Lucifers Lady
Neuigkeit erfahren. „Sie lieben ihn wirklich.“ „Natürlich“, erwiderte Catherine erstaunt. „Zweifelten Sie daran?“
Sie zuckte die Achseln. „Ich dachte, es wäre die Schwärmerei eines jungen Mädchens. Und dass die Insel mit ihrer Schönheit Ihnen bald auf die Nerven gehen würde. Ich vermutete, Sie würden England vermissen und die Festlichkeiten, an die Sie gewöhnt sind.“
Catherine seufzte. „Ich vermisse meinen Vater. Feste und Bälle haben mich nie interessiert. Ich habe ein Leben in Ruhe und Abgeschiedenheit geführt, und mir gefiel es so. Ich werde Heaven vermissen.“
Zeena streckte Catherine eine Hand entgegen. „Und Heaven wird Sie vermissen.“
Catherine nahm die dargebotene Hand und drückte sie leicht. „Ihre Freundschaft bedeutet mir viel. Ich wünschte . . . “ Tränen traten ihr in die Augen, und ihre Kehle war wie zugeschnürt. „Ich wünschte, ich . . .“ Sie konnte nicht weitersprechen. Sie konnte nicht sagen, dass sie Heaven verließ, um niemals wiederzukehren.
Zeena erwiderte Catherines Händedruck. „Verlieren Sie nicht die Hoffnung. Liebe kann oft Wunder bewirken.“
„Ein Wunder wäre die einzige Möglichkeit, mit der diese Situation gerettet werden könnte.“
Zeena zwinkerte. „Die Liebe ist mächtiger. Warten Sie ab und sehen Sie selbst.“
Die beiden Frauen umarmten einander, und Catherine ging weiter zum Garten. Sie hatte Zeena nicht widersprechen wollen, als diese behauptete, Liebe könnte Größeres bewirken als jedes Wunder. Ihre Liebe könnte alles überwinden, einen Kontinent überqueren, die Zeit durchreisen und dabei so stark bleiben, wie sie jetzt war. Es war Lucians Liebe, die in Frage zu stellen war, und offensichtlich liebte er sie nicht so sehr wie sie ihn.
Sie war dumm gewesen wie ein Mädchen bei seiner ersten Schwärmerei. Sie hatte ihm ihr Herz offenbart, und er hatte es gebrochen. Niemand verdiente einen Vorwurf, nur sie selbst. Wie hatte sie jemals glauben können, dass der berüchtigte
Captain Lucifer sie lieben könnte? Sie war schließlich die Stieftochter des Marquis of Devonshire, der Mann, dem er Rache geschworen hatte.
Nach einer Stunde sinnlosen Nachdenkens kehrte sie zum Haus zurück. Lucian war noch immer nirgends zu sehen. Müde und erschöpft ging sie die Stufen hinauf, wollte aber nichts essen.
Sie betrat das Zimmer, das sie mit Lucian teilte. Sie sah sich in dem vertrauten Raum um, der jetzt so kühl wirkte ohne ihre persönlichen Dinge. Dann drehte sie sich um, ging hinaus und machte die Tür hinter sich zu.
Sie fand ein Gästezimmer auf der rechten Seite des Ganges und trat ein. Leise schloss sie die Tür, zog sich das Kleid aus und legte sich nackt zwischen die Laken.
Sie betete um ruhigen Schlaf, die Gedanken hatten sie schon zu lange gequält. Sie wollte nur, dass der nächste Tag anbrach, so dass sie fortsegeln konnte, fürchtete so sehr, dass sie beim Abschied von Lucian zusammenbrechen und ihn anflehen würde, sie hier bleiben zu lassen.
Lucian stand auf der Veranda vor seinem Arbeitszimmer. Die Nachtluft hatte die Temperatur angenehm abgekühlt, und eine leichte Brise liebkoste seine nackte Haut.
Er hatte erwogen, seinen Schmerz in Alkohol zu ertränken, sich aber dann dagegen entschieden. Er wollte einen klaren Kopf haben, wenn er sich am nächsten Morgen von Catherine verabschiedete. Er wollte sich an ihr Gesicht erinnern, an ihre Miene, an die Worte, mit denen sie ihm auf Wiedersehen sagte.
Er war ihr absichtlich aus dem Weg gegangen, denn er hatte ihre Entschuldigungen nicht hören wollen, die Entschuldigungen, die sie für ihren Vater fand, wenn sie mit ihm stritt, weil Abelard für sie ein guter Mensch war.
Der Marquis war alles andere als gut, und es wurde Zeit, dass Catherine begriff, dass Menschen nicht immer so waren, wie sie schienen. So wie sie selbst. Sie hatte behauptet, ihn zu lieben, doch sie hatte ihren Vater vor ihm verteidigt, obwohl doch er, Lucian, derjenige gewesen war, dem man ein Unrecht und Leid zugefügt hatte.
Er hatte nicht erwartet, so auf seine eigene Entscheidung zu reagieren. Die Vorstellung, dass sie morgen absegeln und niemals zurückkehren würde, lastete schwer auf ihm. Die Vor-
Stellung, dass sie im Bett nicht mehr neben ihm lag, er allein schwimmen gehen musste, keine Muscheln mehr für sie suchte, ihr Lächeln nicht mehr sah . . .
„Aufhören!“ rief er in die Stille der Nacht hinaus. Hör auf, dich selbst zu quälen.
Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und
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