Luciano
Papst.«
»Dann finden Sie ihn«, sagte Eisenhower.
»Er will nicht gefunden werden, Sir.«
»Könnten Sie ihn finden?«
»Ich hab's versucht. Bisher Fehlanzeige.
Dabei stehen meine Chancen noch günstiger als die Ihrer Leute. Er
hat für die Amerikaner nicht viel übrig. Angeblich hatte er
einen jüngeren Bruder namens Cesare, der während der
Prohibition Alkohol über die Großen Seen einschmuggelte.
1929 geriet Cesare in der Nähe von Chicago eines Nachts in den
Hinterhalt einer feindlichen Schmugglerbande und erschoß
eigenhändig drei Männer der Konkurrenz. Er selber starb im
folgenden Jahr auf dem elektrischen Stuhl.«
Eisenhower stand auf. »Das hat
mir noch gefehlt.« Er mar schierte ein paarmal im Zimmer auf und
ab, dann machte er halt und blickte auf die Wandkarte. »Eines ist
jedenfalls sicher. Wenn George Patton und seine Jungens sich durch
diese Ge birge bis nach Palermo durchkämpfen müssen, dann
werden sie zu Tausenden sterben. Zu Tausenden.«
Er wiederholte die Worte
flüsternd, wie im Selbstgespräch. Carter wußte,
daß Eisenhower in der Erinnerung wieder die gefallenen Amerikaner
auf dem Schlachtfeld von Kasserine vor sich sah, kampfunerfahrene
Knaben, denen die Elite des Afrika-Korps ein furchtbares Schicksal
bereitet hatte.
Carter räusperte sich.
»Verzeihung, General, ich könnte tat sächlich einen
Vorschlag machen.«
Mit jäher Lebhaftigkeit wandte sich Eisenhower um. »Und der wäre?«
»Für mich ist Luciano nach
wie vor die Schlüsselfigur in der ganzen Sache. Sein Einfluß
auf die sizilianische Mafia steht außer Zweifel. Luciano
könnte die Verbindung zu Luca her stellen oder zumindest bewirken,
daß Luca aus seinem Ver steck kommt und öffentlich unsere
Partei ergreift. Wenn er das tut, General, dann haben wir die Mafia
hundertundzehnprozen tig auf unserer Seite.«
Lange Zeit stand Eisenhower nur da
und starrte Carter schweigend an, dann nickte er bedächtig.
»Verdammt noch mal, Major, langsam kommt mir der Verdacht, Sie
könnten recht haben.«
»Dann werden Sie sofort den
Geheimdienst in Washington mobilisieren, Sir?« sagte Carter.
»Er könnte schon in den näch sten Tagen nochmals an
Luciano herantreten.«
»Ich will es mir
überlegen«, sagte Eisenhower und sah auf die Uhr.
»Aber jetzt müssen Sie mich entschuldigen. Um diese
Tageszeit beginnen die Telefonleitungen nach Washington zu glühen.
Ich spreche fast täglich mit dem Präsidenten. Er möch te
über alles auf dem laufenden sein.«
»Dann darf ich mich verabschieden, Sir.«
Carter stand auf, setzte die
Mütze auf und salutierte. Eisen hower, der sich bereits wieder mit
seinen Papieren beschäftigte, erwiderte flüchtig den
Gruß, und Carter ging zur Tür.
Als er sie öffnete, rief Eisenhower: »Kommen Sie bitte um elf Uhr nochmals her.«
Carter wandte sich überrascht um. »Sie meinen, heute nacht um elf Uhr, Sir?«
»Ganz recht, Major«, erwiderte Eisenhower, ohne aufzublik ken.
Carter schloß die Tür
hinter sich, blieb ein paar Sekunden stehen, durchquerte dann die Halle
und ging die Stufen hinun ter.
Er stieg in seinen Jeep, setzte sich
neben den Fahrer und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Es war kurz
nach sechs. Fast fünf Stunden totzuschlagen.
»Wohin jetzt, Sir?«
fragte der Fahrer, ein Soldat im ersten Dienstjahr, der nicht
älter als sechzehn aussah.
»Kennen Sie den Stützpunkt der Royal Air Force in Maison Blanche?«
»Klar, Major. Ungefähr eineinhalb
Stunden von hier.« »Sehr schön«, sagte Carter.
»Fahren Sie mich hin.«
Die Douglas DC 3, die berühmte
Dakota, war vermutlich das beste Vielzweck-Transportflugzeug, das je
konstruiert wurde, aber die Maschine, die der Oberstleutnant der Air
Force Har vey Grant kurz vor Dunkelheit aus Malta zu seinem
Stützpunkt in Maison Blanche zurückbrachte, hatte entschieden
bessere Tage gesehen.
Es war in keinem Sinn seine reguläre
Maschine. Die alte Dakota flog dreimal in der Woche Lazarettbedarf nach
Malta. An diesem Morgen war der ständige Pilot erkrankt, und da im
Moment kein Ersatzmann zur Verfügung stand, hatte Grant die
Gelegenheit ergriffen, seinem Schreibtisch in der Kommandan tur den
Rücken zu kehren, und den Flug selber übernommen. Was absolut
vorschriftswidrig war, denn der Befehlshaber der Luftstreitkräfte
Nahost persönlich hatte ihm erst vor sechs Wo chen jeden weiteren
Einsatz untersagt.
Jetzt saß er allein und
glücklich
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