Lucy in the Sky
Ausguss. »Ich kann es dir beweisen.«
»Okay, dann los.«
Das Wasser kocht, und ich gieße Wasser in beide Tassen.
»Das sieht eklig aus«, kichere ich und sehe mir sein wässriges, milchiges Gebräu an.
»Das wirst du gleich zurücknehmen, Lucy«, verspricht er grinsend und rührt eifrig mit seinem Teelöffel.
»Gute Farbe«, muss ich eine Minute später zugeben.
»Vor allem im Vergleich zu deiner Brühe«, sagt er.
Hmm, er hat nicht ganz unrecht.
»Also?« Er beäugt mich fragend, während ich aus beiden Bechern einen Schluck probiere.
Als Antwort kippe ich den Inhalt meines Bechers in den Abfluss.
Siegessicher schlägt er mit der Hand auf die Arbeitsfläche:
»Ich hab’s dir doch gesagt!«
»Ja, schon gut, schon gut, sei jetzt kein schlechter Gewinner.«
Er beugt sich an mir vorbei und schaltet den Wasserkocher wieder an, und sein Brustkorb ist so nah, dass wir uns fast berühren. Ich atme ein und trete einen Schritt zurück.
»In Ordnung, ich geb auf und setz mich lieber hin«, sage ich und gebe mir alle Mühe, das Zittern in meiner Stimme zu unterdrücken.
Kurz darauf setzt er sich mit einer frischen Tasse Tee zu mir. Ich biete ihm ein TimTam an, und wir tunken beide den Keksriegel ein und saugen die Schokofüllung aus, wie es sich gehört. Leider bricht mein Riegel durch und platscht in meinem Tee.
»Ach, ich hasse das!«, klage ich. Nathan lacht und gibt mir einen neuen.
Wenig später geht die Tür auf, und Molly erscheint.
»Hallo!«, ruft sie. »Was ist denn so lustig? Ah, TimTams!«, sagt sie, als sie die Packung entdeckt.
»Magst du einen?«
»Ja bitte. Bin gleich wieder da.«
»Ich glaube, ich sollte dann lieber mal gehen.« Nathan steht auf.
»Okay«, antworte ich traurig.
»Wann möchtest du denn zu Oceanworld gehen?«, fragt er.
»Meinst du das ernst?«
»Ja. Was hast du morgen vor?«
»Morgen kann ich nicht – da müssen wir Schuhe kaufen.« Verdammt.
»Für die Hochzeit?«
»Ja. Mit Andie.«
»Möge die Kraft mit euch sein«, sagt er und grinst.
»Warum – ist sie ein Albtraum?«, erkundige ich mich flüsternd.
»Wer ist ein Albtraum?«, fragt Molly, die gerade zurücckommt.
»Ach, Lucys … Tee!«
Ich boxe ihn in den Magen.
»Uff!«, macht er und hält sich den Bauch.
»Ich bin weg, Molly.« Er wendet sich wieder an mich. »Wie wäre es mit Mittwoch?«
»Wie ist was mit Mittwoch?«, fragt Molly neugierig.
»Nathan und ich wollten uns mal Oceanworld anschauen. Haben wir Mittwoch schon irgendwas vor?«
»Nein. Ich glaube nicht.«
»Cool, dann sagen wir doch Mittwoch.«
»Ihr beiden scheint ja ziemlich gut miteinander auszukommen«, sagt Molly, als Nathan weg ist.
»Findest du?«
»O ja. Ich merke genau, das er dich mag.«
»Echt?«, frage ich hoffnungsvoll.
»Keine Sorge, ich meine platonisch.« Sie lacht.
»Oh, selbstverständlich.« Ich kann nur zustimmen – irgendwie ist alles ganz schön lächerlich.
Am nächsten Tag findet der gefürchtete Schuheinkauf statt, und obgleich ich vorgewarnt bin, kann ich es kaum abwarten, Andie kennenzulernen.
Meine Begeisterung ist von kurzer Dauer.
»Nein, die gefallen mir nicht!«, kreischt Andie und schleudert Molly das zwölfte Paar Kinderschuhe vor die Füße, das sie an diesem Nachmittag anprobiert hat. Die Verkäuferin schüttelt in milder Abscheu den Kopf.
»Ich hab dir gesagt, ich will in den Zoo!«
»Tja, wir gehen aber nicht in den Zoo, solange wir keine Schuhe für dich gefunden haben!«, erwidert Molly absolut frustriert. »Ich möchte niemals Kinder haben«, sagt sie nebenbei zu mir.
Ich grinse. »Das meinst du jetzt … Schau mal, Andie, die hier sind doch hübsch.« Ich halte ein glitzerndes pinkes Paar hoch.
»Nein, sie müssen weiß oder silbern sein, Lucy.«
»Ich will aber die von Lucy!«, brüllt Andie.
Ich schaue Molly an und forme ein lautloses »Sorry« mit den Lippen.
»Tja, die kriegst du aber nicht!«, faucht Molly.
»Aber ich will die!«
»Na, so eine Sch – Schande.«
Fünfzehn Minuten später hüpft Andie in den grell pinkfarbenen glitzernden Schuhen aus dem Laden. Sie hat sich geweigert, ihre alten Schuhe wieder anzuziehen.
»Jetzt gehen wir in den Zoo!«, ruft sie fröhlich.
»Nein, wir müssen erst noch Schuhe für Lucy finden.«
»Nein! In den Zoo!«, brüllt Andie. »Zoo, Zoo, ZOO !«
Auf der Straße fangen die Leute an zu glotzen. Molly zieht ihr Handy aus der Tasche und tippt eine Nummer ein.
»Mum, kannst du bitte kommen und Andie abholen? Sie macht mich
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