Lucy kriegt's gebacken
können.
„Das ist wirklich nett“, sagt Fred. „Ich habe mir schon ewig kein Spiel mehr angeschaut. Vielleicht könnten wir hinterher zusammen was trinken?“
Ich schlucke. „Ähm … ja. Warten wir mal ab, wie das Spiel läuft.“
„Klingt gut. Ich werde Sie anfeuern.“ Er zwinkert, dann watschelt er mit Corinne zu den Sitzplätzen. Ah. Gut. Dort sind auch Parker und Nicky - wir spielen heute wieder gegen Ethans Mannschaft.
Bisher habe ich Ethan noch nicht gesehen - er kommt in letzter Zeit immer etwas zu spät, weil er von Providence herfahren muss. Dann entdecke ich Internationals neuen Pitcher. Doral-Anne Driscoll. Oh, oh.
Außer dass sie eine unmoralische, fluchende, bösartige und nicht immer nüchterne Kuh ist, war sie auch Captain im Softballteam der Mackerly High. Und zwar in dem Jahr, in dem wir Landesmeister wurden. Ich war zu dieser Zeit nicht in der Mannschaft - mein Baseballtalent habe ich erst als Erwachsene entdeckt.
„Na, na, na“, sagt Doral-Anne und spuckt dann aus. Ich straffe die Schultern. Sie kann mir keine Angst mehr machen. Ich bin erwachsen. Erwachsen mit einer Schlagquote von .513.
„Hi, Doral-Anne. Was machst du denn hier?“
„Ethan Mirabelli hat mich gebeten, zu kommen. Hab ihn gestern getroffen. Ich sagte, dass ich gern mal wieder spielen würde, und er meinte, seine Mannschaft bräuchte dringend einen guten Pitcher. Und jetzt bin ich hier.“ Sie starrt mich herausfordernd an.
„Willkommen.“ Meine Gedanken überschlagen sich. Warum sollte Ethan ausgerechnet Doral-Anne einladen? Er kann sich doch auf keinen Fall … ausgerechnet für sie interessieren!
„Batter up!“ ruft Stuey Mitchell, unser Hauptschiedsrichter. Ich nehme meinen Schläger, stampfe mit den Schuhen auf und gehe zur Home Plate.
Drei Abschläge später bin ich schon draußen. Etwas benommen schleiche ich zurück zur Spielerbank.
„Gut gemacht, D. A.“, höre ich jemanden rufen.
Und zwar Ethan, der gerade vom Parkplatz auf das Feld schlendert und sich dabei sein International-Foods-T-Shirt in die Hose steckt. Ich kann nicht anders, ich weiß, es ist kindisch, aber zum Teufel! Ethan ist schließlich mein Freund, und er sollte nicht applaudieren, nachdem ich mich gerade blamiert habe. Offenbar bemerkt er mein verkniffenes Gesicht, denn er fügt noch hinzu: „Netter Versuch, Lucy.“
Doral-Anne hat in den letzten Jahren nichts verlernt. Sie schmeißt uns alle der Reihe nach raus, und ich sehe, wie sie und Ethan auf der Spielerbank zusammen lachen.
Irritiert ziehe ich meinen Handschuh an und steuere auf die Werferplatte zu.
Ethan ist der Erste. Doral-Anne betrachtet seinen Hintern ziemlich ausführlich, wie ich finde. Super.
Mein erster Wurf ist etwas weit im Innenfeld, okay, etwas sehr weit. Ethan springt nach hinten, Staub wirbelt unter seinen Schuhen auf. „Ball one“, ruft Stuey.
„Reiß dich zusammen, Lang“, brüllt Doral-Anne und spuckt dann auf den Boden. Mein Gott. Martha Stewart würde sie höchstwahrscheinlich mit einem Daunenkissen ersticken.
Ich versuche, Doral-Anne zu ignorieren und den Ball zu fangen, den Carly Espinosa, unsere Catcherin, zurückwirft. Sie gibt mir das Zeichen für einen Outside Pitch. Ich schüttle den Kopf. Sie gibt mir ein anderes Zeichen - Fast Ball in die Mitte. Ich nicke und werfe. Der Wurf geht total daneben. Ethan versucht auszuweichen, aber der Ball knallt gegen seinen Helm.
„Himmel, Lang!“, schreit Doral-Anne. „So wirfst du also?“
„Tut mir leid, Ethan“, rufe ich ihm zu. „Bist du okay?“
„Alles klar“, antwortet er. Er gibt seinen Schläger Carlys achtjährigem Sohn, der als Schlägerjunge fungiert, und joggt hinüber zur First Base.
International Food erzielt drei Runs in diesem Inning. Ich bin offenbar nicht in Form. Jeder ist besser als ich, auch unsere neu eingestiegene Prinzessin Doral-Anne, die ihren Namen übrigens, so erzählt man sich, der Lieblingszigarettenmarke ihrer Mutter (Dorals) zu verdanken hat.
Irgendwann viel später schaffe ich durch einen schwachen Schlag von International Foods den Shortstop bis zur First Base, endlich.
„Juhu, Tante Wucy!“, ruft mein Neffe. Ich blicke zu ihm hinüber und erstarre dann. Fred Busey. Mist, den hatte ich ganz vergessen. Ich winke. Er winkt zurück, fährt sich mit einer Hand über sein durch Sprühfarbe angereichertes Haar. Parker sagt etwas, und er kichert.
„Zeig‘s ihnen, Lucy“, ruft meine Freundin.
„Go Bunny‘s“, unterstützt sie Fred.
Nicht
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