Luca's Rezepte
nicht. Aber warum gehst du nicht mit ihm zum Strand? Da kann er baden, und dann fühlt er sich auch gleich viel besser.«
Sie schien darüber nachzudenken. Schließlich nickte sie entschlossen mit dem Kopf. »Gute Idee, das mache ich. Und dann kaufe ich Osso eine Schere, und dann schneide ich ihm die Haare.«
»Sehr gut!«, bestärkte ich sie, in der Gewissheit, dass sie den Teil mit der Schere entweder in kürzester Zeit vergessen hatte oder, falls nicht, sie eh keine bekommen würde, da es so etwas vermutlich überhaupt nicht gab.
Ich ging weiter unsere Vorräte durch, um den Einkauf mit Matteo vorzubereiten. Die Liste hatte mir Antonio zusammen mit dem Geld auf den Küchentresen gelegt. Wie immer. Ich war ziemlich müde, weil ich die letzte Nacht erst spät in einen unruhigen Schlaf gefallen war. Aber trotzdem fühlte ich mich fit. Ich kapierte nur nicht, was mit mir los war. Shiro hatte sich doch über das Messer gefreut. Sehr sogar. Und trotzdem war da ein Gefühl, das mir sagte - da stimmt etwas nicht. Nur was, wollte mir nicht einfallen.
Salz! Wir brauchten dringend Nachschub. Und Hartweizen.
Aber eigentlich war ich es ja auch, der sich eigenartig verhielt. Irgend etwas nagte an mir, etwas Unkonkretes.
Kapernäpfel, Anchovis und Granatapfelsirup.
Ich war verunsichert. Aber warum?
Ich ging die Vorbestellungen für den Abend durch und checkte das Menü für die Hochzeit. Sie wollten es ganz traditionell. Gemischte Antipasti, Spaghetti Vongole, Kalbsroulade, gefüllt mit Schinken und Basilikum, Seezungenröllchen an Weißweinsoße und zum Abschluss Cassata. Keine wirklichen Überraschungen, doch auch keine schlechte Wahl. Spaghetti Vongole gehörte zu meinen absoluten Favoriten.
Die Brauteltern hatten sich für ein Buffet entschieden. Das erleichterte uns zwar die Arbeit, aber es brachte auch nicht so viel ein wie Tellergerichte. Okay, dann gab’s also große Platten und Bains.
»Morgen Luca.«
Ich erschrak. Das hatte ich jetzt am allerwenigsten erwartet.
»Shiro...«
Ich brachte ein unbeholfenes Lächeln zustande, als ich mich umdrehte. Er hatte den Messerkasten unter den Arm geklemmt und strahlte mich an.
»Hast du mal 'ne Möhre für mich, oder zwei?«
Da musste ich lachen. Wie er so dastand, mit der Kiste unter dem Arm, seine ewige Haarsträhne vor dem rechten Auge und diesem erwartungsvollen Grinsen im Gesicht, verflog mein eigenartiger Stimmungswirrwarr. Shiro war wie immer. Alles war okay.
»Einen ganzen Sack, wenn du willst. Das würde uns sehr helfen.«
»Ich würde gerne schnippeln.« Er klopfte auf den Kasten. Sein Grinsen wurde breiter.
»Perfekt.«
Ich holte ihm einen Sack Möhren aus dem Kühlraum, suchte Balsamico, Weißweinessig, Olivenöl, Basilikum, Zucker und Knoblauch zusammen und richtete ihm einen Arbeitsplatz ein.
»Die Möhren schälen und in nicht zu feine Stifte schneiden. Dann mit dem Weißweinessig und dem Knoblauch dünsten...« Ich zog eine Kasserolle aus dem Unterschrank und pustete aus Gewohnheit hinein, falls sich Zwiebelschale darin verirrt haben sollte. Trotz aller Gründlichkeit passierte das manchmal. »...Sie müssen noch Biss haben«, fuhr ich fort. »Anschließend werden sie mit den restlichen Zutaten mariniert und kühl gestellt. Die Mengenverhältnisse...«
»Weißt du was, Luca Lauro?«
»Ja?«
»Du bist wirklich ein verdammter Koch...«
»Klar bin ich das.«
»Vertraust du mir?«
»Ja, sicher.«
»Dann hau jetzt einfach ab, einkaufen.«
Die Hochzeitsfeier verlief reibungslos. Sowohl das Essen, als auch der Service wurden überschwänglich gelobt. Wir konnten zufrieden sein. Und es war einer jener Abende, an dem mein Bruder und ich ausnahmsweise mal ohne Sticheleien und gegenseitiges Angiften auskamen.
Einmal lachten wir uns sogar zu, doch als wir uns dessen bewusst wurden, hatte es sich damit auch gleich wieder.
Schon der Einkauf war sehr erfolgreich verlaufen. Matteo hatte, wie immer bei größeren Veranstaltungen, die Muscheln, den Fisch und das Fleisch vorbestellt. So waren wir mit den Zutaten auf Nummer Sicher. Die Qualität, die wir bekamen, war topp, und da wir mittlerweile ein eingespieltes Team waren, schafften wir den Einkauf in sagenhaften dreißig Minuten. Matteo kümmerte sich um Fleisch und Fisch, während ich Gemüse und den Rest orderte. Eigentlich wäre sogar noch Zeit für einen Kaffee geblieben, aber angesichts der Vorbereitungen, die noch anstanden, verzichteten wir darauf.
Das mit dem Kaffee hatte sich als
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