Lucy kriegt's gebacken
besonders lang und flüstert ihr etwas zu, woraufhin sie zu strahlen anfängt und seine Wange tätschelt. Dann sieht Ethan mich an. „Hey, Luce. Gratuliere, dass du erneut Tante geworden bist.“
„Danke, Ethan“, antworte ich lächelnd. „Ich schätze, sie ist zwar keine richtige Cousine für Nicky, aber so was Ähnliches, richtig?“ Nicky ist Ethans Sohn. Und dann krümme ich mich innerlich, als mir klar wird, was ich da gerade gesagt habe. Nickys Cousinen und Cousins wären schließlich Jimmys Kinder gewesen - Jimmys und meine.
„Ganz genau“, sagt Ethan nur.
„Und wie geht es Nicky?“, will Tante Iris wissen.
„Er ist hübsch, klug und hat ein Händchen für die Damenwelt. Der Apfel fällt eben nicht weit vom Stamm.“ Nicky ist vier, aber alles, was Ethan sagt, stimmt. Mein Schwager lächelt mich an, dann packt er die Tasche aus - Martinishaker, kleines Messer, Gläser und einige Flaschen Alkohol. „Ich dachte, heute Abend gibt es mal French Martinis, Mädels“, ruft er und gießt Wodka in den Mixer. „Zu Ehren des Babys sind sie rosa. Ich hoffe nur, dass es genauso eine Schönheit wird wie alle anderen Black-Frauen.“
Wie erwartet beginnen die schwarzen Witwen zu gurren und kichern. Ethan hat sie schon lange um seinen kleinen Finger gewickelt.
„Ist es noch zu früh für Alkohol?“, fragt Rose mit ihrer kindlichen Stimme. Nach einem Blick auf die Uhr beantwortet sie ihre eigene Frage, indem sie ihm ihr Glas hinstreckt. Es ist halb fünf. So wie jeden Freitag.
„Du musst nichts trinken“, sagt Ethan, während er schon den Martini in ihr Glas füllt.
„Sei nicht so“, sagt Rose und tätschelt seine Hand. „Schenk schon ein.“ Grinsend gehorcht er. „Ethan“, fährt Rose fort, „was mich viel mehr interessiert, ist, wie du dieses nette Mädchen überhaupt hast schwängern können?“
Ethan hebt eine Augenbraue, was ihm ein verwegenes Aussehen verleiht. „Möchtest du mit mir ins Büro kommen? Ich würde es dir nur zu gern zeigen.“
Tante Rose stößt einen gespielt spitzen Schrei aus. „Ich meinte, warum du sie nicht geheiratet hast? Diese nette Parker?“ Als ob sie das nicht schon eine Million Mal gehört hätte.
Ethan zwinkert mir zu. „Ich habe ihr einen Antrag gemacht, falls du das vergessen hast. Sie wollte mich nicht. Sie wusste, dass ich heimlich in die schwarzen Witwen verliebt bin und mein Herz ihr niemals ganz gehören würde.“ Dann reicht er mir ein Glas. „Bitte sehr, Lucy.“
„Danke, Eth.“
Die Cocktailstunde freitagnachmittags ist eine Tradition in der Bäckerei. Ethan, der beruflich unter der Woche durchs Land reist, kommt jedes Wochenende nach Mackerly, um seinen Sohn zu sehen - und mich, wie ich gestehen muss. Seit Jimmys Tod ist Ethan ein großartiger Freund. Die meisten Wochenenden beginnen, indem er zur Happy Hour in die Bäckerei kommt und mit meiner Mutter und meinen Tanten flirtet. Die wiederum der Ansicht sind, dass er über Wasser gehen kann oder so etwas.
„Also, wie geht es dem Baby?“, fragt Ethan die schwarzen Witwen, dann lehnt er sich zurück und lauscht grinsend, wie sie von der Schönheit des Babys schwärmen.
Ich nehme einen symbolischen Schluck aus meinem Glas, höre zu und lächle. Obwohl seit so vielen Jahren verwitwet, sind die schwarzen Witwen lebendiger als die meisten Menschen, die ich kenne.
Dann blicke ich auf meine Uhr und stelle den Drink weg. „Ich muss jetzt das Brot zu Gianni‘s bringen. Ethan, möchtest du mitkommen?“
„Himmel, nein“, antwortet er fröhlich. „Wozu in aller Welt sollte ich meine Eltern besuchen, wenn ich stattdessen mit diesen ungarischen Schönheiten trinken kann?“
Noch mehr Zungengeschnalze von den schwarzen Witwen, noch mehr geheuchelte Entrüstung über seine Worte und zugleich tiefstes Einverständnis.
„Zahlt es sich aus, den Gigolo zu geben?“, frage ich.
Ethan lacht. „Kann sein. Wir sehen uns später, Luce.“ Wir leben beide in The Boatworks, einer ehemaligen Segelbootwerft, die in Eigentumswohnungen umgewandelt wurde.
Ich gehe in die Backstube. Das Brot für Gianni‘s ist noch warm. Meine Atmung beruhigt sich, meine Bewegungen werden weich und effizient, als ich jedes einzelne Brot in Folie packe und dann in die große Lieferkiste staple. Im Himmel muss es nach frischem Brot duften - tröstlich und anheimelnd. Als die Kiste voll ist, hebe ich sie hoch, drücke die Hintertür auf und trete in den hellen Sonnenschein.
Bestürzt stelle ich fest, dass im Starbucks um
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