Lucifers Lady
sie aufpassen“, sagte Santos, ehe er ging. „Sorge dafür.“ Lucians Worte folgten ihm, und sie klangen mehr wie eine Warnung als wie ein Befehl.
Lucian sah wieder hinaus auf die weite See, die sich endlos vor seinen Augen erstreckte. Seine Gedanken wandten sich da-bei Naheliegendem zu. Seine Rachepläne waren vollkommen zerstört worden. Er konnte sich nicht vorstellen, wie Catherines Gefangennahme ihm nützen könnte.
Er hatte ernsthaft in Erwägung gezogen, den Beweis gegen den Marquis of Devonshire vorzubringen und zuzusehen, wie wegen Verrats gehängt wurde. Aber dann würde Abelard nicht das endlose Leid erdulden müssen, das er selbst ertragen hatte. Und er wollte, dass Abelard litt.
Er hatte auch erwogen, Catherine nach Hause zu schicke: sich dann aber dagegen entschieden. Er hatte sie nicht über ihren Vater befragt, hatte nicht versucht, ihr Wissen gegen dem Marquis zu verwenden. Heute Abend würde er nach Informationen fragen und nach einer anderen Möglichkeit zur Rache suchen.
Er legte die Hände um seinen Nacken und rieb sich die schmerzenden Muskeln, die verspannt waren, weil er einen großen Teil der Nacht am Steuerrad gestanden hatte. Er hatte das Schiff bis zur Erschöpfung gelenkt und war dann in seine Kabine zurückgekehrt, wo er ins Bett gefallen und sofort eingeschlafen war.
Er hatte nicht erwartet, dass er so auf ihren Kuss reagieren würde. Diese Erkenntnis beunruhigte ihn. Der Gedanke, dass sie ihren Leib so vielen Männern gegeben hatte, verwirrte ihn. Die Tatsache, dass er sich überhaupt darüber Gedanken machte. brachte ihn auf.
Das fröhliche Lachen einer Frau erklang. Er erstarrte, als er merkte, dass Catherine an Deck war. Er würde sie einfach nicht beachten. Santos war für sie verantwortlich. Als er das Lachen eines Mannes hörte, wurde er wütend. Vermutlich setzte sie ihren weiblichen Charme ein, um die Mannschaft um ihren Finger zu wickeln. Als er beide lachen hörte, verlor er seine Selbstbeherrschung. Er fuhr herum und ging geradewegs auf sie zu.
Catherine hatte sich nicht mehr so entspannt und beinahe heiter gefühlt, seit sie England verlassen hatte. Als Santos ihr vorschlug, frische Luft zu schnappen, hätte sie beinahe vor Freude laut aufgejubelt. Hastig hatte sie ein schlichtes, pfirsichfarbenes Seidenkleid angezogen. Sie trug keine Spitzen und Borten, nur ihre Perlen, natürlich. Es war ein leichtes Gewand, und sie hatte es mit einem zufriedenen Lächeln angezogen.
Rasch hatte sie sich das Haar gekämmt und es mit einem gelben Band zurückgebunden, damit es ihr nicht ins Gesicht fiel und sie die Sonne auf der Haut spüren konnte. Im Nu war sie fertig gewesen und hatte Santos aus der Kabine und an Deck gezogen.
Die Nachmittagssonne fühlte sich herrlich an auf ihrer Haut, und sie atmete die salzige Luft tief ein. Sie lachte über die Möwen über ihren Häuptern, die sie umkreisten und laut schreiend auf ein paar Brocken zum Fressen warteten.
Bones war davongeeilt, um ihr einen Schal zu holen, den er in einer ihrer Truhen gesehen hatte, und darauf bestanden, dass sie ihn benötigte. Der Koch war extra an Deck gekommen und hatte ihr einen frischen Muffin direkt aus dem Ofen gebracht, und Jolly stand direkt neben ihr und lächelte einfach nur.
Santos blieb neben ihr, damit niemand sie belästigen konnte. Nicht, dass es eine Rolle gespielt hätte. Bald fand jeder einen Grund, vorbeizukommen, ihr zuzunicken oder einen Gruß zuzurufen. Als Bones mit ihrem Schal zurückkehrte, nahm sie ihn mit so einem herzerfrischenden Lächeln an, dass die Mannschaft sich um sie scharte wie Bienen um ihre Königin.
Catherine lachte und scherzte, plauderte über Neuigkeiten aus England und spürte, dass viele der Männer ihre Familie vermissten, die sie zu Hause hatten zurücklassen müssen. Sie fühlte sich ihnen seelenverwandt und entspannte sich, als sie mit ihnen plauderte.
Lucian stürzte sich auf die friedliche Szene wie ein wild gewordener Stier. Die Glut in seinen Augen und seine wütende Miene ließen die Männer in alle Richtungen davonstieben, wobei sie aneinanderstießen.
Catherine trat ebenfalls einen Schritt zurück. Er hob sie mit einer einzigen Bewegung auf die Arme und eilte mit ihr zu seiner Kabine.
„Zurück an die Arbeit“, brüllte er der Mannschaft zu, ehe er mit Catherine verschwand.
Sie klammerte sich an ihm fest, voller Angst, er würde das Gleichgewicht verlieren und sie fallen lassen. Aber er war nicht einmal außer Atem geraten.
Er stieß die
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