Lucy - Der Schlüssel (Band 5) (German Edition)
sich in die Augen und streichelten sich zärtlich über Haare und Kopf. Jetzt erkannte Lucy sie. Es waren Lars und Trixi. Sie begannen, sich intensiv zu küssen. Eigentlich hätte Lucy sich melden müssen. Sie wusste, dass es nicht in Ordnung war, hier im Dunkeln zu stehen und die beiden heimlich zu beobachten. Die beiden streichelten sich über den Rücken, gaben sich kleine Küsschen ins Gesicht. Sie flüsterten sich etwas ins Ohr, so leise, dass Lucy es nicht verstehen konnte. Dann küssten sie sich erneut. Dabei hielten sie sich aneinander fest, als würde es um ihr Leben gehen.
Lucy hielt es nicht mehr aus. Leise schlich sie aus dem Raum. Sie suchte sich eines der anderen Aussichtsdecks, die es auf dem Schiff gab. Sie setzte sich auf eine der Liegen auf dem Deck und sah in die Sterne. Oh Gott, sie fror bitterlich. Was war bloß mit der Heizung auf dem Schiff los? Da musste etwas kaputt sein. Lucy zitterte, dass sie aufpassen musste, nicht mit den Zähnen zu klappern. Eine Gä nsehaut überzog ihren gesamten Körper. Sollte sie aufstehen und im Kommandoraum nachsehen, was mit diesem Schiff los war?
Im nächsten Moment fiel ihr ein, dass es längst einen Alarm g egeben hätte, wenn die Temperatur wirklich so abgefallen wäre, wie Lucy glaubte. Sie musste krank sein. Sie sollte zur Krankenstation gehen.
Sie wollte schon aufstehen, als ihr auffiel, dass sie durch das gr oße Aussichtsfenster direkt auf den unbekannten Teil der Galaxie blickte. Lucy wusste, dass es sich bei diesen kleinen, hellen Punkten um extrem heiße Sonnen handelte, die nur deswegen so klein und kalt aussahen, weil sie sich so weit weg befanden. Sie wusste, dass nach allem, was man in Erfahrung gebracht hatte, die meisten dieser Sonnen Planetensysteme besaßen. Aller Voraussicht nach boten einige von ihnen für Menschen ideale Bedingungen, um auf ihnen zu leben. Lucy hatte schon davon geträumt, dass gerade auf einigen dieser unbekannten Planeten das wahre Paradies herrschte. Vielleicht kehrten die dort verschollenen Schiffe nur deswegen nicht zurück, weil die Besatzungen auf diesen Planeten leben und nie wieder ins Imperium wollten.
Solchen Tagträumen hatte sich Lucy manchmal hingegeben, s olange sie wusste, wohin sie zurückkehren konnte. Jetzt wirkten die Sterne dort viel kühler aus als gewöhnliche Sterne. Sie schienen die Wärme förmlich aus dem Raum zu saugen. Plötzlich spürte Lucy in dieser unglaublichen, sich immer stärker ausbreitenden Kälte einen warmen Lufthauch.
»Hallo Lucy. Hier steckst du also.«
»Oh, hallo Ephirania«, erwiderte Lucy. Ihre Stimme vibrierte leicht vom Zittern.
Lucy sah die junge Frau an, die von dem Stuhlroboter in den Raum getragen wurde. Auch wenn man ihr Gesicht nicht als wir klich hübsch bezeichnen konnte und es eher streng und kantig wirkte, so machte sie es mit ihrem strahlenden Lächeln gleich mehrfach wett. Lucy starrte in ihre ungewöhnlichen, blattgrünen Augen mit dem schmalen roten Rand um die Iris.
»Hierhin hast du dich also verkrochen«, sagte Ephirania lieb evoll.
»Ich wollte ein bisschen allein sein und nachdenken«, erwide rte Lucy schüchtern.
»Ich weiß. Das ist aber jetzt nicht gut für dich. Ich habe g espürt, dass du dich schlecht fühlst. Deswegen habe ich dich gesucht.« Ephirania lächelte noch immer.
»Hast du meine Gedanken gelesen?«, fragte Lucy ängstlich.
»Ich habe dir doch schon einmal erklärt, dass ich keine Gedanken lesen kann, jedenfalls nicht so, wie du dir das denkst. Außerdem will ich das gar nicht. Du könntest ja gerade etwas Schlechtes von mir denken.« Ephirania grinste frech. »Vielleicht habe ich ein wenig feineres Gespür für Gefühle, als die Meisten hier auf dem Schiff. Das ist sehr verwirrend für mich. Viele Gefühle, die ihr spürt, kenne ich nicht. Ich muss erst lernen, sie zu interpretieren und nachzuvollziehen.«
Ephirania sah Lucy oder besser, das Häufchen Elend, das von ihr übrig war, einen Moment schweigend an.
»Es ist schwer für dich, dass Kim gegangen ist. Sie geht zurück auf die Erde. Sie wird da leben und du kannst vielleicht für Jahre, vielleicht für Jahrzehnte, vielleicht sogar nie wieder zurück. Sie ist jetzt bei deinen Eltern und Geschwistern und redet mit ihnen und bekommt ihre Freundschaft und Liebe.«
Lucy sah Ephirania an. Was redete diese Frau denn da? Was bi ldete die sich denn überhaupt ein? Was wusste die schon von ihrer Familie? Das konnten doch nicht einmal die Imperianer nachvollziehen. Sie wollte
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