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Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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den Tagen wieder vor mir stand, hätte ich eigentlich begreifen müssen. Zu deutlich war mein inneres Glücksgefühl über das Wiedersehen. Aber ich ignorierte das Offensichtliche und freute mich einfach nur, dass wir wieder zusammen sein konnten.
    Seine schwarzen Augen blitzen mich an und sein breites Grinsen zeigte mir, dass auch er froh war, mich zu sehen. Mehr sah ich nicht in seinem Blick, und mehr erkannte ich auch nicht an seinem Lachen, obwohl da so viel mehr war. Und später, als wir endlich allein waren und er mich in seine Arme schloss, auch da begriff ich nicht. Sein Herz schlug an meiner Brust, sein Atem strich über mein Ohr, seine Hände hielten meinen Rücken, aber ich wollte es einfach nicht wahrhaben. Noch nicht.
    »Ich habe dich da in eine ziemlich beschissene Situation gebracht.«, sagte er irgendwann mit seiner belegten Stimme. »Du hast mir sehr geholfen... will ich sagen... und - Entschuldigung.«
    Er sah mir in die Augen. »Du hast die ganze Zeit das Richtige getan.«
    »Ja...?«, fragte ich dünn. »...Wirklich?«
    »Ja! Wirklich!« Sein Blick senkte sich. »Ich habe jemanden wie dich noch nie erlebt, Luca.«
    Auch da wollte ich es einfach nicht wahrhaben.
    Er erzählte mir von seiner Zeit in Perugia, beschrieb mir die Klinik, in der seine Mutter lag. Er berichtete von Matteo und davon, wie er es hinbekommen hatte, ihm zu helfen. Er erzählte mir auch, dass es sich bei dem Sturz seiner Mutter tatsächlich um einen Unfall gehandelt hatte und dass sich nach ihrer eigenen Aussage das Leben an Alessandro Comeros Seite in der letzten Zeit deutlich verbessert habe.
    Und die ganze Zeit über sah er mich dabei an, auf eine neue, behutsame Art und Weise, lächelte mir zu, etwas zögerlicher als bisher und sendete so seine Signale.
    Doch ich verstand sie einfach nicht.
     
    Der Tag, an dem ich begann zu begreifen, war ein Dienstagnachmittag, etwa sechs Wochen nach Shiros Rückkehr.
    Wobei - Begreifen - in diesem Fall nicht gleichbedeutend mit - Verstehen - ist. Begreifen hat ja eher was mit - Erfassen - mit - langsam Kapieren - zu tun. So ist das bei mir zumindest. Das - Verstehen - ist dann quasi das Endprodukt des Begreifens, etwas, das Klarheit schafft und einen dann wirklich weiter bringt. Das jedoch, kam erst später.  
    Doch von Anfang an...
    An diesem Dienstagnachmittag hatten wir also unsere Sachen gepackt und waren zum Strand gefahren. Es ging ein leichter Wind von Osten, und das liebten wir. Gerade im Hochsommer war es sehr angenehm, weil es einem die Illusion von weniger Hitze vorgaukelte. Keinen Sommer zuvor war ich so oft am Meer und so oft im Wasser gewesen wie in diesem Jahr. Da wir als Gastronomen in der Saison durchgehend geöffnet hatten - und der Sommer war eben Saison - gab es so etwas wie Familienausflüge ans Meer eigentlich nicht, auch wenn es vor der Tür lag.
    Wenn unsere Nachbarn am Wochenende ihre Picknickkörbe packten und die Sonnenschirme ins Auto luden, um mit Sack und Pack zum nahegelegenen Strand zu fahren, konnten wir eigentlich immer nur neidisch hinterherschauen und versuchen, das beste draus zu machen. Was immer das auch war.
    Dieser Sommer nun war anders. Beinahe jede freie Minute verbrachten Shiro und ich am Strand und im Wasser. Es war perfekt. Einfach schon deshalb, weil wir mit den Strandausflügen alles verbinden konnten, was uns gefiel. Wir bewegten uns, wir hatten immer zu lesen dabei, manchmal auch Musik und in jedem Fall was zu essen. Ab und zu warfen wir Frisbee oder wir hingen einfach nur rum. Es war eine gute Zeit.
    An diesem Dienstag also schwamm ich wie üblich weiter raus und zog meine Kreise. Shiro lag am Strand und las. Unser Lager erkannte ich am roten Sonnenschirm.
    Dann, irgendwann, erhob er sich und kam mit trägen Schritten ins Wasser.
    Paddelte er früher eigentlich immer nur in Ufernähe herum, so schwamm er jetzt mit Vorliebe weit raus und tauchte dann nach Fischschwärmen, die in der Tiefe zu finden waren. Es war mit Shiro immer so, als hielte man nach einem Delphin Ausschau, der nur zum Luftholen an die Wasseroberfläche kam. Also wanderte mein Blick auch an diesem Tag über das Meer, um ihn zu suchen.
    Aber die Oberfläche blieb glatt.
    Ich wusste, dass er sich genau links von mir weiter in der Tiefe befinden musste, etwa 20 Schwimmstöße entfernt, aber da war nichts.
    Doch noch bevor ich begann, mir Sorgen zu machen, schoss er direkt vor mir aus dem Wasser, holte tief Luft und strahlte mich an.
    »...Die ganze... Strecke... in

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