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Luciano

Luciano

Titel: Luciano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Rit
terkreuzes Zeugnis von seiner Tapferkeit. Er trug einen leder nen
Militärmantel, der schon manchen Sturm erlebt hatte, und die
Sprungstiefel der Fallschirmjäger.
      Knapp hinter der Tür blieb er
stehen, zündete sich eine Ziga rette an und schnippte mit dem
Finger an die Glocke, die einen gespenstischen Ton von sich gab.
»Hat sie schon jemals ange schlagen?«
    »Häufig«, sagte Barbera.
»Gliedmaßen benehmen sich son derbar, wenn sie im Tod
erstarren. Aber wenn der Herr Major meint, ob jemand wieder zum Leben
erwacht ist, das auch. Ein zwölfjähriges Mädchen und ein
andermal ein vierzigjähriger Mann. Beide erwachten wieder, nachdem
bereits amtlich der Tod festgestellt worden war. Das ist
schließlich der Zweck dieser Aufbahrungsräume.«

      »Wie mir scheint, habt ihr Sizilianer eine besonders enge Beziehung zum Tod«, sagte Koenig.
      »Nicht so eng, daß wir uns gern lebendig begraben ließen.«
      Im Präparierungsraum
kämpfte Carter den Schmerz nieder und lugte, auf Rosa
gestützt, durch einen Spalt in der Tür. Er sah, wie nebenan
die Bahre auf einen Tisch gehoben, die Dek ke entfernt wurde und
Unteroffizier der Feldpolizei Schäfer zum Vorschein kam. Das
Gesicht war blutverkrustet, die Au gen starrten leer. Barbera
schloß sie mit geübter Hand.
      »Unteroffizier Schäfer war
ein guter Soldat«, sagte Koenig. »Ich muß wohl nicht
eigens darauf hinweisen, daß jeder, der dem Täter
Unterschlupf gewährt, im Fall der Entdeckung die ernstesten Folgen
zu gewärtigen hat.«
      Barbera sagte: »Was soll mit ihm geschehen, Herr Major?«
      »Säubern Sie ihn und liefern Sie ihn beim Hauptquartier der Feldpolizei in Agrigento ab.«
      Barbera zog die Decke wieder
über den toten Schäfer. »Ich habe für morgen
bereits einen Auftrag. Die Angehörigen der Contessa di Bellona
wünschen, daß ich ihre Leiche vom Frau engefängnis in
Palermo abhole. Eine delikate Angelegenheit.«
      »Verständlich«, sagte Koenig.
      »Aber heute nacht hatte ich
ursprünglich einen Toten hinun ter nach Agrigento bringen wollen.
Kommen Sie, er ist dort drinnen.«
    Er ging zur Tür des Präparierungsraums,
öffnete sie, trat ein und hielt die Lampe hoch, so daß
Koenig die Leiche des alten Mannes sehen konnte. Im Dunkeln des
rückwärtigen Wand schranks sank Carter gegen Rosa, und ihre
Arme schlossen sich fest um ihn.

      »Ich könnte Unteroffizier
Schäfer gleich mitnehmen«, sagte Barbera.
»Natürlich würde ich einen Passierschein
benötigen, Herr Major. Ich nehme an, daß Ihre Leute heute
nacht auf allen Straßen im Einsatz sind.«
      Er ließ Koenig den Vortritt,
ging ebenfalls hinaus, und Carter wartete weiter im Dunkeln. Der
Schmerz in seiner Lun ge wütete wie ein reißendes Tier. Mein Gott, dachte er, viel leicht muß ich sterben. Er
klammerte sich verzweifelt an das Mädchen, als wäre sie sein
Leben, und spürte ihren weichen Körper, die Brüste, die
sich an ihn preßten.
      Er stöhnte, vermochte den
Schmerz nicht zu unterdrücken, und sie verschloß seinen Mund
mit dem ihren, als wolle sie jeden Laut ersticken, ihre Zunge arbeitete
fieberhaft, und trotz aller Qual reagierte Carter auf die
Berührung der geübten Hän de. Nach einer Weile
öffnete sie vorsichtig die Schranktür und half ihm heraus.
Carter hörte, wie Wagen aus dem Hof fuhren, und lehnte sich an
einen der Tische.
      »Was sollte das sein, ein Mordversuch oder ein Heilungsver such?« krächzte er.
      Sie wischte ihm mit einem von
Barberas Handtüchern den Schweiß vom Gesicht. »Wir
haben da eine Redensart«, sagte sie. »Es gibt einen
großen Tod, und dann gibt es den kleinen Tod, den man beliebig
oft erfahren kann. Welcher ist Ihnen lieber?«
      Er starrte in das altjunge Gesicht,
aber ehe er antworten konnte, kam Barbera zurück und schwenkte ein
Blatt Papier.
      »Von Major Koenig persönlich unterzeichnet. Gilt für alle
    Straßensperren zwischen hier und Agrigento.
Mit ein bißchen Glück könnten Sie Ihr U-Boot doch noch
erwischen.«

      »Wie?« sagte Carter.
      »Ein Leichenwagen ohne
doppelten Boden, so was fiele mir im Traum nicht ein! Kommt uns jetzt
zustatten. Natürlich wer den Sie flach auf dem Rücken liegen,
mit zwei eingesargten Leichen bloß ein paar Zoll über Ihrer
Nase, aber ich garantiere Ihnen, daß Sie nichts riechen.«
Er grinste. »Halten Sie sich bloß immer an mich, alter
Freund, und Sie leben ewig.«

    3

    Die Ju 52 aus Rom, mit Feldmarschall Albert
Kesselring an Bord, landete

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