Lucy in the Sky
wahnsinnig.«
Pause.
»Nein, wir haben noch keine Schuhe für Lucy.«
Pause.
»Nein, ich mach das nicht. Sie ist total ungezogen!«
Pause.
»Sie will unbedingt in den bescheuerten Zoo!«
Pause.
»Bescheuert ist wirklich kein schlimmes Schimpfwort. Du verwechselst da was.«
Zehn Minuten später taucht Mollys Mutter auf und packt Andie auf den Rücksitz ihres Autos.
»Gehst du mit mir in den Zoo, Mum?«, hören wir sie durchs offene Fenster fragen, als der Wagen davonfährt. Ich fange an zu lachen.
»Das ist überhaupt nicht komisch. Meine Mum lässt ihr alles durchgehen.«
»Ach komm schon«, beschwichtige ich sie. »Du brauchst einen Drink. Himmel, ich brauch einen Drink. Danach finden wir die Schuhe für mich.«
Kapitel 8
»Wusstest du, dass Riesenkraken grünes Blut, drei Herzen, Tentakeln und obendrein die Fähigkeit haben, Farbe und Form zu wechseln?«, frage ich Molly und Sam am nächsten Abend beim Essen. Ich erinnere mich an lauter solche Einzelheiten nach meinem Tag mit Nathan in Oceanworld.
»Nein, das wusste ich nicht«, antwortet Sam amüsiert. Wir sitzen auf der Veranda und essen frische Garnelen.
Das Aquarium war genial. Man befindet sich in einem gigantischen runden Tank, wie in einer Blase, und über einen hinweg ziehen riesige Stachelrochen wie Raumschiffe. Ich wusste gar nicht, dass die so groß werden.
Einen einzigen unbehaglichen Moment gab es, als Nathan eine Art Glücksrad fand und es drehte, um herauszufinden, wie hoch die Wahrscheinlichkeit eines Haiangriffs im Vergleich mit anderen unangenehmen Todesarten ist. Der Zeiger blieb auf »Bootsunfall« stehen, knapp neben dem größten Feld, nämlich dem Flugzeugabsturz. Zum Glück erinnerte mich ein Becken mit Krebsen in der Nähe an einen Witz, den ich sofort erzählte, um Nathan abzulenken.
»Hör mal, ich hab einen Witz für dich!«
»Wurde allmählich auch Zeit. Aber ich wette, er kann nicht mit der Qualität meiner Elefantenwitze mithalten.«
»Sei still und hör zu, Klugscheißer. Kevin die Krabbe und Lottie die Hummerprinzessin waren wahnsinnig ineinander verliebt. Eines Tages kam Lottie in Tränen aufgelöst zu Kevin gekrochen. ›Wir können uns nicht mehr sehen‹, schluchzte sie. ›Warum nicht?‹, stieß Kevin hervor. ›Mein Daddy sagt, Krabben sind gewöhnlich‹, jammerte sie. ›Er sagt, ihr seid die niedrigste Klasse der Krustentiere, und seine Tochter wird garantiert niemanden heiraten, der sich nur seitwärts fortbewegen kann.‹ Kevin war natürlich zutiefst gedemütigt und krabbelte in die Dunkelheit davon, um sich in den Zustand aquatischen Vergessens zu trinken. In dieser Nacht fand ein großer Hummerball statt. Von überallher kamen Hummer angereist, aber die Hummerprinzessin weigerte sich, bei dem ganzen Spaß mitzumachen, sondern saß untröstlich traurig neben ihrem Vater. Plötzlich schwangen die Türen auf, und Kevin die Krabbe kam herein. Die Hummer hielten in ihrem Tanz inne, die Prinzessin rang nach Atem, und der Hummerkönig erhob sich von seinem Thron. Langsam und mit größter Anstrengung kam Kevin auf ihn zu … und alle sahen, dass er VORWÄRTS ging, ein Bein nach dem anderen! Schritt für Schritt näherte er sich dem Thron, bis er schließlich dem Hummerkönig Aug in Auge gegenüberstand. Tödliche Stille senkte sich über den Tanzsaal herab. Schließlich sprach die Krabbe: ›Scheiße, ich bin total blau.‹«
Nathan lachte so sehr, dass er gegen das Glas des Aquariums schlug und von einem Wächter verwarnt wurde. Bald darauf machten wir uns, von Kicheranfällen geschüttelt, auf den Weg hinaus.
»Nur noch drei Tage.« Ich wende meine Aufmerksamkeit wieder Sam und Molly zu. »Wie fühlt ihr euch denn so?«
»Nervös«, gesteht Molly.
»Es besteht doch kein Grund, nervös zu sein«, beschwichtigt Sam sie und streichelt liebevoll ihre Schulter.
»Du musst ja den Tag auch nicht damit verbringen, auf meine Schwester aufzupassen.«
»Nein, ich muss mich bloß um Nathan kümmern.«
»Ach, mit ihm gibt es bestimmt keine Probleme«, meint Molly.
»Er ist ein bisschen aufgeregt wegen seiner Rede«, fährt Sam fort. Nathan ist Sams Trauzeuge. »Da wir gerade von ihm sprechen«, fügt er hinzu, »wir müssen ihn mal rüberholen, damit er was an den Regenrinnen machen kann.«
Ich folge seinem Blick zum Dach hinauf.
»Was hat Nathan denn mit den Regenrinnen zu tun?«
»Er ist so eine Art Allroundhandwerker«, erklärt mir Sam.
»Er hat die ganzen Renovierungen hier
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