Lucie und der erste Schultag
wir gehen nicht! « , ruft Lucie entschieden und fasst Emils Hand.
Dann geht es auf den Spielplatz hinaus. Emil und Lucie klettern auf das Klettergerüst, hoch hinauf bis in die Spitze.
»Weißt du, Emil, ich habe sowieso gar keine Zeit, zur Schule zu gehen. Denn ich habe schon etwas anderes vor. « Lucie guckt sehr geheimnisvoll.
»Was hast du vor? « Emil ist sehr gespannt.
»Ich verrate es nur dir, aber psst, nicht weitersagen! « , wispert Lucie, und dann flüstert sie Emil ins Ohr, was sie alles machen will, wenn sie nicht zur Schule geht.
Lucie will zur Feuerwehr und gefährliche Feuer löschen!
Sie weiß auch schon, wo sie wohnen will. In einem echten Schloss! Da hopst sie morgens und abends so wild auf dem großen Himmelbett – huiii –, bis ihre Krone in die Luft fliegt. Und wenn Lucie fertig gehopst hat, dann will sie einen echten Schatz im tiefen Meer finden. Aber damit nicht genug …
»Sag schon, was denn noch? « , flüstert Emil, und die Aufregung kribbelt in ihm wie Ameisen.
»Wenn ich von der Schatzsuche zurück bin, kommen viele Besucher von nah und fern, um zuzusehen, wie die große Zauberin Lu ihre weltberühmten und streng geheimen Zaubertricks vorführt. «
»Das bist du, oder? « , fragt Emil und schaut Lucie an.
»Na, klar, das bin dann ich « , sagt Lucie. »Ich setze mir den schwarzen Zauberhut von deinem Papa auf, leihe mir natürlich auch noch seinen Zauberstab aus und sage: ›Simsalabim‹, ›Hokuspokus‹ und so was. Du musst natürlich keinen Eintritt bei mir bezahlen. Aber ich habe noch viel mehr vor. «
Lucie will, so viel steht schon fest, jeden Tag ihre Lieblingskekse backen, die mit den Schokoladenstückchen – hmmm –, und alle bis zum letzten Krümel auffuttern! Das ist sehr praktisch, dann braucht man gar keine Keksdose.
Emil nickt begeistert. Schokoladenkekse klingen gut, sehr gut. »Aber manchmal, da könnte es auch Waffeln geben! « , sagt er. Die riechen immer so lecker und von Waffeln kann Emil nie genug bekommen.
Lucie nickt. »Ist okay « , sagt sie. »Aber etwas anderes ist noch gaaaanz wichtig. « Sie sieht sich um und wispert dann so leise, dass es nur Emil hören kann. »Ich will den großen Alexander von gegenüber richtig ordentlich erschrecken, weil der nämlich sooooo gemein ist! «
»Stimmt! « , ruft Emil. Auf dem Spielplatz lässt der große Alexander Lucie und ihn nie mitspielen. »Ne, solche Kindergartenbabys wie ihr zwei, die dürfen nicht mit uns Großen Verstecken spielen«, sagt er dann immer. Blöder Alexander!
»Also, Emil, jetzt weißt du, warum ich überhaupt keine Zeit habe, zur Schule zu gehen « , sagt Lucie und stellt sich auf die höchste Sprosse des Klettergerüstes. Sie hält die Nase in den Wind. »Das wird so was von spannend « , sagt Lucie, »dass es die ganze Zeit im Bauch kribbelt. So wie am Abend vor dem Geburtstag! «
»Du, Lucie « , flüstert Emil, und sein Herz schlägt schneller, »darf ich auch mitmachen? Ich will auch gar keine Zeit haben, um zur Schule zu gehen. «
»Abgemacht! « , flüstert Lucie und fragt: »Wann fangen wir damit an? «
Emil überlegt, dann grinst er und sagt: »Wenn das nächste Mal jemand fragt: ›Na, kommt ihr bald in die Schule?‹ «
Na, kommt ihr bald in die Schule?
Und wirklich, als das nächste Mal jemand Lucie und Emil auf dem Spielplatz fragt: »Na, kommt ihr bald in die Schule? « , da schüttelt Lucie so wild den Kopf, dass ihr der Feuerwehrhelm fast runterfällt.
Emil steht stocksteif da, er ballt seine Fäuste, und dann brüllt er: »Nein, ich gehe nicht zur Schule, ich werde Osterhase! «
Und als Lucie das hört, ruft sie: »Und ich werde Weihnachtsmann! « Aber dann macht sie einen Satz in ihren feuerroten Gummistiefeln. »Und weil es bis Weihnachten noch so lange dauert, gehe ich vorher zur Feuerwehr und werde schlimme Feuer löschen! « Wie zum Beweis flitzt Lucie sofort mit Tatü-Tata auf ihrem roten Rad los. Immer im Kreis um den Spielplatz herum. So schnell wie die echte Feuerwehr.
Emil folgt ihr mit ratternden Stützrädern und brüllt immer wieder: »Alarm, Alarm. « Die kleinen Kinder staunen nicht schlecht. Lucie und Emil hört man bestimmt bis ans Ende der Straße!
So laut sind sie, bis Lucie eine Vollbremsung macht. Stopp, denkt sie und dabei wird es ihr ganz heiß. Woher weiß ich, wohin ich mit dem Feuerwehrauto fahren muss, wenn es brennt? Ich kann ja gar keine Straßenschilder lesen! Hm, überlegt Lucie, ihre Mama und ihr Papa, die können zwar
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