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Lucy im Himmel (German Edition)

Lucy im Himmel (German Edition)

Titel: Lucy im Himmel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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und legte sie aufs Bett. Nur gut, dass ich sie entdeckt hatte und nicht Gregor. Es hätte ihm sicher wieder einen schmerzlichen Stich versetzt.
         Dann war es an der Zeit, sich auf den Weg zu Bea zu machen. Ich holte eine Plastiktüte aus der Küche und stopfte das Kleid und die Jacke hinein. Beides wollte ich unterwegs in einen Altkleidercontainer werfen, wenn ich an einem vorbeikam.
         »Ist das schön, dass du mich besuchst!« Bea strahlte über das ganze Gesicht, als ich bei ihr klingelte.
         Ich schaute sie verdutzt an. »Das haben wir doch ausgemacht.«
         »Ja, aber ich habe nicht so recht daran geglaubt. Weißt du, es gibt Menschen, für die das nur eine Floskel ist, um mich loszuwerden. Vor allem, wenn ich etwas für ein Buch recherchiere.« Sie zuckte mit den Schultern und wechselte das Thema. »Hast du Lust auf einen Latte Macchiato? Ich muss dich aber warnen, ich mache ihn immer mit einem ordentlichen Schuss Amaretto.«
         »Ich liebe Latte Macchiato. Für mich gibt es nichts Leckereres. Und auf deine Variante hast du mich jetzt so richtig neugierig gemacht.«
         Bea grinste. Wir setzten uns in ihre kleine, dafür aber enorm gemütliche Küche. In Italien hatte ich einige Male zugeschaut, wie aufwändig man dort einen »echten« Macchiato zubereitete. Deshalb war ich über alle Maßen erstaunt, als Bea Milch in ein Töpfchen schüttete, die sie unter sanftem Schlagen erhitzte, bis sich genügend feinporiger Schaum gebildet hatte. Bevor sie ihn mit einem großen Löffel in ein hohes Glas schöpfte, gab sie etwas von der heißen Milch und einen guten Schuss Amaretto hinein. Als Letztes goss sie den frischgekochten Espresso ganz langsam kreisend ins Glas, sodass sich wunderbare Schichten bildeten. Am Schluss bestäubte sie ihr Kunstwerk noch mit Kakaopulver. Ich war sprachlos. Sowohl Aussehen als auch Geschmack waren unschlagbar.
         »Bist du schon in der Stadt gewesen?« Bea nickte neugierig zu meiner Plastiktüte, in der sich die zwei Sachen für den Altkleidercontainer befanden. »Zeig mal, was du dir Schönes gekauft hast.«
         Ich winkte ab, aber bevor ich etwas sagen konnte, hatte Bea schon in die Tasche geschaut.
         »Du hast dir etwas Schwarzes gekauft?« Sie musterte mich überrascht. Vorsichtig holte sie Kleid und Strickjacke heraus. »Die sehen absolut toll aus! Zieh sie doch mal an.«
         Lachend schüttelte ich den Kopf. »Die sind nicht neu. Das Kleid habe ich mir vor ein paar Jahren für einen Sommerball gekauft, aber schlussendlich war es mir an den entscheidenden Stellen immer zu weit und zu kurz.« Die flauschige Strickjacke hatte ich dagegen geliebt und oft angehabt – obwohl oder gerade weil ich in ihr versank und mich im Winter immer hineinkuscheln konnte.
         »Warum schlüpfst du nicht mal rein?«, fragte ich einer spontanen Eingebung folgend. »Du magst Schwarz doch so gern.«
         Bea lachte. »Wenn es dir passt, habe ich keine Chance mich reinzuquetschen. Ich bin einen halben Meter kleiner und wiege eine halbe Tonne mehr als du, falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte.«
         »Wohl eher einen Viertelkopf und fünf Kilo.« Sie hatte maßlos übertrieben. »Probier die Sachen an, mir waren sie immer zu groß.«
         Bea streifte ihr T-Shirt ab und schlüpfte schnell kopfüber in das Kleid, dann zog sie die Jacke darüber. Beides saß wie angegossen.
         »Wenn sie dir gefallen, schenke ich sie dir«, sagte ich entschieden.
         Sie sah mich erstaunt an.
         »Ich wollte sie auf dem Weg zu dir eigentlich in den Altkleidercontainer werfen.«
         »Warum? Die sind doch noch gut.«
         »Geänderte Stilrichtung«, murmelte ich leise. Ich darf seit einem Jahr nur noch mein weißes Himmelskleidchen tragen.Aber das konnte ich ihr ja schlecht sagen.
         »Also, wenn du sie wirklich nicht mehr brauchst ...«
         Ich schüttelte den Kopf. »Behalte sie.«
         »Dann, vielen lieben Dank!« Obwohl ich eigentlich eine Fremde war, umarmte mich Bea und drückt mich fest und vor allem herzlich an sich.
         Es war schön zu sehen, wie sehr sie sich freute – und ich ärgerte mich insgeheim, dass ich nicht noch das eine oder andere Teil übersehen hatte, das ich ihr hätte anbieten können. Irgendwie tat es mir nämlich gut, zu wissen, dass es jemanden gab, der meine Kleider in Ehren weiter tragen würde.
         »Wie kommst du denn mit deinem

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