Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lucy kriegt's gebacken

Lucy kriegt's gebacken

Titel: Lucy kriegt's gebacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Higgins
Vom Netzwerk:
Eheleben nicht?“
    Sie blickt mich mit mäßig verschleierter Ungeduld an. „Wieso denn? Hast du Joe Torre im Fernsehen gesehen?“ Offenbar hat sie meinen kindlichen Vorschlag, jemanden wie „diesen netten Joe Torre“ zu finden, nie vergessen.
    „Nein, aber …“
    „Lucy, versprich mir, dass du diesen Pullover nie mehr in der Öffentlichkeit anziehst, okay, Liebes?“ Sie steht auf, breitet eine Wolldecke über Boggys Füße und lässt mich allein mit meinem Wunsch nach mütterlichem Rat.
    Später an diesem Tag kommt sie zu meiner Überraschung zu mir, als ich gerade das Nachmittagsbrot staple. „Ich habe eben mit Gertie Myers telefoniert.“ Das ist ihre Friseurin, die auch mal meine Pfadfinderleiterin war. „Ihr Neffe Fred ist geschieden, und ich sagte ihr, dass du jemanden suchst.“
    „Oh.“ Mein Magen krampft sich zusammen. „Ähm. Okay. Danke.“ Ich zögere einen Moment. „Ist er nett? Kennst du ihn?“
    „Hat er noch seine eigenen Zähne?“, fügt Rose vollkommen ernsthaft hinzu. Sie kommt gerade aus dem Kühlraum, in dem sie ein Tablett unverkaufter und unappetitlich aussehender Cookies für den nächsten Tag verstaut hat.
    „Keine Ahnung“, antwortet meine Mutter. „Aber er kommt heute Abend zu deinem Baseballspiel. Viel Glück.“
    „Hi. Ich bin Fred Busey.“
    Aaah! Mein Mund klappt auf, aber kein Ton kommt heraus.
    Fred Busey mag vielleicht noch seine eigenen Zähne haben, aber der Rest ist nicht besonders erfreulich. Er ist ungefähr einen Meter fünfzig groß und wiegt um die hundertzehn Kilo. Da ich ihn um gute acht Zentimeter überrage, habe ich einen ausgezeichneten Blick auf seinen Schädel. Sie kennen doch diese Werbesendungen, in denen Sprühfarben angepriesen werden, mit denen man kahle Stellen kaschieren kann? Ja. Genau so. Und das Ergebnis ist leider sehr, hm … auffällig.
    Gut, Platz vier auf meiner farblich gekennzeichneten Liste lautet „Nicht zu attraktiv“, um echtes körperliches Begehren auszuschließen, woraus ja schließlich tiefe Zuneigung und am Ende sogar Liebe entstehen könnte … aber Fred hier treibt es wirklich auf die Spitze.
    „Hi“, sage ich, als ich mich wieder an meine gute Erziehung erinnere. „Ich bin Lucy Mirabelli. Meine Mutter lässt sich von deiner Tante die Haare schneiden.“
    Er grinst. „Schön, dich kennenzulernen, Lucy.“ Er schüttelt meine Hand. Mist, er scheint nett zu sein.
    „Hallo, ihr alle“, ruft meine Schwester. Baby Emma hängt an ihrer Brust, und ich beuge mich vor, um einen Blick auf sie zu werfen. „Nicht so nah ran, Lucy, du bist schmutzig.“ Dann streckt sie Fred ihren Ellbogen hin. „Hallo, ich bin Corinne, Lucys Schwester, und ich würde gern Ihre Hand schütteln, aber wie Sie sehen, habe ich mein Baby auf dem Arm. Sie ist achtzehneinhalb Tage alt.“
    „Gratulation.“ Fred betrachtet das Baby. „Sie ist wunderhübsch. Sieht Ihnen sehr ähnlich.“ Er lächelt meiner Schwester zu und hat mindestens schon tausend Punkte bei ihr erzielt. Charmant ist er, dieser Typ, trotz seiner Ähnlichkeit mit Jabba dem Hutten. „Spielt Ihr Mann auch Baseball?“
    Corinnes Augen weiten sich vor Entsetzen. „Ach Gott, nein! Baseball ist viel zu gefährlich. Nein, nein. Er ist Schiedsrichter. An der Second Base.“ Und da steht Christopher auch in der üblichen Schiedsrichtermontur. Darunter trägt er allerdings eine kugelsichere Weste. Das ist kein Scherz. Corinne ist davon überzeugt, dass ein besonders hart geschleuderter Ball seinen Tod verursachen könnte.
    „Luce!“ Charley Spirito trottet herüber. „Luce, wie wär‘s mit einem Bier nach dem Spiel?“ Als er Fred Busey entdeckt, verblasst sein überhebliches Grinsen. „Wer ist das?“
    „Charley, darf ich dir Fred Busey vorstellen. Fred, das ist Charley, einer meiner Teamkollegen und ein alter Freund.“
    Charley sieht mich mit einer Mischung aus moralischer Empörung und tiefer Kränkung an. „Ein alter Freund, hm? Dann hat das letzte Woche also nix bedeutet?“
    Fred, der den Eindruck haben muss, dass ich ihn dem gut aussehenden Charley vorziehe, strahlt. Kurz schließe ich die Augen. „Charley und ich waren letzte Woche zusammen essen“, kläre ich Fred auf. Und an Charley gewandt füge ich hinzu: „Die Muscheln waren wirklich fantastisch. Hat Spaß gemacht.“
    „Spaß gemacht, sag bloß. Verstehe. Schön. Kein Problem, Luce.“ Er wirft Fred einen angewiderten Blick zu, dann stapft er zum Right Field, wo wir alle die hinstecken, die nicht gut fangen

Weitere Kostenlose Bücher