Lucy - Der Schlüssel (Band 5) (German Edition)
fragte Lucy.
»Es ist zum Verzweifeln. Es gibt nicht einen einzigen Anhaltspunkt, was auf diesem kleinen Kontinent auf Parad los ist. Es gibt zwar jede Menge Informationen über die Besiedlung der anderen Kontinente, aber der Teil des Planeten, der uns interessiert, scheint überhaupt nicht zu existieren. Es scheint absolut keine Verbindung zum Rest des Planeten zu geben. Wir haben keine Idee, wie man dort hinkommen kann«, antwortete Karenia.
Sie hätte eigentlich nichts zu sagen brauchen. Dass die Suche bi sher keinen Erfolg gehabt hatte, sah man an ihrem frustrierten Gesicht. Sie sah blass und müde aus. Die Augen waren leicht gerötet. Vielleicht hatte sie sogar geweint. Jetzt sah sie Lucy allerdings mit ihrem typisch harten Blick an.
»Wir haben nicht mehr viel Zeit. Wenn wir nicht bald eine Idee haben, eine Idee, die wirklich etwas taugt, dann können wir tatsäc hlich nur noch den Notfallplan durchziehen«, sagte sie.
Lucy nickte stumm und legte ihr die Hand auf den Unterarm. K arenia nahm sie und drückte sie dankbar.
Als Lucy ein paar Minuten später zu Riah kam, bot sich ihr ein ganz anderes Bild. Die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren. Na hrung, Wasser, Medikamente und medizinische Geräte wurden von allen möglichen Standorten auf die Rebellenschiffe gebracht. Zahlreiche kleinere Schiffe lieferten ganze Ladungen wissenschaftlicher Ausrüstung an.
»Wo kommt das denn alles her?«, fragte Lucy fassungslos.
»Wir suchen zusammen, was wir bekommen können. Lange wird das nicht mehr gehen. Wenn das Imperium uns erst mal auf die Schliche kommt, werden sie verhindern, dass wir uns die Sachen holen. Aber bis sie gemerkt haben, was los ist, haben wir schon, was wir brauchen«, antwortete Riah gut gelaunt.
Lucy nickte und versuchte ein Lächeln. Riah lächelte dankbar z urück. Tief im Innern konnte Lucy nach wie vor die Begeisterung nicht teilen, die sich bei den meisten Mitgliedern der Rebellen breitmachte. Sie wollte nicht nach dem Notplan handeln. Sie wollte immer noch das ursprüngliche Ziel verwirklichen. Andererseits hatten Riah und die anderen natürlich recht. Wenn sie jetzt nicht vorsorgten, waren sie im Ernstfall verloren.
Gegen Mittag flog das Schiff ab, das Kim zurück nach Terra, zur Erde, brachte. Es gab noch einmal eine kurze aber heftige A bschiedsszene und dann war Kim verschwunden. Auch wenn Kim auf der Station mehr mit ihren imperianischen Freuden und Nuri zu tun gehabt hatte als mit ihr, so fühlte Lucy sich doch einsam und verlassen, als sie weg war. Kim stellte für sie die letzte Verbindung nach Terra, zu ihrem Planeten, zur Erde dar. Lars kümmerte sich zwischenmenschlich wie die ganzen letzten zwei Jahre auch nur noch um Trixi. Und Christoph sortierte Lucy mittlerweile als Imperianer ein. Sie mochte ihn natürlich noch immer, aber sie fühlte sich ihm nicht näher, als zu beispielsweise Tomid oder Kara.
***
Bis zum Abend änderte sich die Situation nicht. Während die Vorbereitungen für die Flucht gut vorankamen, machte der Hauptplan keine Fortschritte. Lucy traf sich mit Karenia, Christoph und Borek. Sie beredeten alle Ideen, die ihr selbst gekommen waren, mit den Dreien. Den größeren Teil dieser Gedanken hatten ihre Freunde selbst schon gehabt und ohne Erfolg durchgespielt. Auch die anderen Ideen brachten sie nicht weiter. Stundenlang hatte Lucy das Gefühl, ganz nah an der Lösung zu sein. Langsam breitete sich die Müdigkeit unbarmherzig aus. Die Erkenntnis beschlich sie, dass es keine sinnvolle Lösung gab, nichts was ihnen wirklich weiterhalf. Es bestand scheinbar keine Möglichkeit, auf diese Insel zu kommen, die die Größe eines kleinen Kontinents besaß und die nach außen schon seit Jahrzehnten völlig abgeriegelt wurde. Mit Gewalt würde es schon gar nicht gehen. Dafür war die Bewachung zu gut und gegen die Bewaffnung der Kriegsschiffe und Bodenstationen hatten die Rebellen keine Chance.
Lucy fühlte sich erschöpft. Sie ging auf ihr Lieblingsdeck. Dor thin, wo sie in den letzten zwei Jahren viele Stunden zugebracht hatte, in denen sie in die Sterne geschaut und vor sich hin geträumt hatte. Meistens hatte sie auf diesem Aussichtsdeck, das zu den kleineren zählte, keine anderen Personen angetroffen. Jetzt sah sie ein Paar im Schatten des unbeleuchteten Decks stehen. Es handelte sich um einen Jungen und ein Mädchen. Sie waren so miteinander beschäftigt, dass sie Lucy nicht kommen hörten. Lucy blieb stehen und beobachtete das Paar. Die beiden sahen
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