Lucifers Lady
meinst in Herzensangelegenheiten?“
Lucian lächelte diesmal ebenfalls. „Das Herz ist nicht der Teil der Anatomie, dem in diesem Fall Genüge getan werden soll.“
Santos füllte noch einmal ihre Becher. Er hob den seinen und prostete dem Freund zu. „Du musst es wissen, du hast vielen Frauen genügt.“
„Aber wie viele haben mir genügt?“ sagte Lucian und schüttelte bedauernd den Kopf.
Santos runzelte die Stirn. „Du hast bei diesen Frauen keine Befriedigung gefunden?“
Es fiel Lucian nicht schwer, mit dem Freund zu sprechen. Siel hatten so vieles miteinander geteilt - Schmerz, Sorgen, Demütigungen -, dass es nichts gab, was er Santos nicht anvertrauen würde. „Ich habe Erleichterung gefunden für mein Begehren, aber Befriedigung?“ Er schüttelte noch einmal den Kopf.
„Von welcher Art Befriedigung sprichst du?“
Die Antwort kam Lucian leicht über die Lippen. „Die Befriedigung, die du findest, wenn du in Zeenas Bett steigst.“ Entzücken erschien auf Santos' Gesicht. „Dann, mein Freund, musst du dich verlieben, um solche Zufriedenheit zu finden.“ In Lucians Stimme lag Trauer. „Ich habe die Fähigkeit zu lieben vor vielen Jahren verloren.“
„Du hast sie nicht verloren“, beharrte Santos. „Du hast dein Herz vor solch starken Gefühlen verschlossen. Eines Tages . . . “ Lucian unterbrach ihn. Er wollte keine weitere von Santos Voraussagen hören, wie er eines Tages die Liebe finden würde. „Niemals.“
„Wenn du es am wenigsten erwartest“, fuhr Santos fort, als wäre er nicht unterbrochen worden. „Jemand wird in dich schlüpfen und dein verhärtetes Herz befreien. Und du wirst lieben, wie du nie zuvor geliebt hast.“
„Du gestattest Zeena, dein Hirn mit romantischem Unsinn zu füllen.“
„Niemand gestattet Zeena etwas. Sie tut, was sie will“, erinnerte Santos ihn und lachte.
Lucian lächelte bei dem Gedanken an Zeena, die seine Haushälterin war, seit er vor drei Jahren auf der Insel ankam. Ihr seidenweiches schwarzes Haar reichte bis zu ihrer Taille, und sie war sehr stolz und würdevoll. Sie beanspruchte denselben Respekt für sich, den sie jeder Frau und jedem Mann gewährte. Und sie liebte Santos von Herzen.
Liebe. Ein Gefühl für Narren, dachte Lucian, und er war kein Narr. „Du und Zeena, ihr besitzt etwas sehr Seltenes und sehr Kostbares.“
„Dir wird nicht gleich die Zunge verdorren, wenn du das Wort aussprichst.“
Lucian warf Santos einen finsteren Blick zu.
Santos beachtete ihn nicht. „Liebe. Man nennt es Liebe. Und eines Tages ..."
„Genug!“ rief Lucian. Seine kräftige Stimme hallte von den Wänden wider, bis das alte Holz knarrte. „Ich will kein Wort mehr darüber hören. “
„Über die Liebe?“ fragte Santos mit gespielter Unschuld. „Pass auf, Santos“, warnte Lucian ihn.
„Genau darin liegt meine Absicht“, erklärte Santos und stellte seinen Becher auf den Tisch. „Genau darin. Ich will au dich aufpassen. Du solltest die Vergangenheit ruhen lassen. Sieh in die Zukunft. Du hast ein Vermögen erworben. Such dir ein Frau, lasse dich auf deiner Insel nieder und ziehe deine Kinder auf.“
„Wenn ich mich gerächt habe, dann werde ich vielleicht über deinen Vorschlag nachdenken.“
„Catherine Abelard ist eine Schönheit. Sie wird gewiss schöne Kinder gebären.“
Lucian wollte etwas Heftiges entgegnen, doch dann lächelte er nur. „Das Problem läge allerdings darin, dass ihr Gemahl nicht sicher sein könnte, dass es sich um seine Kinder handelt.“ Santos schüttelte langsam den Kopf. „Ich kann noch immer nicht glauben, dass sie eine Hure ist. Sie sieht zu sehr wie ein Engel aus.“
„Ein Engel, der einmal zu oft die Flügel gespreizt hat.“ Santos lachte. „Ich wette, der Engel wartet auf Lucifers Rückkehr.“
Lucian stand auf. „Sie wartet umsonst. Ich werde ihr Verlangen nicht befriedigen.“
„Sie könnte es darauf ankommen lassen.“
„Sie würde ihre Zeit verschwenden.“ Lucian ging zur Tür. „Wenn sie so geschickt und erfahren ist, wie du es vermutest, könnte es ihr gelingen, dich zu verführen“, warnte Santos ihn.
Lucian drehte sich zu dem Freund um. „Ein Engel ist für den Teufel persönlich kein Gegner.“
Santos sah, wie Lucian die Tür hinter sich schloss. „Ein En gel kann viele Seelen retten. Vielleicht hilft er dir, deine zu finden.“
Catherine wischte sich mit dem Handrücken die Tränen ab. Tränen halfen ihr jetzt nicht weiter. Nur denken half. Ihre Gefühle waren so in
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