Lucifers Lady
leugnete, dass ihr Vater sie unterschrieben hatte. Dokumente, die seine sorgfältige Unterschrift trugen.
„Du hältst in deinen Händen den Beweis für die Schuld deines Vaters.“ Seine Stimme klang kalt.
Sie sprach mit Überzeugung. „Falls mein Vater diese Papiere wirklich unterschrieben hat, dann muss er dafür einen guten Grund gehabt haben.“
Ihre Worte trafen ihn wie ein Hieb ins Gesicht. Wenn sie ihn wirklich liebte, wie sie es an jenem Tag am Strand behauptet hatte, wie konnte sie dann hier stehen und ihm so wehtun?
„Du musst verstehen, dass . . .“
Er unterbrach sie. „Du verteidigst ihn trotz dieser Beweise?“
„Du kennst meinen Vater nicht. Er könnte niemals jemanden zu solchem Leid verurteilen, wie du es hast ertragen müssen.“
„Aber er hat es getan.“
Sie widersprach noch immer. „Nein, Lucian. Etwas stimmt nicht, stimmt ganz und gar nicht. Mein Vater ist ein guter Mensch.“
Er stand da, wie gelähmt, und konnte nicht glauben, dass sie Abelard verteidigte. Die Liebe zu ihrem Vater war weitaus stärker als ihre so hastig bekannte Liebe zu ihm. Und er wollte, dass sie ihn so hingebungsvoll liebte.
„Du hältst deinen Vater noch immer für unschuldig?“
„Ich glaube, dass man in dieser Angelegenheit weitere Nachforschungen anstellen muss.“
„Danach habe ich nicht gefragt“, sagte er kurz und wiederholte seine Frage. „Hältst du deinen Vater für unschuldig?“
„Ja.“
Schlicht und einfach. Sie hatte gesagt, was sie fühlte, und damit ihr Schicksal besiegelt. Lucian ging um den Schreibtisch herum und griff unter die Platte.
Catherine hörte ein Klicken. Das Herz drohte ihr stehen zu bleiben.
Lucian warf ein paar Papiere auf den Tisch. „Ihre Freiheit, Madam.“
Catherine begriff, dass die Dokumente vor ihr die Unschuld ihres Vaters in der Frage des Verrats bewiesen. Sie begriff nicht, was er mit ihrer Freiheit meinte.
„Du gabst mir, was ich verlangte. Jetzt nimm dir, was ich als Gegenleistung versprach.“
Ein eiskalter Schauer überlief Catherine. „Lucian.“ Sie sprach seinen Namen wie ein zärtliches Flehen aus.
Er stand da, hoch aufgerichtet, mit breiten Schultern, ganz in der Haltung des Piraten Captain Lucifer und nicht des Lucian Darcmoor, den sie kennen und lieben gelernt hatte. „Übermorgen wirst du nach England segeln.“
„Lucian“, rief sie und fühlte, wie ihr das Herz brach.
Er beachtete sie nicht, als hätte er sie nicht gehört, oder als wäre es ihm egal. Er ging um den Tisch herum und zur Tür hinaus, geradewegs, ohne einen Blick zurück. Catherine presste die Dokumente an ihre Brust und sank zu Boden. Sie hatte die Freiheit ihres Vaters teuer bezahlen müssen und Lucian für immer verloren.
24. KAPITEL
Catherine hatte Lucian seit der vergangenen Nacht im Arbeitszimmer nicht mehr gesehen. Nachdem sie eine Stunde lang geweint hatte, war sie in ihr gemeinsames Zimmer zurückgekehrt. Er war nicht dort gewesen, auch beim Frühstück hatte sie ihn nicht getroffen. Er hatte sich von ihr absichtlich fern gehalten.
Er hatte ihr Anweisungen hinterlassen, dass sie packen und sich auf die Abreise nach England am nächsten Morgen vorbereiten sollte. Ein Schiff wurde für ihre Reise hergerichtet, nicht die Black Skull, aber eines, das sie direkt an die englische Küste bringen würde.
Sie ließ sich auf die Bettkante sinken und seufzte schwer, während sie auf den Sarong in ihrer Hand starrte. Das Gewand würde in England als skandalös angesehen werden. Nicht jedoch hier in Heaven.
Ein bedauerndes Stirnrunzeln erschien auf ihrem Gesicht, als sie sich im Schlafzimmer umsah. Sie würde dieses Haus vermissen, die Insel, die Freunde, die sie hier gewonnen hatte. Hier hatte sie sich zu Hause gefühlt. Sie hatte geglaubt, dass Lucian sie mit der Zeit genauso sehr lieben würde wie sie ihn. Sie hatte sich davon überzeugt, dass manchmal Märchen in Erfüllung gingen.
Sie war eine Närrin gewesen.
Eine Träne rann ihr über die Wange. Sie wischte sie ab. Was würden Tränen schon nützen? Lucian war zur Rache entschlossen. Er würde sich durch nichts aufhalten lassen. Nicht einmal durch die Liebe.
„Er ist ein Narr“, sagte Santos, der in der offenen Tür stand.
Catherine wischte sich die Augen und zwang sich zu einem Lächeln. „Sein Schmerz hindert ihn zu vergessen oder zu verzeihen.“
„Suchen Sie nicht nach Entschuldigungen für sein armseliges Verhalten“, meinte Santos und kam herein. „Er ist erwachsen
und sollte sich auch
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