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Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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bestätigten mir, dass es okay und richtig sei, jetzt zu gehen. Also verließ ich die Küche und stieg nach oben zu Shiro.
    Ich wusste nicht, was mich erwarten würde, aber das, was dann kam, war so völlig anders als ich es mir vorgestellt hatte.
     
    Shiro war wütend. Richtig wütend.
    Unruhig rannte er im Zimmer auf und ab, griff Kleidung aus dem Schrank und vom Boden, die er irgendwie in eine Tasche stopfte. Ich sah an seinem Gesicht, seinen fahrigen Bewegungen, dass er aufgebracht war.
    Als er mich bemerkte, blieb er stehen, und ich sah Panik in seinen Augen.
    »Luca...«, sagte er nur matt und seine ganze aufgestaute Energie verpuffte mit einem Male.
    »Möchtest du lieber alleine sein?«, fragte ich hilflos, da ich die Situation überhaupt nicht einschätzen konnte.
    Shiro schüttelte mit dem Kopf und ließ sich aufs Bett plumpsen.
    Ich stellte den Teller auf seinen Tisch und zog mir einen Stuhl heran, so dass wir uns gegenüber saßen.
    Shiro starrte auf den Boden vor sich. »Das war er ...!«, sagte er nur.  
    Ich verstand erst nicht, aber dann, ganz langsam dämmerte es mir.
    »Dein Vater?«, fragte ich vorsichtig.
    Shiro nickte. »Sie ist nicht von alleine gestürzt. Das glaube ich einfach nicht. Er hat das gemacht.«
    »Aber wieso?«
    »Weil er einfach so ist!« Er ließ sich nach hinten aufs Bett fallen und starrte an die Decke. »Ich hätte sie beschützen müssen!«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Also saß ich einfach nur bei ihm und sah betreten zu, wie er an die Decke starrte. Was konnte ich tun?
    »Matteo fährt dich gleich morgen früh nach Hause.«, sagte ich nach einer Weile.
    »Nicht nach Hause! Zu meiner Mutter! Auf keinen Fall nach Hause...« Er hob seinen Kopf und sah mich drängend an. »Das ist ganz wichtig!«
    »Okay - nicht nach Hause!« Allmählich entstand eine vage Vorstellung in meinem Kopf, die ein unschönes Bild von Shiros Familiensituation zeigte. »Aber du musst doch irgendwo wohnen.«  
    Er setzte sich auf und schien nachzudenken. »Bei Lucia. Ich kann bestimmt bei Lucia wohnen. Ja, das ist eine gute Idee. Lucia hat Platz.«
    »Eine Freundin?«
    »Eine Freundin meiner Mutter.«
    Jetzt, wo sich ein Plan abzeichnete, schien er sich mehr und mehr zu beruhigen. Er erkundigte sich nach den Anderen und ob es in Ordnung sei, dass ich nicht in der Küche arbeitete. Ich versicherte ihm, es sei alles genau richtig so und holte zum Beweis den Wurst- und Käseteller, den mir Rosalia mitgegeben hatte. Da lächelte er sogar einmal.
    »Danke, dass du hier bist«, sagte er irgendwann.
    »Wo sollte ich denn sonst sein?«
    Da nickte er und schloss die Augen. »Das ist schön.«
    Ich war erleichtert, dass sich die Situation entspannte. Und ich war froh, dass ich Shiro als Freund hatte.
    Irgendwann aßen wir die Salsiccia und hörten Wagner - Tannhäuser - wie ich von Shiro erfuhr. Es war eine eigenartige Stimmung, die von der Musik noch unterstützt wurde, aber es war ja auch eine besondere Situation.
    Er erklärte mir, worum es bei Tannhäuser geht, und wer da was gerade singt. Ich war erstaunt, wie viel er darüber wusste, wenngleich ich sowohl die Musik als auch die Story ziemlich schräg fand. »Es ist die Lieblingsoper meiner Mutter«, schloss er seinen Vortrag, und da begriff ich.
    Also versuchte ich mit anderen Ohren das, was ich da hörte, zu verstehen und tatsächlich, durch Shiros Erzählungen und den kraftvollen, leidenschaftlichen Gesang fand ich es irgendwann auch nachvollziehbar, dass man dieser Musik etwas abgewinnen kann.
    »Japaner lieben Wagner.«
    »Ah...«
    »Ja. Wagner und Bach. Deutsche Klassiker.«
    »Hmhm...«
    »Bleibst du heute Nacht bei mir?«
    Ich blickte irritiert.
    »Ich will einfach nicht allein sein.«
    Das konnte ich gut verstehen. »Ja, klar... kein Problem.« Ich hängte noch ein 'Gerne' dran.
    Shiro lächelte, und das erste Mal an diesem Abend hatte ich das Gefühl, dass alles wieder gut werden könnte.
     
    Neun Stunden später saß ich am Strand und dachte darüber ganz anders.
    Ich rauchte eine Zigarette. Alleine...
    Ganz selten kam in mir der Wunsch nach einer Zigarette auf. Heute war so ein Tag.
    Shiro war in aller Frühe mit Matteo nach Perugia aufgebrochen. Es war eine überstürzte Abreise gewesen, mit wenig Raum für Worte.
    Und als dann der alte Peugeot meines Großvaters immer kleiner und kleiner wurde, spürte ich so was wie einen Stich in der Brust. Ich sah noch eine ganze Weile dem nicht mehr sichtbaren Auto hinterher, ohne dabei an

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