Lucy in the Sky
gemacht.«
»Wirklich?« Der Junge steckt voller Überraschungen.
»Ja. Ich weiß, wir necken ihn zwar immer nur damit, dass er mal sein eigenes Haus baut, aber das Zeug dazu hätte er in jedem Fall. Vorausgesetzt, er kriegt jemals den Arsch hoch.«
»Und keiner weiß, wann das passiert«, meint Molly trocken. »Wie wir Nathan kennen, wird er irgendwann seine Siebensachen zusammenpacken und wieder die Küste hochziehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er irgendwo zur Ruhe kommt.«
»Nicht mal mit Amy?«, stochere ich nach.
»Wer weiß? Jedenfalls wäre er schön blöd, es nicht zu tun. Mit Hilfe ihrer Eltern könnten sie sich ein richtiges Traumhaus bauen.«
Keine Ahnung, was mich dazu treibt, all diese Fragen zu stellen, wenn mir die Antworten doch in den seltensten Fällen gefallen.
»Haben Amys Eltern richtig Geld?« Ich kann nichts dagegen machen. Bei Mollys Party ist Amy vorzeitig zu ihren Eltern gegangen, die irgendwo in der schicken Gegend um den Circular Quay wohnen, daran erinnere ich mich genau.
»Ja, sie sind steinreich. Weißt du nicht, wer ihr Vater ist?«
»Nein.«
»Bill Benton.«
Ich schaue Molly verständnislos an.
»Ein total bekannter Geschäftsmann.«
»Ihm gehört die Sleeptown Hotelkette«, erklärt Sam.
»Du meine Güte … Hmm. Sie macht gar nicht den Eindruck, als käme sie aus einer reichen Familie … «
»Ich weiß!«, ruft Molly. »Unter anderem deshalb mögen wir sie ja. Sie ist einfach ein ganz normales Surfer-Mädel.«
»Ich sag dir, Nathan ist verrückt«, meint Sam kopfschüttelnd und stellt sein Bier vor sich auf den Tisch. Am liebsten würde ich mir die Flasche schnappen und sie ihm über den Kopf hauen. Aber stattdessen wechsle ich das Thema.
Es ist Freitag, und wir sind bei Mollys Familie im Garten. Sie wohnen in Mosman, zehn Autominuten von Manly entfernt, über die Spit Bridge. Wir trinken Wein und genießen die Ruhe, während Andie oben in ihrem Zimmer sitzt und (wahrscheinlich) ihren Barbiepuppen Arme und Beine ausreißt. Sheila, Mollys Mum, bereitet in der Küche Lammbraten fürs Abendessen zu. Es war sehr warm heute, deshalb hat eigentlich keiner von uns Appetit auf so ein großes Essen, aber Sheila war nicht davon abzubringen.
Mollys Mum sieht aus wie eine ältere, kleinere, dickere Version von Molly. Sie haben sogar die gleichen wilden Haare. Mollys Vater Bruce ist Unidozent, Sheila unterrichtet an der Manly Village Public School, wo Sam, Molly und ich uns mit fünf Jahren kennengelernt haben.
»Hast du in letzter Zeit eigentlich mal mit James telefoniert?«, fragt Molly, und ihr Diamantarmband glitzert in der Nachmittagssonne. Kurz bevor wir losgegangen sind, hat Sam es ihr in einem stillen Moment überreicht. Wie nicht anders zu erwarten, ist sie hin und weg davon.
»Ja, er hat gestern Abend angerufen.«
Das Telefon klingelte, als ich schon im Bett lag und las. James wollte mir schon mal alles Gute für meinen Auftritt als Brautjungfer wünschen, denn er dachte, dass wir heute Abend, wenn wir bei Mollys Eltern sind, wahrscheinlich keine Zeit zum Plaudern haben würden. Er war auf dem Weg zur Arbeit und gerade aus der U-Bahn ausgestiegen, deshalb rief er vom Handy an. Leider war der Empfang immer wieder gestört, sodass wir nicht lange miteinander sprechen konnten. Scherzhaft warnte er mich, nicht auf Mollys Schleppe zu treten, und er bat mich, Braut und Bräutigam seine besten Wünsche auszurichten. Das alles berichte ich Molly jetzt.
»Oh, wie nett.« Molly lächelt. »Alles klar zwischen euch beiden?«
Ich zucke die Achseln und seufze.
»Keine Sorge, das wird schon wieder«, tröstet sie mich.
Ich bin nicht sicher, ob ich das überhaupt möchte. Molly deutet meinen Gesichtsausdruck falsch.
»Wahrscheinlich ist es bloß die Zeitverschiebung«, meint sie. »Es muss seltsam sein, mit ihm zu reden, wenn er sich gerade für den Tag fertigmacht, während du dabei bist, ein Glas Wein mit uns zu trinken. Da seid ihr einfach nicht auf derselben Wellenlänge.«
»Ja, vermutlich.«
»Habt ihr eigentlich nochmal über den ganzen SMS -Zwischenfall gesprochen?«
»Nein, nicht wirklich. Das ist einfach zu schwierig auf die große Entfernung. Ehrlich gesagt denke ich, darum werde ich mich kümmern, wenn ich zurück bin.«
»Das ist bestimmt eine gute Idee.«
Zuneigung durchströmt mich, als ich meine Freundin ansehe. Warum kann ich ihr nicht die Wahrheit sagen? Wegen James lüge ich nicht – die Sache mit ihm muss ich tatsächlich regeln, wenn
Weitere Kostenlose Bücher