Lucie und der erste Schultag
»Tschüss, Mama « , ruft Emil nur, schon ist er in seine Kindergartengruppe geflitzt. Sonst muss seine Mama ihm immer dreimal zum Abschied winken, einmal an der Gruppentür, einmal an der Kindergartentür und ein letztes Mal vom Parkplatz aus. Aber dafür hat Emil heute wirklich keine Zeit.
»Kathi, wir sind in der Tobe-Ecke « , ruft er mit tiefer Stimme. Wie cool das klingt, denkt Emil. In der Tobe-Ecke ist noch niemand. Dann sind bestimmt auch noch alle Kostüme in der Verkleidungskiste, die in einer Ecke steht.
Lucie stürzt sich gleich darauf, klappt den Deckel hoch und schnappt sich das rosa Prinzessinnenkleid, dessen Stoff beim Anziehen so schön knistert. »Fertig! « , jubelt sie.
Emil findet, dass Lucie jetzt wunderschön aussieht, wie eine echte Prinzessin. Und das Beste ist, dass niemand sonst mitspielen darf. Damit jeder das kapiert, schiebt Emil schnell eine Spielzeugkiste vor die Tür. Dann legt er sich den roten Königsumhang um seine Schultern, während Lucie sich durch die Verkleidungskiste wühlt, bis sie zwei goldene Kronen gefunde n h at. Eine ist für Emil, die andere für sie selbst.
»Los « , sagt Emil und drückt seine Krone fest auf den Kopf, »jetzt hopsen wir so wild, bis die Kronen in die Luft fliegen. « Er springt auf die dicken Matten, die übereinander auf dem Boden liegen.
»Moment « , ruft Lucie energisch und schnappt sich einige gelbe Tücher, die aber auch golden sein könnten. »Vorher müssen wir doch noch die Tobe-Ecke in unser Schloss verwandeln! « Sie hängt die Tücher auf, bis der Raum so golde n a ussieht wie das Schloss einer echten Prinzessin.
Dann springt sie zu Emil auf die Hüpfmatratzen. Sie hüpfen auf und ab, dass ihre Haare wippen. Das Prinzessinnenkleid bauscht sich wie ein Fallschirm und der rote Königsmantel weht wie eine Fahne.
Emil hüpft so hoch und so wild er nur kann. Erst fliegt seine und dann Lucies Königskrone durch die Luft. »Umpf « , macht Emil plötzlich und bleibt stehen.
»Was hast du gesagt? « , jauchzt Lucie. »Komm, wir hüpfen weiter, bis wir grün werden. « Warum hüpft Emil nicht mehr weiter? Grün ist sein Gesicht jetzt schon.
»Umpf « , macht er wieder, und dann schlägt er die Hand vor den Mund und rennt schnell hinaus. Nur seine Krone bleibt zurück. Und Lucie. Aber alleine macht das keinen Spaß mehr.
»Was ist denn mit Emil? « , fragt Lucie und öffnet die Tür zum Gruppenraum.
Oje, dem armen Emil ist vor lauter Hüpfen ganz schlecht geworden. So schlecht, dass er erbrechen musste. Nun liegt er ganz blass mit der Decke auf dem Sofa. Das dürfen immer nur die Kinder, die krank sind. Lucie setzt sich zu Emil und fasst seine Hand. »Weißt du, vielleicht machen wir das Hüpfen im Schloss auch nicht jeden Tag « , sagt sie leise. »Ich meine, wenn wir nicht zur Schule gehen. «
Emil hat die Augen geschlossen. »Das mache ich nie wieder « , stöhnt er. »Mir ist sooooo schlecht. « Bis zum Mittagessen bleibt Emil auf dem Sofa.
Lucie geht wieder in die Tobe-Ecke, alleine mit zwei Königskronen, einem Königsumhang und einem Prinzessinnenkleid. Doch dann kommen Lukas, Okan und Jan-Niklas hinzu und machen das Schloss kaputt, obwohl Lucie es ihnen verbietet. Was ist das heute für ein blöder Tag.
Mittags gibt es auch noch Blumenkohlauflauf im Kindergarten. Den hasst Lucie fast genauso wie die Frage, wann sie in die Schule kommt. Und dann verteilt ihre Erzieherin noch eine Aufgabe an die Vorschulkinder. Lucie und Emil sollen ein Hausdach mit vielen kleinen Dachpfannen malen.
Emil ist so sauer, dass er seinen Stift wie eine Klobürste packt. Als er malt, kratzt der Stift auf dem Papier. »Fertig! « , knurrt Emil.
»Ah ja « , sagt Kathi, die Erzieherin, als sie sein Blatt ansieht. »Was hast du denn da gemalt, Emil? «
»Das ist ein Haus mit Ohren! « Emil springt auf.
Lucie malt auch schnell Ohren an ihr Haus. »Hat mein Haus auch « , sie stellt sich neben Emil. Beide sind froh, als es endlich heißt: »Lucie und Emil, ihr werdet abgeholt! «
Abra-Kaba-Kakaba oder so ähnlich
Heute werden sie von Emils Mama abgeholt. Lucie geht mit zu ihnen, bis ihre Mama von der Arbeit kommt. Als Emils Mama hört, dass es ihm schlecht geworden ist, ist sie ganz besorgt und will, dass sie heute Nachmittag unbedingt etwas Ruhiges spielen.
So ein blöder Tag, denkt Lucie und hofft, dass das Fahrradfahren und Rutschen nicht ganz ruhig werden muss. Plötzlich zuckt sie zusammen, weil ihr etwas Furchtbares einfällt. Der große
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