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Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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und ich weiß auch, wie kreuzunglücklich aussieht. Wem willst du hier was vormachen, Luca Lauro? Seit Tagen geht das so...«  
    »Vielleicht will ich einfach meine Ruhe haben?«, keifte ich sie an, rannte so schnell wie möglich die Treppe hinauf, knallte die Tür hinter mir zu und schmiss mich aufs Bett.
    Ich brachte schluchzend ein 'Scheiße' hervor und fing an zu heulen. Was war nur mit mir los? Ich war zu nichts mehr zu gebrauchen. Irgendwie war mir der Boden unter den Füßen weggezogen worden, oder ich hatte das selbst erledigt. Wahrscheinlich eher so. Jedenfalls begriff ich mich nicht mehr.
    Am Abend meldete ich mich krank.
    Das hatte ich noch nie gemacht, aber ich sah mich außerstande zu arbeiten. Ich wusste, dass ich in Erklärungsnot geraten würde, denn - wie gesagt - bei uns verfuhr man mit Krankheiten rigoros. Aber erstaunlicherweise gab es keine Nachfragen. Ein Nicken der Beteiligten, und ich konnte wieder auf mein Zimmer verschwinden, ohne dass mich irgendwer belästigte. Ich verstand das nicht.
    Da hörte ich dann meine Musik rauf und runter. Irgendwann, sehr viel später in der Nacht, ging es mir etwas besser.  
     
    Die kommenden Tage fühlte ich mich zwar nicht grundlegend anders, doch ich überarbeitete mein Verhalten.
    Und das sah so aus: Ich fuhr morgens nach wie vor zum Strand, um zu baden, aber direkt danach ging es ab in die Küche.
    Ich hatte die Hoffnung, dass das meinen Kopf von miesen Gedanken freischaufeln könnte. Und das tat es auch, auf gewisse Weise. Zumindest verhinderte mein plötzlich erwachter Aktivismus, dass ich weiterhin in Selbstmitleid zerging.
    Schwierig wurde die ganze Situation nach Feierabend. Selbst wenn ich völlig erledigt und schwitzend aus der Küche kam, holten die Gedanken mich sofort wieder ein.
    Ich saß dann meinst draußen vor der Treppe zum Außenkeller, zwischen Gemüsekisten und Wasserflaschen, trank noch ein Gas Wein und rauchte ab und zu eine Zigarette, die ich von Gino schnorrte. Ja, und dann, dann kamen die Gedanken.
    Nach wie vor wusste ich nicht, was zur Zeit in Perugia los war. Auch Matteo meldete sich nicht, zumindest nicht bei mir, und so blieben mir nur die Bilder meiner Fantasie, was sich ja schon in der Vergangenheit als nicht so toll herausgestellt hatte. Und ich fühlte mich alleine, trotz all der Menschen und meiner Familie um mich herum. Das war das schlimmste, dieses Alleinsein.
     
    Beendet wurde mein Dilemma schlagartig durch einen ahnungslosen Antonio, der mir eines Morgens ganz beiläufig mitteilte, dass Matteo Mitte der Woche wieder zurückkehren würde. »...Ihr fahrt also erst am Donnerstag nach Pesaro!«
    Ich muss ihn angestarrt haben, als säße ein singender Affen auf seiner Schulter, denn seine linke Augenbraue wanderte irritiert nach oben und ließ drei Stirnfalten wachsen, die wir alle nur als Zeichen großer Ratlosigkeit von ihm kannten.
    »...Wenn das mit Donnerstag zu...«
    »Matteo...«, unterbrach ich ihn, »...Hat er angerufen? Hat er was erzählt? Wollte er mich sprechen?«  
    »Ja - er hat angerufen, nein - erzählt hat er nichts besonderes, und - nein - er wollte nicht mit dir sprechen. Aber was den Donnerstag angeht...«
    »Ja, ja, du kriegst deinen Donnerstag...« Entnervt machte ich mich auf den Weg in die Küche.
    »Ach, schöne Grüße von Shiro soll ich dir noch ausrichten!«
    Ich erstarrte.
    »Was?«
    »...Schöne Grüße von...«
    »Ja, ja, ich hab’s verstanden. Weißt du sonst noch irgendwas?«
    Falte vier erschien auf der Stirn.
    »Sie haben sich wohl getroffen, in Perugia. Es geht ihm gut, und er kommt am Mittwoch mit Matteo zurück.«
    »Er kommt zurück?«
    »Ja, rede ich so undeutlich?«  
    »Nein, nein. Entschuldige. Sonst hat Matteo nichts gesagt?«
    »Nur dass ich dich grüßen soll, und dass alles in Ordnung ist. - Grüß mir den Kleinen und sag ihm, dass alles in Ordnung ist - so hat er's gesagt. Was ist los, Luca? Was hast du?«
    »Nichts. Alles in Ordnung.« Ich lächelte wirr. »Alles in Ordnung«, wiederholte ich leiser. Es war also tatsächlich alles in Ordnung. Antonio sah mich noch eine Weile ratlos an und setzte dann mit irritiertem Kopfschütteln sein Vorhaben fort, die Weinvorräte im Keller durchzusehen.
    Ich merkte wie ich auf einmal sehr tief einatmete und der Druck auf meiner Brust begann, sich aufzulösen. Es war wohl dieser berühmte Stein, der mir gerade vom Herzen gefallen war. Eine neue Erfahrung für mich. Eine gute! Eine unglaublich gute.
     

3.
     
    Als Shiro nach all

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