Lucky - Nur eine Frage der Zeit
DNS-Proben, aber diesmal glaube auch ich, dass wir den Richtigen erwischt haben”, fuhr er fort. “Er roch definitiv nach kaltem Zigarettenrauch. Was Martin Taus angeht, wissen wir immer noch nicht genau, warum er den Überfall auf Lucy so detailliert beschreiben konnte. Ich vermute, er hat Finn in einer Bar getroffen.”
“Wie geht es Syd?”, fragte Frisco.
Lucky lachte. “Sie schreibt”, antwortete er. “Sie hat sich im Gästezimmer eingeschlossen und schreibt praktisch ununterbrochen, seitdem wir das Haus betreten haben. Sie arbeitet an einem kurzen Text über Finn – eine Art Fortsetzung der anderen Artikel, die sie verfasst hat.”
“Hat sie, ähm …” Frisco gab sich bemüht taktvoll. “Hat sie dir bereits geantwortet?”
“Nein.” Lucky wusste genau, worauf sein Freund hinauswollte. Sein Heiratsantrag. Sein unglaublich dummer und viel zu öffentlicher Heiratsantrag. Klar, dass Frisco davon erfahren hatte. Wahrscheinlich stand Mia neben ihm, zupfte an seinem Ärmel und wartete auf Friscos Nicken, damit sie Veronica anrufen und ihr das Neueste erzählen konnte. Und Veronica würde PJ anrufen, PJ würde Harvard informieren, und Harvard würde ein Memo an die Alpha Squad schreiben.
Der Umstand, dass Lucky tatsächlich einer Frau einen Heiratsantrag gemacht hatte, wurde von seinen Freunden nicht auf die leichte Schulter genommen. Im Gegenteil – sie nahmen das sehr ernst.
Ganz gewaltig ernst.
Ernst …
“Warte einen Augenblick, ja?”, sagte Lucky ins Telefon. Dann legte er den Hörer auf den Küchentisch, ging durch den Flur und klopfte an die geschlossene Gästezimmertür.
“Ja.” Syds Antwort klang ungeduldig. Sie schrieb.
Lucky öffnete die Tür und machte es kurz. “Wann bist du schätzungsweise fertig?”
“In zwei Stunden”, sagte sie. “Geh jetzt. Bitte.”
Lucky schloss die Tür, ging in die Küche zurück und nahm das Telefon wieder zur Hand. “Frisco, alter Freund, ich brauche eure Hilfe.”
Syd verschickte den Artikel per E-Mail und schaltete ihren Laptop aus. Sie stand auf und reckte sich. Ihr war klar, dass sie die Angelegenheit nicht länger aufschieben konnte.
Luke wartete im Wohnzimmer darauf, dass sie endlich miteinander redeten.
Zur Hölle mit deinem Vorstellungsgespräch … Schaff deinen Hintern nach Hause und … und heirate mich, verdammt noch mal!
Er konnte es nicht ernst gemeint haben. Er wusste, dass er es nicht ernst gemeint hatte.
Er war aufgebracht gewesen, und dafür gab es viele Gründe. Ihm gefiel der Gedanke, sie zu verlieren, nicht. Nein, im Grunde gefiel ihm der Gedanke, überhaupt zu verlieren, nicht. Sein Heiratsantrag war nur ein spontaner Versuch gewesen, sie umzustimmen, damit sie blieb.
Sag Syd, dass ich sie liebe.
Oh, ja, er liebte sie. Wahrscheinlich hatte er genau dasselbe schon zu ungefähr vier Milliarden Frauen gesagt, zu all den Frauen, die er vor Syd gehabt hatte. Sie konnte das nicht ernst nehmen.
Und genau das würde sie ihm sagen müssen. Sie konnte – und wollte – ihn nicht ernst nehmen. Sie mochte ihn sehr, aber das Risiko war ihr einfach viel zu groß. Schließlich ging es um ihr Leben. Es tat ihr leid, aber sie würde den Job in New York annehmen.
Sie wollte schnell abreisen. Schließlich sollte sie so bald wie möglich anfangen. Also würde sie ihre Sachen packen und gehen. Ein kurzer Schmerz, und dann wäre es überstanden. Wie der kurze Ruck, mit dem man sich ein Pflaster abreißt, so erinnerte sie sich selbst.
Er würde sich kaum länger als eine Woche nach ihr sehnen.
Syd hingegen würde sich den Rest ihres Lebens nach ihm sehnen.
Sie wappnete sich, straffte ihre Schultern und öffnete die Tür.
Luke war im Wohnzimmer. Er stand am Vorderfenster und schaute hinaus. Als er sie hörte, drehte er sich um, und sie registrierte verblüfft, dass er seine Galauniform trug. Die Haare hatte er sich sorgsam aus dem Gesicht gekämmt, jedes einzelne Härchen saß perfekt. Er trug nicht nur die kleinen Medaillen, sondern jeden Orden, den er sich verdient hatte. Ein Wunder, dass er überhaupt noch stehen konnte bei dem Gewicht, das an ihm hing.
“Willst du irgendwohin gehen?”, fragte sie.
“Ich schätze, das sollte ich dich fragen”, antwortete er. Er wirkte so ernst, wie er da stand, herausgeputzt und ohne ein Lächeln auf seinem hübschen Gesicht.
Syd setzte sich auf die Couch. “Ja”, sagte sie. “Ich gehe nach New York. Da war eine Nachricht auf meiner Mailbox. Man hat mir ein Angebot gemacht. Sie wollen
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