben wegen dieses elend devoten Tamtams. Es machte mich wahnsinnig!  
    Dabei müsste es mir eigentlich ganz gut gehen.
    Endlich wieder Dreh. Die legitime Chance, mich aus meinem selbst gebastelten Genoveser Irrsinn abzuseilen.
    Kein Shiro, kein Lorenzo, überhaupt niemand. Zumindest niemand, dem ich in irgendeiner Form Rechenschaft schuldig war.
    Gerader Spurt - vierter Gang...
    Stundenlang hatte ich vor einem weißen Blatt Papier gesessen, um Worte zu finden. Irgendwelche Worte, die mich Renzo erklären konnten. Vergeblich...
    Er ging mir nach wie vor nicht aus dem Kopf, spukte pausenlos von einem Gedanken zum Nächsten, begann Bilder zu malen... Fantasie lässt sich nicht verbieten ... Irgendwo hatte ich das mal gelesen und erst jetzt verstand ich wirklich, was damit gemeint war. Ich war machtlos...  
    Dann Shiro. Mein über alles geliebter Shiro.
    Daran gab es doch überhaupt keinen Zweifel. Er war mein Mann. Ich liebte ihn wirklich so sehr.
    Wirklich? So sehr?
    Ich brauchte neue Bilder... unverfängliche, verdauliche... schmerzfreie... einfache...
    »Ich würd dich gerne nach Drehschluss zu einem Wein einladen...«, hörte ich mich sagen und erschrak nicht mal vor dem, was mein Hirn sich da wie mechanisch in Sekundenbruchteilen zurecht gesponnen hatte. »Lust...?«
    Klar hatte der Lust. Und wie...
    »...Sehr... gerne. Natürlich...«, antwortete er prompt, etwas verwirrt über meinen prompten Stimmungswandel.
    Na bitte!
    Neue Bilder ...  
     
    Giannis Anruf erreichte mich während einer Drehpause am frühen Nachmittag.
    »...großartige Publicity-Möglichkeit...«
    Ich hörte nur mit halbem Ohr zu, da ich lautlos mit Hand und Fuß ein Glas Wasser bei Gisella vom 'Licht' orderte. Es dauerte endlos, bis sie mich verstand.
    »...Immerhin

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