Lucifers Lady
vor, dass ich, wenn ich ihn vernichten will, das tun soll, doch er verlangt, dass ich Catherine verschone. Er schreibt über ihre Unschuld, ihre Liebe zu den Menschen, zum Leben, für einfache Vergnügungen. Er fleht mich an, ihr nicht die Unschuld zu rauben.“
„Er will sein Leben für sie hingeben und sie das ihre für ihn. Sie scheinen sehr aneinander zu hängen“, sagte Santos und beobachtete die verschiedenen Gefühle, die sich auf Lucians Gesicht widerspiegelten.
Lucian ließ den Brief auf seinen Schreibtisch fallen. „Er betont, dass er alles tun würde, wenn nur seine Tochter wohlbehalten zurückkehrt.“
„Dieser Mann liebt sein Kind sehr und leidet unter Catherines Abwesenheit“, sagte Santos traurig.
Lucian schlug mit der Faust auf den Tisch und erschreckte Santos. „Du meinst, er sagt die Wahrheit?“
„Er hat dir sein Leben geboten für das seiner Tochter“, meinte Santos.
Lucian rieb sich die Stirn. Der Gedanke beunruhigte ihn. Abelard würde sein Leben gern für das Catherines eintauschen, das verstand er. Er hatte den Marquis für einen kalten, hartherzigen Mann gehalten, der nur an sich selbst und seine Stellung in der Gesellschaft dachte. Er hatte niemals ein so selbstloses Angebot von ihm erwartet, von dem Mann, der ihn zu einem Leben in der Hölle verdammt hatte.
„Was wirst du tun?“ fragte Santos.
Er antwortete sofort. „Ich werde Catherine nicht zurückschicken.“
„Abelard hat keine Chance, wenn er nicht. . .“
Lucian ging zu dem hellroten Schrank, riss die Türen auf und einen Kristallkrug und zwei Gläser heraus. „Wenn er nicht was?“ Er stellte die beiden Gläser auf den Tisch und füllte sie mit Rum.
„Wenn er sich nicht an die Krone wendet mit der Bitte um Hilfe.“
Lucian schüttelte den Kopf. „Unwahrscheinlich. Seine Glaubwürdigkeit hat Schaden genommen, und bis sie wiederhergestellt ist, wird sich niemand auf seine Seite schlagen. Außerdem glaube ich nicht, dass er möchte, dass die Nachricht über Catherines Gefangennahme sich verbreitet. Bisher hat er mit mir sehr diskret verhandelt.“
Santos nahm das Glas, das Lucian ihm anbot. „Und was ist mit Catherine?“
„Was soll mit ihr sein?“
„Sie wird sich fragen, ob ihr Vater Kontakt zu dir aufgenommen hat.“
„Sie weiß, dass ihr Vater das getan hat, aber ich habe ihr jede Information darüber verweigert.“
„Und sie hat das hingenommen?“
Lucian zuckte die Achseln. „Sie hatte keine andere Wahl.“
„Vielleicht ändert sie ihre Meinung.“
„Vielleicht“, sagte Lucian und hob den Kelch, um ihm zuzuprosten. „Wünsch mir Glück. Ich will Catherine fragen, ob sie meine Frau werden möchte.“
Catherine fand keine Ruhe, während Lucian neben ihr in tiefem Schlummer lag. Ihre quälenden Gedanken hinderten sie an einem ruhigen Schlaf. Sie fragte sich, was sie tun sollte. Alle möglichen Lösungen erwiesen sich am Ende als ungeeignet.
Sie konnte die Sicherheit ihres Vaters und sein Wohlergehen nicht außer Acht lassen. Sie konnte Lucian nicht allein seiner Bitterkeit überlassen. Und ganz gewiss konnte sie die Liebe nicht ignorieren, die sie für beide empfand.
Sie drehte sich auf die Seite, auf der Suche nach einer bequemeren Stellung. Die Gedanken plagten sie immer mehr. Sie liebte ihren Vater. In all den Jahren hatte sie ihn nie als ihren Stiefvater angesehen. Als Kind hatte sie sich vorgestellt, er wäre ihr richtiger Vater, der sie aus einer bösen Familie gerettet hatte. Und er hatte sie tatsächlich gerettet. Vor den Menschen, die ihr das Gefühl gaben, wertlos und unnütz zu sein. Er war der Ritter in der schimmernden Rüstung, der für sie kämpfte, wann immer es nötig war.
Jetzt war sie an der Reihe, für ihn zu kämpfen, und sie durfte ihn nicht enttäuschen. Sie durfte es einfach nicht.
Sie drehte sich wieder herum. Jetzt sah sie Lucian an. Er lag auf dem Rücken, einen Arm unter dem Kopf, den anderen an der Seite. In den vielen gemeinsamen Nächten hatte sie herausgefunden, dass das die Position war, die er aus einer Notwendigkeit heraus gewählt hatte.
Der Arm diente ihm als Kissen, die andere Hand ruhte an der Seite, wo sich gewöhnlich seine Waffe befand, und er war nicht entspannt, so als würde er jemand anderem den Schlafplatz nehmen, sobald er sich bewegte.
Gegen Morgen hätte sie sich an ihn geschmiegt oder ihn umarmt, und meistens umarmte auch er sie. Ihre Gegenwart in seinem Bett hatte ihm geholfen, sich zu entspannen. Und wenn sie weiterhin bei ihm
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