Lucifers Lady
konzentrieren. Sie hatte niemals bei einem Mann gelegen, daher musste sie von dem ausgehen, was sie von einem Mann erwartete, vor, während und nach einem so intimen Akt. Und sie versuchte sich zu erinnern, warum Benjamin ihr das Gefühl geben konnte, etwas Besonderes zu sein, nur indem er ihr zuhörte und mit ihr sprach. Musste nicht ein so intimer Akt dasselbe erfordern, dass man zuhörte, etwas miteinander teilte, damit jeder gleich viel gab? Damit jeder gleich viel Befriedigung und Vergnügen fand, einfach, weil er genug liebte?
„Wenn zwei intelligente Menschen sich lieben, dann beachten sie die Gefühle des anderen. Sie sind gleichberechtigt, ohne dass einer der beiden dominierend ist. So können sie zusammen Befriedigung und Lust finden.“
„Benjamin hat Ihnen das beigebracht?“
Sie nickte. „Er behandelte mich sehr respektvoll.“
Lucian sah sie zweifelnd an. „Er nahm Ihnen die Jungfräulichkeit, aber er behandelte Sie respektvoll?“
Catherine zögerte nicht, ihn zu korrigieren. „Ich schenkte ihm meine Unschuld. Sonst hätte er sie nie genommen. Er lehrte mich, was man von einer Beziehung erwarten darf, und auch, mich nicht mit weniger zufrieden zu geben. “
„Also erwarten Sie Respekt von Ihren Liebhabern.“ „Erheblichen.“
„Dann mögen Sie es vermutlich nicht, wenn man Sie als lüstern . .."
Catherine unterbrach ihn mit einem wütenden Blick. „Ich schätze keine Obszönitäten.“
„Nicht einmal körperlich?“
„Nein!“ sagte sie und errötete tief. „Ich ... ich . .."
Er sagte etwas und lachte.
„Das tun Tiere!“ fuhr sie ihn an.
„Ich weiß nicht - es hat etwas an sich . . .“
„Ich bin sicher, dass Sie viel davon verstehen.“
„Ich vermute, dass nur die weniger klugen Menschen so etwas tun, während die Aristokratie es als ,sich lieben bezeichnet.“ „Sie verdrehen meine Worte, Captain. Man muss nicht reich sein, um intelligent zu sein. Und wenn mehr Frauen sich ihrer Intelligenz bedienen würden, dann müssten sie so etwas nicht tun.“
Lucians Miene verfinsterte sich. „Manche Frauen haben keine andere Wahl. Das nennt man Überleben, nicht Intelligenz.“ Catherine seufzte und nickte zustimmend. „Damit haben Sie Recht. Manche Frauen haben keine andere Wahl.“
„Und dann gibt es noch Frauen wie Sie, die eine hätten.“ Noch einmal hob er sein Glas, doch diesmal trank er auf Catherine.
In diesem Augenblick fühlte Catherine sich wie eine Hure. Sie verstand seine Bemerkung, und sie erkannte, wie wichtig dies war. Die Frauen auf der Straße hatten sich nicht dafür entschieden, Huren zu werden, sie schon.
Welche Ironie, dass sie versuchte, eine Hure zu spielen, um zu überleben, genau wie die Frauen auf der Straße. Verzweiflung erfasste sie, als sie daran dachte, wie diese Frauen sich fühlen mussten, wie sie sich in diesem Augenblick fühlte.
Sie überlegte sich sorgfältig, was sie nun sagte, in dem Bewusstsein, nicht nur sich selbst zu verteidigen. „Wir alle entscheiden uns aus bestimmten Gründen, Captain. Der wesentlichste ist der Wunsch zu überleben.“
„Verzeihen Sie, wenn ich lache“, sagte er und lachte rau. „Wollen Sie mir erzählen, dass Sie sich viele Liebhaber nahmen, weil das notwendig war, um zu überleben?“
Seine Feststellung war richtig, und sie erschauerte. „Mit
dem Wissen kommt der Schutz. Ich entschied mich für diesen Schutz.“
Lucian schüttelte den Kopf und fragte sich, ob der Wein ihm die Sinne verwirrte oder ob Catherine wirklich klüger war als er. „Schutz vor wem?“
„Vor Männern“, erwiderte sie knapp.
„Ah“, sagte er und nickte verstehend. „Jetzt erkenne ich es. Sie sind eine der Frauen, die immer die Kontrolle haben wollen.“
Catherine dachte über seine Bemerkung nach. „Möchten Sie gern kontrolliert werden, Lucian?“
Seine Miene verfinsterte sich, und er kniff die Augen zusammen, als er sie jetzt ansah. „Niemand wird mich jemals wieder kontrollieren, Catherine.“
„Dann verstehen wir einander.“
„War er ein guter Liebhaber?“
Sie sah ihn an, verwirrt über diesen Themen Wechsel.
„Benjamin“, sagte er und ließ nicht den Blick von ihr, während er auf ihre Antwort wartete.
Ihre Antwort drückte ihre Hoffnungen und die Zukunftsträume aus. „Er war freundlich und sanft und sorgte sich um meine Gefühle. Er ließ unsere gemeinsame Zeit zu einer Erinnerung werden, die ich nicht missen möchte. “
„Es scheint, als sei Benjamin ein echter Gentleman gewesen. Und
Weitere Kostenlose Bücher