Lucy im Himmel (German Edition)
ist ein enormer Fortschritt. Irgendwann wird er es von alleine verändern wollen.«
Dreizehntes Kapitel
In dem Lucy flüchten muss
Am Morgen versuchte ich Gabriels Anregungen umzusetzen, indem ich alles dafür tat, um meinem Mann Mut zu machen, damit er bei seiner Kleiderwahl freiwillig einen Kompromiss einging. Und immerhin: Er nahm zumindest rote Boxershorts und dunkelblaue Socken zu seiner schwarzen Jeans und einem schwarzen Hemd mit dünnen weißen Streifen. Nun ja, das Licht am Ende des Tunnels ist am Anfang immer kaum sichtbar.
Wenigstens mit dem Essen schien er sich etwas leichter zu tun. Ganz ohne meine Unterstützung rührte er sich eine Riesenportion Müsli mit frischem Obst an.
Danach machten wir uns auf den Weg ins Büro – wie ich zunächst annahm. Am Nordwestring bog er jedoch nicht rechts ab, sondern fuhr geradeaus weiter. Zu schade aber auch, dass ich keine Gedanken lesen konnte! Was hatte er vor? Als wir am Friedrich-Ebert-Platz neben einem Bankgebäude hielten, wurde mir die Frage beantwortet.
Außer einer Frau, die am Kontoauszugsdrucker stand, war der Schaltervorraum leer. Sie drehte sich zu uns um, als wir eintraten, und musterte meinen Mann kurz kritisch, dann huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. Ich konnte es kaum fassen: Es war Ute, eine meiner früheren Kolleginnen.
»Hallo, Gregor«, begrüßte sie ihn.
Mein Mann schaute überrascht auf. Als er sie erkannte, ging er zu ihr hinüber und gab ihr die Hand. »Guten Morgen, Ute. Wir haben uns lange nicht mehr gesehen. Wie geht es dir?«
»Ging schon mal besser«, winkte sie schnell ab.
»Warum? Was ist los?«
»Hast du es noch nicht im Buschfunk gehört? Mein Mann ...«, sie schluckte und holte tief Luft, »hat mich sitzengelassen.« Tränen stiegen ihr in die Augen.
»Ach Gott, Ute, das tut mir wirklich leid.« Gregor legte ihr tröstend die Hand auf die Schulter.
»Na ja, das ist nicht zu ändern.« Sie zwinkerte ein paar Mal. »Und ... wie ist es bei dir?«, stellte sie zögerlich die Gegenfrage.
»Ich denke, es genügt, wenn ich sage, dass ich dir absolut nachfühlen kann, wie mies es dir geht.« Er lächelte sie traurig an.
»Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass das Leben mit zunehmendem Alter nicht besser wird.« Ute schnitt eine Grimasse. »Am schlimmsten sind die Abende und die Wochenenden. Ich übernehme inzwischen freiwillig alle zusätzlich anfallenden Dienste, nur um nicht allein zu Hause rumzusitzen.«
Ich sah meinen Göttergatten eindringlich an und suggerierte ihm einen Gedanken, nachdem er von sich aus keine Anstalten machte, das einzig Richtige zu tun.
»Wir könnten doch mal was zusammen unternehmen. Hast du Lust mit mir essen zu gehen?«, fragte er endlich.
Im ersten Moment wirkte Ute überrascht, doch dann hellte sich ihr Gesicht schlagartig auf. »Ja, gerne. Das wäre schön.«
»Ruf mich an und sag mir, wann es dir passt. Meine Nummer in der Dienststelle hast du, oder?«
Sie nickte. »Ich melde mich. Vielleicht klappt es nächstes Wochenende?«
»Gerne. Ich habe nichts vor.«
Zufrieden ließ ich mich in Gregors Büro auf einen seiner Besucherstühle sinken. Ein Tag, der mit einer Verabredung begann, war ein absoluter Erfolg für uns. Jetzt musste ich meinem Göttergatten nur das Gefühl vermitteln, dass er sich wirklich darauf freute, mit Ute auszugehen. Eventuell konnte er sich auch mal mit einer seiner Kolleginnen zum Joggen treffen. Es musste ja nicht immer eine Essenseinladung sein. Leider waren die Frauen um ihn herum fast alle zehn bis zwanzig Jahre jünger. Ich seufzte. Andererseits: Wenn seine Zukünftige Kinder bekommen sollte, wäre es durchaus hilfreich, wenn sie noch keine vierzig war.
»Hast du einen Moment Zeit für mich?« Tobias stand in der Tür.
»Klar. Komm rein.« Mein Mann bot ihm den Stuhl an, auf dem ich saß. Tobias ließ sich schwer darauf fallen, kaum, dass ich mich erhoben und auf den Sitz daneben gerutscht war. »Was gibt es denn?«
»Claudia hat sich sehr darüber gefreut, dass du sie gestern zum Mittagessen mitgenommen hast.«
Gregor sah seinen Kollegen mit hochgezogenen Augenbrauen abwartend an. Offenbar verstand er die Message nicht. Ich hingegen hatte immerhin den Namen der Vegetarierin erfahren.
»Na ja, in dem halben Jahr, in dem sie
Weitere Kostenlose Bücher