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Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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es half etwas gegen das Gefühl des Alleinseins.
    Dann folgte das Gespräch mit meinem Großvater.
    Wie ich es erwartet hatte, nahm er sich bereitwillig Zeit.
    Und so saßen wir bei Rotwein und Lemon-Soda auf seiner Terrasse im ersten Stock, im schützenden Schatten einer Markise, und er hörte mir aufmerksam zu. Es fiel mir nicht leicht, Shiros Erzählung in meinen eigenen Worten wiederzugeben. Irgendwie klang ich für mich selbst so, als wollte ich mich wichtig machen. Ausserdem blieben meine Beschreibungen schwach und farblos, weit hinter dem, was Shiro mir in jener Nacht anvertraut hatte.
    Aus der Küche klang entfernt das Lärmen der Vorbereitungen für den Abend, und ab und zu drangen vertraute Düfte von gerösteten Zwiebeln und Gebratenem zu uns.
    Meine Strategie sah vor, Matteo offen all das zu sagen, was ich wusste, ihm aber auch den Druck zu beschreiben, den das Schweige-Gelübde mir abverlangte.
    Nachdem ich mit meiner Schilderung zu Ende war, sah ich erwartungsvoll in sein vertrautes Gesicht und wartete ab.
    Matteo rauchte nachdenklich seine Zigarette zu Ende und trank einen Schluck Roten. Dann sah er mich an und lächelte traurig.
    »Das ist schlimm, was du erzählt hast, Luca. Sehr schlimm. Und wir müssen jetzt sehr genau überlegen, was nun zu tun ist«, begann er.
    »Zunächst einmal hast du richtig gehandelt. Niemand, auch nicht dein bester Freund, kann von dir verlangen, so etwas für dich zu behalten. Aber das hat er ja auch nicht aus Vernunft, sondern aus Angst getan. Und das ist eben das Schlimme, das mit der Angst.«
    Ich nickte. Genau so sah ich es auch.
    »Gut ist, denke ich...«, fuhr er fort, »...dass er eigentlich ja hier lebt und so nicht mehr unter dem Einfluss seines Vaters steht. Ich mache mir aber genau wie du Gedanken, inwieweit er jetzt, wo er bei seiner Mutter sein möchte, in Sicherheit ist. Immer vorausgesetzt, es stimmt, was er dir erzählt hat.«
    »Ich weiß einfach, dass es stimmt!«
    »Das glaube ich dir. Zwei Dinge sind jetzt wichtig. Zum einen müssen wir die Gewissheit haben, dass Shiro Comero sicher ist. Das ist das Wichtigste. Und dann muss dem ein Ende gesetzt werden. Alleine schon, um seine Mutter zu schützen.«
    »Aber wie?«
    Matteo steckte sich eine weitere Zigarette an. Dann paffte er eine Weile vor sich hin und schien zu überlegen. Schließlich nickte er. »Ich werde noch heute meinen alten Freund Falcone in Perugia anrufen und ihn fragen; ob ich mich ein paar Tage bei ihm einquartieren kann. Das hatten wir schon seit langem vor - mal wieder über alte Zeiten reden.«
    »Und dann?«
    »Nun. Ich bin vor Ort. Ich schau nach dem Jungen, und ich werde, aus Höflichkeit versteht sich, einen Besuch im Krankenhaus und einen bei Comero selbst einplanen...«
    Er lächelte und kratzte sich an seinen grauen Bartstoppeln. »...Wo ich doch schon mal da bin...«
    Ich war nicht begeistert, aber immerhin - es war so etwas wie ein Plan.
     
    »Du hast... was?«
    »Ich musste mit jemandem reden, und Matteo...«
    »Das hättest du nicht tun dürfen! Du hattest es mir versprochen! Du hattest es versprochen!«
    »Hör mal Shiro, Matteo hat mir...«
    »Und dir habe ich vertraut...«
    Damit war das Gespräch beendet, Shiro hatte die Verbindung abgebrochen. Er war außer sich.
    Und ich verzweifelt.
    Ich versuchte sofort ihn zurückzurufen, aber er hatte sein Handy ausgestellt. Also schrieb ich ihm panisch eine SMS, in der ich versuchte, alles, so gut es ging, zu erklären. Meine größte Angst war, dass er jetzt in seiner Wut irgend etwas tat, was die ganze Situation verschlimmern könnte. Ich hatte Mist gebaut, aber so richtig.
    Matteo war schon am Mittag aufgebrochen. Gegenüber unserer Familie hatte nicht er mit diesem Falcone, sondern dieser mit ihm Kontakt aufgenommen, und so ergaben sich keine Fragen. Valentina schlug sogar von sich aus vor, ob es ihm nicht möglich wäre, mal bei Shiro und seiner Mutter vorbeizuschauen. Sie gab ihm noch hausgemachte Cantuccini und eine halbe Salami für die beiden mit.
    Warum nur hatte ich Shiro von unserem Plan erzählt, fragte ich mich immer wieder? Aber im Grunde kannte ich die Antwort. Es ihm nicht zu sagen - das wäre wirklich Verrat gewesen. Er musste wissen, dass Matteo es wusste.
    Ich war verzweifelt. Und alleine.
     
    »Du siehst unglücklich aus...«
    Ach! Sah man mir das an? »Alles bestens«, log ich, so gut es ging. Rebecca hob skeptisch die Augenbrauen. »Blödsinn!«, sagte sie direkt. »Ich weiß wie ' alles bestens' aussieht

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