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Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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ein Koch.
    Mich faszinierte die Schärfe der Klinge. Da kam keines unserer Messer mit, aber in der Handhabung hatte es mir einfach zu wenig Gewicht. Wahrscheinlich Gewöhnungssache.
    Fisch lief zur Zeit am besten. Das lag am Wetter, aber auch unser Ruf in dieser Richtung trug dazu bei. Ganz gleich, ob gedünstet, gebraten oder gegrillt. Die Gäste liebten unsere Spezialitäten aus dem Meer.
    Wir kamen kaum hinterher, Petersfisch, Sardinen, Goldbrassen, Schwertfischsteaks und natürlich Meeresfrüchte wie Pfahl- und Miesmuscheln, Seeschnecken, Scampi oder Calamari auf den Tisch zu bringen.
    Um all diese wunderbaren Tiere zuzubereiten, brauchte es allerdings viel Erfahrung und ein perfektes Timing. Einen kurzen Moment zu lange in der Pfanne oder auf dem Grill und der Fisch wurde trocken oder zerfiel, je nach Art.
    Unangefochtener Meister der Fischzubereitung war bei uns Antonio. Matteo hatte ihm alles an Wissen und Können beigebracht, was notwendig war, um perfekt zu sein. Und Antonio war perfekt.
    Ein weiterer Punkt, der bei der richtigen Fischzubereitung absolut Vorrang hat, ist Sauberkeit. Das trifft zwar generell zu und unterscheidet häufig den mäßigen vom guten Koch, aber beim Fisch gelten nochmal andere Regeln.
    Genau mit dieser Aufgabe, dem gründliche Reinigen aller Geräte und Arbeitsflächen, waren ich und vor allem Shiro betraut. Es machte zwar wirklich keinen Spaß, doch zum Ausgleich kamen wir häufig früher aus der Küche. Das wiederum gefiel uns. Die Zeit nutzten wir dann, um an den Strand zu fahren oder einen Kaffee auf der Piazza Roma in Montefelcino zu trinken.
    Ein Schulfreund von mir arbeitete da in einer Bar. Manchmal steckte er uns dann ein Panino zu oder lud uns zu einem Espresso ein.
    Je mehr Zeit verging, desto weniger war die Freundschaft zu Shiro für mich wegzudenken.
    Ich hatte das Gefühl, zum ersten Mal in meinem Leben, wirklich verstanden zu werden. In unseren Gesprächen konnte ich einfach sagen, was ich dachte und empfand. Wir konnten wunderbar zusammen Zeit totschlagen. Was für mich jedoch das Großartigste war: Wir verstanden uns auch ohne Worte. Ein, zwei Blickwechsel und es war klar, was der eine dem anderen mitteilen wollte. So etwas hatte ich bislang nicht erlebt.
     

2.
     
    Der Riss in unsere heile Sommerwelt kam an einem unscheinbaren Donnerstagabend, als das Telefon klingelte.
    Wir von der Küche gingen ab 18 Uhr nie an den Apparat. Das überließen wir dem Service, der die Aufgabe hatte, Reservierungen entgegenzunehmen.
    Das Telefon klingelte also an diesem Donnerstag, und kurz darauf kam Valentina zu uns und bat Shiro, mit ihr zu kommen.
    Wir alle wussten schlagartig, dass etwas Schlimmes passiert sein musste, denn man konnte ihr ansehen, dass sie sehr besorgt war.
    Shiro folgte ihr verwirrt.
    Es sollte eine halbe Stunde dauern, bis wir erfuhren, was geschehen war.
    Ayumi Comero war ins Krankenhaus eingeliefert worden. Sie war laut Shiros Vater mit einem Wäschekorb die Außentreppe ihres Hauses hinuntergestürzt und hatte sich schwere Verletzungen zugezogen. Alessandro Comero fand sie bewusstlos am Boden liegen, als er von seiner Arbeit nach Hause kam.
    »Wie schlimm ist es?«, fragte Antonio, während er die Flamme seines Herdes kleiner stellte.
    »Das konnte er mir nicht sagen. Aber es klang nicht gut.«
    »Was ist mit Shiro?«, hakte ich nach.
    »Er ist jetzt auf seinem Zimmer und packt seine Sachen.«
    Packt seine Sachen - mir war klar, was das zu bedeuten hatte. Ich wollte zu ihm.  
    »Ich halte es für das Beste...«, kam meine Mutter mir zuvor, »...wenn du, als sein Freund, jetzt bei ihm wärst und ihm zur Seite stehst. Traust du dir das zu, Luca?«
    Ich war schon dabei, mir die Hände zu waschen. »Ja, sicher.«
    »Matteo bringt Shiro gleich morgen nach Perugia. Ich habe eben schon mit ihm gesprochen.«
    Ich liebte Valentina dafür. Kam es ganz schlimm, war sie diejenige, die die Fäden in der Hand behielt.
    »Es ist also alles organisiert?«, fragte Antonio besorgt.
    »Ich denke ja. Mehr können wir in diesem Moment nicht tun. Wichtig ist jetzt, dass wir für Shiro da sind. Eine Nacht untätig warten zu müssen ist eine schwere Last.« Sie wandte sich mir zu. »Luca, unterschätz das bitte nicht!«
    Ich nickte.
    Rosalia schnitt Salsiccia und Provolone in mundgerechte Stücke, häufte sie auf einen Teller und reichte ihn mir. »Irgendwann bekommt ihr bestimmt Hunger«, sagte sie warmherzig.
    Ich sah in die Runde und die Gesichter, in die ich blickte,

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