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Lucy in the Sky

Lucy in the Sky

Titel: Lucy in the Sky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paige Toon
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etwas runder, seine braunen Haare kürzer. Er scheint sich sehr zu freuen, mich zu sehen, und ich überprüfe gewissenhaft meine Gefühle für ihn. Nein, nichts. Gott sei Dank.
    »Wir haben dir was mitgebracht«, strahlt Molly und zieht ein Päckchen aus der Tasche.
    »TimTams!« In der Highschool war das mein Lieblingssnack: ein Keks-Schokoladen-Riegel, ein bisschen wie die Penguin-Bars in England. Man tunkt das eine Ende in den Tee, beißt es ab, tunkt das andere Ende ein und saugt dann das Innenleben so schnell man kann heraus, ehe man sich komplett vollkleckert. »Jetzt fehlt nur noch eine Tasse Tee«, lache ich.
    Sam nimmt mir den Koffer ab, und wir gehen zum Parkplatz. Um acht Uhr morgens ist es noch nicht sehr warm, aber ich gehe davon aus, dass uns ein wunderschöner Sonnentag bevorsteht. Ein großes Glücksgefühl durchströmt mich.
    »Wie war der Flug?«, erkundigt sich Sam.
    Ich stöhne. »Nicht so toll. Aber das erzähle ich euch später.«
    »Hör dir bloß mal ihren englischen Akzent an!«, kreischt Molly plötzlich. »Unglaublich! Du klingst richtig britisch!«
    »Ach Quatsch.«
    »Kein Quatsch! Es stimmt, oder Sam?«
    »Allerdings.« Sam lächelt mich voller Zuneigung an. »Da wären wir«, sagt er dann zufrieden, hievt meinen Koffer auf die Ladefläche eines weißen Trucks und legt ihn flach neben ein halbes Dutzend Minipalmen.
    »Musst du heute arbeiten?«, frage ich ihn.
    »Nein, ich tu nur einem Freund einen Gefallen. Erst mal setze ich euch Mädels zu Hause ab, trink schnell einen Tee mit euch, und dann mach ich ein bisschen Gartenarbeit.«
    Sam arbeitet als Gartenbauexperte in den Royal Botanic Gardens von Sydney, wo er Molly übrigens auch seinen Antrag gemacht hat, hoch oben auf einer Plattform im großen pyramidenförmigen Gewächshaus. Den Truck benutzt er für die Arbeit, und ich habe Glück, dass es nicht regnet, sonst würden meine Sachen jetzt nass.
    Wir fahren auf den Expressway. Sam wechselt die Spur wie ein Irrer und hupt hemmungslos, wenn ihm ein anderes Auto in die Quere kommt. »Es ist so seltsam, dich fahren zu sehen«, stelle ich fest. »Ich hätte nie gedacht, dass du hinter dem Steuer zum Wahnsinnigen mutierst.«
    »Ach was, die anderen müssen mir doch nur ausweichen, dann ist alles klar«, grinst er.
    Ich werfe Molly einen vielsagenden Blick zu.
    Sie verdreht die Augen. »Das ist noch gar nichts. Du müsstest ihn mal in der Rushhour erleben.«
    Wir fahren in einen Tunnel, und als wir auf der anderen Seite wieder herauskommen, liegt die Stadt plötzlich vor uns, eine gezackte Skyline am klaren blauen Himmel. Die goldene Spitze des Sydney Tower glitzert im Licht der Morgensonne.
    »Möchtest du über die Brücke fahren, Lucy? Oder durch den Tunnel?«, fragt Sam eine Minute später.
    »Über die Brücke! Unbedingt!«, platze ich begeistert heraus.
    Sam und Molly wohnen in Manly, einem nördlichen Vorort von Sydney. Man erreicht Manly auch mit der Fähre von der Circular Bay aus, aber jetzt sind wir unterwegs zur Sydney Harbour Bridge.
    Bald ragt der riesige Stahlbogen der Brücke vor uns auf. Ganz oben hängen zwei australische Flaggen, und ich kann die kleinen Gestalten ausmachen, die sich wie emsige Ameisen den Brückenbogen emporquälen. Über Sams Schulter hinweg spähe ich nach hinten und erhasche einen Blick auf den Ozean. Wie ein weißes Signalfeuer strahlt uns das Sydney Opera House entgegen, und das Wasser im Hafen funkelt und glitzert, als bestünde es aus Millionen winziger Kristalle.
    Auf der anderen Seite der Brücke biegen wir rechts in Richtung Mosman und Manly ab. Autohäuser, Geschäfte, Apotheken, Restaurants, Zeitungsläden, Beerdigungsinstitute und Cafés ziehen an uns vorüber, und bald nähern wir uns der Spit Bridge, neben der sich Hunderte verschiedenfarbiger Wohnblocks an der Klippe über der Bucht emporziehen. Palmen und Pinien säumen das Ufer, das Gras ist gelb und trocken.
    »Heißer Sommer?«, erkundige ich mich.
    »Sehr heiß«, antwortet Sam. »Gar nicht gut für den Garten.«
    Nicht gut für den Garten, aber gut für mich, denke ich. Hoffentlich bleibt es die nächsten Wochen so – und natürlich auch für die Hochzeit.
    Molly kurbelt ihr Fenster herunter, und ich atme tief die Meeresluft ein. Mit jeder Minute fühle ich mich mehr wie ich selbst.
    »Und wie geht’s James?«, fragt Molly, während Sam einem silbernen Suzuki fast auf die Stoßstange fährt.
    »Oooch«, mache ich nur und erzähle dann in Kurzform meine unschöne Geschichte.
    »Ach

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