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Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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zu verhindern, dass etwas von dem nach außen drang, was er seiner Frau und seinem Sohn antat.
    Shiro hatte versprochen, mich anzurufen, sobald es Neuigkeiten gab.
    Und darauf wartete ich nun.
    Wie ging es Ayumi Comero? Hatte das mit dem Zimmer bei dieser Lucia geklappt? War er seinem Vater begegnet, und wenn - wie war das verlaufen? Aber vor allem, wie lange würde er wegbleiben? Bislang war mein Handy stumm geblieben, und auch ein ständig wiederholter Blick auf das Display änderte nichts daran.
    Valentina hatte angeordnet, dass ich erst zum Abend wieder in die Küche musste. Ihr war wohl klar gewesen, dass in der letzten Nacht kaum an Schlaf zu denken gewesen war. Meine Mutter überraschte mich mehr und mehr.
    Ich zog gedankenverloren an meiner Zigarette und drückte sie dann aus.
    Mein Blick wanderte in den Horizont.
    Griechenland. Dort soll es auch sehr schön sein , hatte Shiro gesagt und dabei so sehnsüchtig geklungen. Jetzt verstand ich ihn, den inneren, tiefen Wunsch, woanders zu sein. Für mich war Fano der Nabel der Welt. Hier war ich glücklich. Einfach, weil ich hier glücklich sein durfte.  
    Angst, richtige Angst - so etwas kannte ich nicht. Bis jetzt. Aber die Vorstellung, was in Perugia alles passieren konnte, hatte das geändert. Und ich war so hilflos...
    Ich griff in den Sand und ließ ihn langsam durch meine Finger rieseln. Was sollte ich nun tun?
    Und je länger ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir, dass ich mein Versprechen nicht halten konnte.
     
    Der ersehnte Anruf kam um drei. Und Shiro klang gut. Ich war erleichtert.
    Seiner Mutter ging es besser und auch das mit der Unterkunft hatte geklappt. Da man in der Klinik das Handy ausschalten musste, kam der Anruf so spät, was ja logisch war, und - nein - er war seinem Vater nicht begegnet, und dazu würde er es auch nicht kommen lassen.  
    Ayumi Comero hatte sich den rechten Arm angebrochen und, was schlimmer war, sie hatte sich eine starke Gehirnerschütterung zugezogen.
    Ich hörte mir all dies an, wusste dem aber nichts zu entgegnen. Da waren weder tröstende Worte noch drängende Fragen, die ich über meine Lippen brachte. Ich war einfach nur erleichtert, dass er sich gemeldet hatte, dass es ihm offenbar gut ging.
    Und als ich schließlich auflegte, überkam mich wieder dieses Gefühl von Leere.
    Dann lief mir Lorenzo über den Weg, und ich begegnete seinem herausfordernden Blick. Ich hasste ihn in diesem Moment. Er schien das zu spüren, denn er senkte seine Augen und ging wortlos und etwas betreten seinen Weg, ohne die sonst üblichen Seitenhiebe. Wenigstens etwas...
    Der Abend in der Küche verlief dann routiniert und lenkte mich von meinen düsteren Szenarien zeitweise sogar ab.
    Rosalinas Tangomusik im Hintergrund wirkte wirklich Wunder. Hinzu kam, dass die Anderen besorgt nachfragten. Ich spürte, dass es mir gut tat, etwas darüber erzählen zu können, wenn auch nicht das Entscheidende.
    Doch genau das war mein Problem. Ich kam damit nicht klar. Nicht allein. Zu sehr drehte ich mich mit meinen Gedanken und Sorgen im Kreis. Zermürbend...
    Nachdem ich schließlich lange darüber nachgedacht hatte, wem ich mich anvertrauen könnte, fiel meine Entscheidung auf Matteo.
    Zum einen hatte er viel in seinem Leben gesehen, zum anderen war er derjenige, der immer wieder betont hatte, dass, wenn ich etwas auf dem Herzen hätte, ich ruhig zu ihm kommen sollte. Und Matteo kannte Alessandro Comero.
    Nachdem ich diesen Entschluss gefasst hatte, ging es mir schon etwas besser.
    Jetzt musste ich nur noch den richtigen Zeitpunkt abpassen.
    Und vor allem die richtigen Worte finden.
     
    Meine Alleingänge zum Strand wurden zur Regelmäßigkeit. Tag für Tag fuhr ich nach dem Aufstehen mit meinem Roller ans Meer, schwamm eine halbe Stunde und dachte dann, während ich trocknete, nach.
    Die Telefonate aus Perugia klangen inhaltlich zwar beruhigend, aber meine Stimmung blieb, wie sie war. Bedrückt. Doch zumindest hörte ich so Shiros Stimme. Das machte mich glücklich, wenn wir miteinander sprachen und traurig, wenn das Gespräch schließlich beendet war. Manchmal überlegte ich dann, ihn kurz zurückzurufen, nur um ihn noch einmal zu hören - verwarf den Gedanken aber gleich wieder.
    Auch am Strand fehlte er mir. Ich ertappte mich immer häufiger dabei, wie ich innere Dialoge durchspielte und Dinge oder Begebenheiten mit einem Shiro besprach, der nur in meinem Kopf existierte.
    So etwas kannte ich bislang nicht. Es irritierte mich, aber

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