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Lucy im Himmel (German Edition)

Lucy im Himmel (German Edition)

Titel: Lucy im Himmel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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Krimi voran?«, gab ich unserer Unterhaltung schließlich eine neue Richtung. Sofort rollte Bea mit den Augen und schnitt eine Grimasse.
         »Frag nicht. Das ist das reinste Horrorprojekt.«
         »Warum?«
         »Weil ich von der Materie keine Ahnung habe. Es geht um Drogen. Kokain.«
         Ich sah sie abwartend an.
         »Okay, ich muss das anders erklären.« Sie löffelte den letzten Schluck ihres Macchiato aus dem Glas, dann stand sie auf, um uns einen zweiten zu kochen. »Wenn ich etwas schreibe, müssen die Fakten stimmen. Das ist der Anspruch, den ich an mich selbst habe. Aber über Drogen will dir natürlich niemand was erzählen. Ich habe sage und schreibe ein Jahr gebraucht, bis ich über zig Umwege an einen Beamten gekommen bin, der mir nun manchmal ein bisschen hilft. Aber er ist ein sehr zurückhaltender Mensch. Fast schon introvertiert. Er beantwortet konkrete Fragen, würde jedoch niemals von sich aus etwas erklären. Dafür ist er einfach nicht der Typ.«
         Ich nickte. Solche Kollegen hatte es gegeben.
         »Der Mann ist wirklich lieb und nett und vor allem geduldig – ich mag ihn –, aber wenn du von einer Sache keine Ahnung hast, weißt du nicht, was du fragen musst. Und genau da beißt sich die Katze in den Schwanz: Wir kommen nicht wirklich weiter.« Sie seufzte. »Na ja, morgen habe ich wieder einen Termin bei ihm. Mal schauen, was er da so von sich gibt, denn wenn ich nicht bald ein ordentliches Stück vorankomme, wird es mit der Deadline knapp, die mir der Verlag gesetzt hat.«
         »Wie viele Bücher hast du denn schon geschrieben?«, wechselte ich das Thema, damit ich gar nicht erst in Versuchung kam, ihr helfen zu wollen, indem ich ihr von meinem früheren Beruf erzählte.
         »Das ist mein vierzehntes.«
         »Wow!« Ich machte große Augen.
         »Willst du mal mein Heiligtum sehen?« Bea stand auf und winkte mir, ihr zu folgen. Wir gingen in ihr Wohnzimmer, das gleichzeitig auch ihr Arbeitszimmer war. »Tataaa!« Sie wies auf ein altes, abgenutztes Sofa aus Omas Zeiten. »Das ist der Ort, an dem die weltberühmte Schriftstellerin Bea Middelhauve ihre Krimis fabriziert, wenn sie nicht gerade auf einem Friedhof sitzt, um dort zu arbeiten.«
         Auf dem Boden vor der Couch lag ihr kleines schwarzes Netbook. Daneben stapelten sich Ausdrucke in Schnellheftern, Forensik-Bücher und ein aufgeschlagener Duden. Das restliche Zimmer war spartanisch eingerichtet. Von deckenhohen Bücherregalen, wie man sie bei einem Autor klischeemäßig erwartet, war weit und breit nichts zu sehen. Offenbar stand mir meine Überraschung ins Gesicht geschrieben.
         »Tja, das hast du dir anders vorgestellt, nicht wahr?«
         Ich nickte.

Zwölftes Kapitel
    In dem Lucy eine Freundschaft eingeht
     
    Je länger ich mich in Beas Gesellschaft aufhielt, desto sympathischer wurde sie mir. Sie war eine fröhliche, selbstbewusste Frau, die jeder Sache eine positive Seite abgewinnen konnte und vor allem immer und über alles lachte. Und ihr Lachen war ansteckend. Zwei Mal liefen mir an diesem Vormittag Tränen über die Wangen.
         Die Zeit verging im Flug. Irgendwann schaute ich auf die Uhr und erschrak. Es war schon nach zwei. Ich sollte mich endlich wieder um meinen Mann kümmern. Eilig stand ich auf, und begann mich zu verabschieden.
         »Es war schön, dass du mir Gesellschaft geleistet hast.« Bea brachte mich zur Tür.
         »Eigentlich habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich dich so lange vom Arbeiten abgehalten habe.«
         »Keine Sorge, das hole ich ganz leicht nach.« Sie lächelte. »Nein, es war wirklich schön, dass du mich besucht hast. Und noch mal vielen lieben Dank für das Kleid und die Jacke.«
         »Nicht der Rede wert.«
         »Lucy?« Sie biss sich auf die Lippen.
         Ich schaute sie fragend an.
         »Sehen wir uns wieder? Meine beste Freundin ist vor ein paar Monaten nach Sri Lanka gezogen. Und so viel gelacht wie heute habe ich schon lange nicht mehr.«
         Ohne nachzudenken nickte ich. »Klar! Du hast mir richtig gutgetan. Es kommt selten vor, dass ich mich mit jemandem so gut verstehe.«
     
    Erst nachdem ich gegangen war, wurde mir bewusst, dass ich Bea wirklich mochte – und welche Probleme sich daraus ergaben: Sie suchte jemanden, mit dem sie lachen und auch mal außerhalb ihrer Wohnung etwas unternehmen konnte. Ich hingegen war nur noch ein bis zwei

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