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Luciano

Luciano

Titel: Luciano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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und Major Meyer kümmert sich um die – wie
soll ich es formulieren? – die mehr politischen Aspekte.«

      »Was mich betrifft, wird es
keine Schwierigkeiten geben, das darf ich dem Herrn Feldmarschall
versichern«, sagte Mey er.
      »Ausgezeichnet.«
Kesselring rang sich ein frostiges Lächeln ab. »Würden
Sie uns jetzt bitte wieder allein lassen, Herr Mey er. Ich habe noch
einiges mit Major Koenig zu besprechen.« Meyer schlug die Hacken
zusammen, rief ein donnerndes »Heil Hitler!« und machte
kehrt. Als er draußen war, sagte Kessel ring: »Ich
weiß, was Sie jetzt sagen möchten, Herr Koenig, und Sie
haben völlig recht. Das bringt Sie in eine äußerst
schwieri ge Lage.«
      »Nahezu unmöglich, Herr
Feldmarschall. Ich habe keinen höheren Dienstrang, was bedeutet,
daß dieser Mensch mir ständig in die Quere kommen
kann.«
      Er war verärgert, und man sah es
ihm an. Kesselring sagte: »Der Dienstrang spielt in diesem Fall
kaum eine Rolle. Als persönlicher Mitarbeiter des
Reichsführers wird Meyer unter bestimmten Umständen immer
beträchtlichen Einfluß haben, sogar mir gegenüber.
Trotzdem habe ich getan, was ich, wie die Dinge liegen, für Sie
tun konnte.«
      Er nickte Walther zu, der Koenig einen braunen Umschlag überreichte.
      Koenig wollte den Umschlag gleich
öffnen, aber Kesselring sagte: »Nein, tun Sie das
später.« Er reichte dem Major die Hand – wieder eine
seiner überraschenden Regungen. »Ich wünsche Ihnen viel
Glück, Herr Koenig. Sie werden es nötig haben.« Dann
wandte er sich rasch ab.
      »Herr Feldmarschall! Herr General!« Koenig salutierte, machte kehrt und ging hinaus.
    Franz Meyer stand in der Halle und tat, als studiere er das Schwarze Brett, während er auf Koenig wartete.

      Der Major war ihm auf den ersten
Blick unsympathisch ge wesen, und diese Abneigung ging über
persönlichen Neid auf Koenigs militärische Auszeichnungen
hinaus. Sie saß viel tie fer. Koenig war ein Gentleman, Sohn
eines Generalmajors der Luftwaffe. Meyer hingegen war der dritte Sohn
eines Hambur ger Schusters, der die letzten zwei Jahre des Ersten
Weltkriegs in den Schützengräben gekämpft und in den
zwanziger Jahren, wie Tausende von Deutschen, durch die Schuld der
Briten, der Franzosen und der Juden Hunger gelitten hatte, bis der
Führer gekommen war, der Mann aus dem Volk, der dem Volk neue
Hoffnung gab. Und Meyer hatte ihm seit jenen ersten Tagen gedient, war
eines der ersten Parteimitglieder von Hamburg gewesen. Der Führer
persönlich hatte ihm das Goldene Partei abzeichen angeheftet. Alle
Koenigs dieser Welt, die sich so haushoch überlegen dünkten,
konnten sich an ihm ein Beispiel nehmen.
      Als Koenig herauskam, drehte er sich
um. »Ah, da sind Sie ja, Herr Koenig. Ich möchte die erste
Gelegenheit ergreifen, die Kompetenzen zu klären. Im Fall Carter,
zum Beispiel.«
      »Sache der Gestapo, nicht die
meine«, sagte Koenig und zog die Handschuhe an. »Ich habe
lediglich Fahndungshilfe im Gelände geleistet.«
      Meyer sagte: »Einer unserer
verdienstvollsten Männer wurde ermordet, Carter gelang die Flucht,
und dennoch haben Sie in Bellona keine Geiseln genommen, keine
Vergeltungsmaßnah men ergriffen.«
      »Ich bin Soldat, kein
Schlächter«, sagte Koenig. »Sollte die se
Unterscheidung Ihnen nicht zusagen, so machen Sie das mit dem
Feldmarschall aus.«
      »Vielleicht könnte ich es
mit jemand anderem ausmachen«, erwiderte Meyer ruhig.
»Reichsführer Himmler könnte sich durchaus für
einen Offizier der Waffen-SS interessieren, der solche Ansichten zum
Ausdruck bringt.«

      »Dann müssen Sie den Fall
mit ihm besprechen«, sagte Koe nig. »Was Sie übrigens
bestimmt ohnehin tun werden.« Und er schritt durch die Tür,
die Stufen hinunter und über den Hof zu dem Kubelwagen, wo Brandt
hinter dem Steuer auf ihn warte te.
      Kochend vor Zorn rauchte Koenig eine
Zigarette, als sie in Richtung Palermo fuhren. Endlich sagte er:
»Halt hier an, Rudi. Ich muß eine Weile laufen.«
      Brandt machte vor dem Eingang des
Friedhofs von Pellegri no halt, und Koenig stieg aus, ging durch das
Tor und eine schnurgerade Zypressenallee entlang.
      Vor einem weißen Marmorgrabmal
mit der lebensgroßen Statue der heiligen Rosalia von Pellegrino
blieb er stehen. Brandt war ihm gefolgt.
      Koenig sagte:
      »Das Scheußlichste, was ich je gesehen habe.«
      Brandt fragte:
      »Was ist vorhin passiert?«
      »Ach, nichts Besonderes. Sie
haben mir einen Major

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