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Luciano

Luciano

Titel: Luciano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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unabhängiges
Sizilien anstreben, und die Kommunisten. Was die anstreben, wissen wir alle. Die einen schneiden den anderen ebenso freudig die Kehle durch wie uns.«
      »General Walther berichtete mir
über die Mafia-Bewegung«, sagte Kesselring. »Stellt
sie einen Faktor dar, mit dem wir rechnen müssen?«
      »Ja, ich glaube, daß
diese Gruppen aus dem Untergrund wirkliche Macht ausüben, und
außerdem sind sie eingefleischte Sizilianer. Das italienische
Festland und Mussolini bedeuten ihnen gar nichts.«
      »Und im Fall einer Invasion werden sie kämpfen?«
      »O ja, ganz bestimmt.«
Koenig nickte. »Allesamt. Unser Hauptproblem wäre die
italienische Armee.«
      »Glauben Sie wirklich?« fragte Kesselring.
      Koenig holte tief Luft und wagte den Sprung ins kalte Was
    ser. »Offen gesagt, Herr Feldmarschall,
müssen wir uns nach meiner Meinung darüber klar sein,
daß das italienische Volk als Ganzes jegliches Interesse am
Krieg, soweit es dies über haupt jemals hatte, und alle
Begeisterung für Mussolini verlo ren hat.« Eine kurze Pause
trat ein, dann lächelte Kesselring. »Eine recht zutreffende
Einschätzung. Ich würde ihr nicht wi dersprechen. Also
glauben Sie, daß die Landung auf Sizilien stattfinden
wird.«

      Koenig fuhr mit dem Finger die
Straße von Palermo in südli cher Richtung bis Agrigento
nach. »Dies ist die wichtigste Verbindungsstraße auf der
Insel, sie führt durch die Region Cammarata, eine der wildesten
und unzugänglichsten Gegen den Siziliens. In letzter Zeit
herrschte dort lebhafte Partisanen tätigkeit. Nach Berichten
unserer Informanten wurden während der vergangenen Wochen mehrere
amerikanische Agenten per Fallschirm eingeschleust. Bisher gelang es
uns nicht, einen von ihnen zu schnappen.«
      Kesselring nahm eine Akte vom
Schreibtisch auf. »Und doch hatten Sie diesen Mann fast schon in
der Hand.« Er schlug den Deckel auf. »Major Harry Carter,
Leiter der Italien-Abteilung von Special Operations Executive in Kairo.
Sie hatten ihn, Koenig, und ließen ihn sich durch die Finger
schlüpfen.«
      »Verzeihung, Herr
Feldmarschall«, berichtigte Koenig mit fester Stimme,
»meine Aufgabe war, Fahndungshilfe im Ge lände zu leisten.
Die Angelegenheit war Sache der Geheimen Feldpolizei und der Gestapo.
Und ich darf darauf hinweisen, Herr Feldmarschall, daß mein
Bataillon seit Rußland nur noch aus fünfunddreißig
Mann besteht. Die Einheit hat außer mir keinen einzigen Offizier
mehr.«
      »Ja, ja. Trotzdem, Carters
Gefangennahme wäre für die Ge heime Staatspolizei ein Coup
ersten Ranges gewesen, und Ber lin, in der Person des
Reichsführers Himmler, ist höchst unzu frieden. Himmler hat
angeordnet, daß einer seiner vertrauens würdigsten
Mitarbeiter aus der Dienststelle in Rom hierher abkommandiert wird, um
mit Ihnen zusammenzuarbeiten.«

      »Verstehe, Herr Feldmarschall«, sagte Koenig. »Gestapo?«
      »O nein«, erwiderte
Kesselring ernst, »viel gewichtiger.« Er wandte sich an
Walther: »Holen Sie Major Meyer herein.«
      Der Eintretende war breitschultrig
und gedrungen und hatte ein flaches, slawisches Gesicht und kalte blaue
Augen. Koenig erkannte den Typus sofort, denn er war im
Sicherheitsdienst stark vertreten: Ex-Polizisten, die mit der
kriminellen Unter welt bestens vertraut waren. Er trug SS-Kampfuniform
und als einzige Auszeichnung den Blutorden, den Hitler für die
Teil nehmer am »Marsch zur Feldherrnhalle« vom 9. November
    1923 geschaffen hatte, und der großes
Prestige verlieh. Das interessanteste an Meyer war der
Ärmelstreifen, auf den mit Silberfaden die Buchstaben RFSS
aufgestickt waren. Reichsführer-SS, die Bezeichnung für
Himmlers persönlichen Mitar beiterstab.
      »Major Franz Meyer –
Major Koenig«, stellte Walther vor, während Kesselring aus
dem Fenster sah und eine Zigarette rauchte.
      Meyer registrierte mit geübtem
Polizistenauge jede Einzel heit an Koenig: die höchst
unvorschriftsmäßige SS-Uniform, das Ritterkreuz mit
Eichenlaub und Schwertern.
      »Angenehm, Herr Koenig«, sagte er.
      Koenig wandte sich an Kesselring.
»Eines, glaube ich, wäre noch zu regeln, Herr Feldmarschall.
Wer ist der Verantwortli che? Wenn ich richtig verstanden habe, sind
Herr Meyer und ich ranggleich.«
      »Hier dürften sich keine
Probleme ergeben«, sagte Kessel ring diplomatisch. »Ich
sehe Ihre Funktionen als völlig getrennt an. Sie, Herr Koenig,
sind für die rein militärische Seite des Unternehmens
zuständig,

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