Lucifers Lady
einen Moment, ehe sie antwortete. Wenn sie sich recht erinnerte, hatte sie seine Küsse so beschrieben. „Ja, und sanft.“
„Ben war immer nur sanft zu Ihnen?“ fragte er und ärgerte sich wieder, weil er den Drang verspürte, ihr diese Frage zu stellen.
Sie wusste nicht einmal, dass es auch etwas anderes geben könnte. Ihre Erfahrungen mit Küssen beschränkten sich auf einige auf die Wange und eine flüchtige Berührung der Lippen. Und dann waren da noch Lucians Küsse, in denen sie Wut und Rache spürte, weder Verlangen noch Liebe. „Er war mein erster und zärtlichster Liebhaber.“
„Sie hatten also auch welche, die mehr verlangten?“ Der Gedanke brachte ihn auf, denn er erinnerte ihn daran, dass sie noch viele Liebhaber gehabt hatte.
„Ich gebe nur, was ich will, Captain“, sagte sie und rollte sich mit einem Gähnen auf den Rücken.
Lucian fühlte sich wie ein kleines Kind, das von einem Lehrer getadelt wurde, weil es eine Lektion nicht richtig gelernt hatte, und das man dann einfach hinausschickte. Jetzt musste er ihr eine Lektion erteilen.
„Zeigen Sie mir die Sanftheit, die Ben Sie gelehrt hat.“ Catherine fühlte einen Stich in der Magengegend, und plötzlich war Schlaf das Letzte, woran sie dachte. Sie entschied sich,
das nicht zu zeigen, denn sie hatte nicht die leiseste Ahnung, wie sie mit der Situation umgehen sollte, ohne davonzulaufen, und da sie sich auf einem Schiff mitten im Meer befand, schränkte dies ihre Fluchtmöglichkeiten doch erheblich ein.
Sie gähnte noch einmal und legte dabei die Hand auf den Mund. „Ein andermal, Captain. Ich bin so müde.“
Lucian drehte sich zu ihr, nahm ihre Hände und hielt sie beide über ihrem Kopf fest. „Catherine, hören Sie zu und lernen Sie.“
Sie sah ihn an und fühlte sich wie eine Gefangene, als er sie so unerbittlich festhielt. Dabei betrachtete sie sein männlich schönes Gesicht. Himmel, er sah wirklich sehr gut aus. Viel zu gut. So schön wie Lucifer selbst - und genauso gefährlich.
„Hören Sie mir zu, Catherine.“
Seine Stimme klang ruhig und gefasst, so wie er sie festhielt. Er tat ihr nicht weh, erinnerte sie aber daran, dass sie sein war. Catherine antwortete mit einem Lächeln, zu furchtsam, um etwas zu sagen.
„Jetzt zur ersten Lektion, Catherine.“ Er hielt einen Moment inne, dann neigte er sich mit jedem Wort weiter zu ihr hinunter. „Ich bitte niemals zweimal um etwas. Mir gehorcht man immer beim ersten Mal.“
Seine Lippen befanden sich nur einen Atemzug von ihr entfernt, und er wartete. Sie sollte ihm zeigen, wie sie und Ben sich geküsst hatten. Er hatte nicht die Absicht, sich zu wiederholen, und das musste sie verstanden haben, wenn sie ihre Lektion gelernt hatte. Sie hatte sie gelernt. Sie hatte gelernt, sich ruhig zu verhalten, wenn sie in seinem Bett lag, und keine dummen Fragen zu stellen.
Jetzt musste sie ihn küssen. So küssen, wie Ben sie angeblich geküsst hatte. Sanft. Ein sanfter Kuss konnte nicht schwer sein. Sie konnte die Augen schließen, so tun, als wäre er Ben, und ihm einen schlichten Kuss geben.
Er sagte kein Wort, er hatte sich nur über sie gebeugt und wartete.
Sie hob den Kopf ein wenig, in der Absicht, rasch einen Kuss auf seine Lippen zu hauchen, als ihre Sinne sie überwältigten. Er roch nach Meer, frisch und salzig und sehr verlockend. Das lange Haar hing ihm ins Gesicht, kitzelte ihre nackten Schultern, und seine warme Haut durchdrang den Baumwollstoff ihres Hemdes, bis seine Wärme ihr eine Gänsehaut verursachte.
Ohne nachzudenken und ohne Grund hob sie den Kopf und berührte seine Lippen. Sanft, beinahe genießerisch strich sie darüber, probeweise, und stellte fest, dass sie samtweich waren.
Dann konnte sie nicht anders, sie strich behutsam über seinen Mund, langsam, sinnlich, genießerisch. Und um noch mehr von ihm schmecken zu können, schob sie ihre Zunge heraus und kostete rasch ein wenig von seinen Lippen. Ihr Seufzer verriet ihre Zufriedenheit.
Lucian hatte keinen so köstlichen Angriff auf seine Sinne erwartet. Seine Leidenschaft loderte auf wie Feuer. Hitze wogte durch seine Adern, sein Blut kochte.
Er hatte ihr eine Lektion erteilen wollen, und stattdessen gab sie ihm eine. Sie hatte ihm gerade gezeigt, wie erotisch ein sanfter Kuss sein konnte. Wenn er dies nicht bald unterbrach, dann würde er sich auf der Liste ihrer Liebhaber wieder finden, und all seine Rachepläne wären zunichte gemacht.
Er löste seine Lippen von ihr, ließ ihre Arme los und
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