Lucifers Lady
so benehmen. Nicht wie ein kleiner Junge, der über Nichtigkeiten schmollt.“
Catherine sah zu Santos auf, als er vor ihr stehen blieb. Sie drehte den Sarong in ihrer Hand hin und her, und ihre Lippen bebten. Das Lächeln verschwand. „Ich wusste nicht, dass es so schmerzlich sein kann, jemanden zu lieben“, gab sie zu und begann zu weinen.
Santos öffnete ihr seine Arme und sein Herz.
Sie warf den zerknitterten Sarong zur Seite und lief zu ihm. „Weine nur“, sagte er und umarmte sie väterlich.
„Ich kann den Schmerz nicht ertragen“, schluchzte sie, kaum verständlich, denn sie presste ihr Gesicht an seine Brust.
„Er verdient dich nicht. Du bist viel zu gut für ihn“, sagte Santos. „Er ist ein Narr, wenn er dich so behandelt.“ Catherine zog sich von ihm zurück und sah ihm in die Augen. „Und warum schmerzt es mich um seinetwillen genauso wie um meinetwillen?“
Santos lächelte traurig. „Weil du vorbehaltlos liebst.“
„Und er kann das nicht?“
Er schüttelte langsam den Kopf. „Noch nicht. Er muss sich erst von der Vergangenheit befreien, ehe er an seine Zukunft denken kann.“
„Dann wird es zu spät sein für uns.“ Catherine löste sich aus seiner Umarmung.
„Nein“, beharrte Santos. „Es ist niemals zu spät. Gib nicht auf. Gib niemals auf.“
„Aber tut Lucian nicht genau das? Er gibt niemals auf. Er vergisst niemals die Vergangenheit. Er verlangt nach Rache um jeden Preis.“
„Es geht um das, wonach man verlangt, und um die Gründe dafür. Folge deinem Gefühl und deinem Herzen.“
Catherines Lippen zitterten. „Das habe ich, und es tut weh zu lieben. Sehr weh.“
Santos öffnete noch einmal seine Arme, und Catherine schmiegte sich dankbar hinein.
Am späten Nachmittag war Lucian noch immer nicht zum Haus zurückgekehrt. Catherine war mit Packen fertig, und Santos hatte ihre Truhen zum Schiff schicken lassen. Eine kleine Tasche hatte sie bei sich behalten, wie damals vor vier Monaten, als sie England verlassen hatte.
Sie hatte versucht, etwas zu Abend zu essen, aber ihr Magen hatte protestiert, und sie hatte nur ein paar Stücke Melone zu sich nehmen können.
Aus dem Nachmittag war Abend geworden, und Catherine ertappte sich dabei, wie sie durch die Räume wanderte, verloren in Gedanken und ihrem Kummer.
Ihr Herz schmerzte unerträglich. Sie erwog, Lucian zu suchen und ihn anzuflehen, seine Entscheidung zurückzunehmen. Aber sie dachte an die vergangene Nacht und seine Miene, als er den Beweis für die Unschuld ihres Vaters auf den Tisch warf. In jenem Augenblick hatte er ausgesehen wie der Pirat Lucifer, der durch ihre zerschmetterte Kabinentür getreten war und sie mit ruhiger Stimme aufgefordert hatte, die Pistole fallen zu lassen.
Sein bedrohlicher Blick hatte sie damals erschreckt und genauso war es auch letzte Nacht gewesen, doch diesmal aus anderen Gründen. Beim ersten Mal hatte sie um ihr Leben gefürchtet, er hatte so bedrohlich gewirkt. Letzte Nacht hatte er genauso bedrohlich gewirkt - und entschlossen. Nichts würde ihn daran hindern, seine Rache zu suchen, nicht einmal die Liebe.
Eine Träne lief ihr über das Gesicht, und sie wischte sie ab, während sie zum hinteren Teil des Hauses ging. Es gefiel ihr nicht, dass sie in der letzten Zeit so viel weinte. Sie hatte niemals leicht geweint. Schon in jungen Jahren hatte sie gelernt, ihre Gefühle zu verbergen, daher beunruhigten sie diese vielen Tränen.
Wenn man einem Problem ins Gesicht sehen musste, dann verschleierten Tränen nur den Blick. Sie musste klar denken, und ihre Gefühle . . .
Ihre Gefühle waren vollkommen durcheinander.
Sie ging zur Hintertür hinaus, am Küchenhaus vorbei zum Garten, wollte einen letzten Blick auf die üppigen Blumen und Pflanzen werfen, sie in der Erinnerung bewahren, um diese an einem kalten Winterabend in England aus dem Gedächtnis hervorziehen zu können.
„Liebe ist schmerzlich.“
Zeenas vertraute Stimme veranlasste Catherine, sich umzudrehen. „Das hat mir niemand gesagt.“
Zeena ging zu Catherine, nachdem sie dem Mädchen neben sich am Eingang zum Küchenhaus ein paar Anweisungen erteilt hatte. „Hätte es einen Unterschied gemacht?“
Catherine dachte über diese Frage nach und schüttelte dann den Kopf. „Nein. Ich würde die Liebe, die ich für Lucian empfinde, gegen nichts in der Welt eintauschen. Und ich werde die Zeit mit ihm niemals bedauern.“
Zeena zog die Brauen hoch und lächelte seltsam, als hätte sie eine erstaunliche
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