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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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»ordinär hat sie nie ausgesehen. Nie würde sie ihren Busen auf der Straße raushängen lassen.«
    »Weil ich keinen hab, den ich raushängen lassen könnte, verdammt noch mal.«
    »Fluch nicht, Lucy«, sagte sie und schlug mir leicht auf den Arm.
    »Das soll geflucht sein?« stieß ich heraus. »Du hältst das für Fluchen? Soll ich dir mal zeigen, wie man flucht?«
    Insgeheim ärgerte ich mich, daß Daniel da war. Vor Besuch konnte ich mich nicht richtig mit ihr streiten. Zwar zählte Daniel nicht wirklich als Besuch, aber trotzdem.
    »Entschuldigt mich einen Augenblick«, sagte ich und verließ das Zimmer. Ich nahm die Whiskeyflasche aus meiner Tasche in der Diele und ging nach oben. Ich wollte mit meinem Vater ein paar Worte unter vier Augen sprechen.

37
    E r saß im Schlafzimmer auf dem Bett und zog sich die Schuhe an.
    »Ich wollte gerade wieder runterkommen«, sagte er.
    »Laß uns einen Augenblick hierbleiben«, sagte ich und umarmte ihn.
    »Ausgezeichnet«, sagte er. »Da können wir uns ungestört unterhalten.«
    Ich gab ihm die Flasche Whiskey, und nun nahm er mich in die Arme. »Du bist wirklich sehr gut zu mir, Lucy«, sagte er.
    »Wie geht’s dir, Dad?« fragte ich mit Tränen in den Augen.
    »Ausgezeichnet, Lucy, wirklich. Warum die Tränen?«
    »Ich finde die Vorstellung gräßlich, daß du ganz allein mit... mit ihr... hier rumhängst«, sagte ich und nickte nach unten.
    »Aber mir geht’s wirklich gut«, protestierte er lachend. »Es gibt Schlimmere als sie. Wir kommen ganz gut miteinander aus.«
    »Das sagst du ja nur, damit ich mir keine Sorgen um dich mache«, schniefte ich. »Aber trotzdem vielen Dank.«
    »Ach Lucy, mein Kind«, sagte er und drückte mir die Hand. »Du darfst das alles nicht so ernst nehmen. Versuch dich ein bißchen zu amüsieren, denn tot sind wir noch lang genug.«
    »Bitte sprich nicht vom Sterben«, klagte ich und fing danach erst richtig an zu weinen. »Ich möchte nicht, daß du stirbst. Versprich mir, daß du nicht stirbst!«
    »Nun... Wenn dich das glücklich macht, Lucy, sterb ich nicht.«
    »Und falls du doch sterben mußt, versprich du mir, daß wir gleichzeitig sterben.«
    »Das versprech ich.«
    »Ach, Dad, ist das nicht entsetzlich?«
    »Was, mein Schatz?«
    »Alles. Leben, andere Menschen lieben, Angst haben, daß sie sterben.«
    »Findest du?«
    »Natürlich.«
    »Woher hast du nur so entsetzliche Vorstellungen, Lucy?«
    »Von... von... von dir, Dad.«
    Verlegen nahm er mich in den Arm und sagte, da müsse ich ihn mißverstanden haben, denn gewiß habe er nie dergleichen gesagt, ich sei jung, das Leben liege vor mir und ich solle es nach Kräften genießen.
    »Aber warum, Dad?« fragte ich. »Du hast dich nie bemüht, dein Leben zu genießen, und es hat dir auch nicht geschadet.«
    »Bei mir war das was anderes«, seufzte er. »Bei mir ist das was anderes. Ich bin ein alter Mann, aber du bist eine junge Frau. Jung, schön, gebildet – vergiß nie die Vorzüge einer Bildung, Lucy«, sagte er mit großem Nachdruck.
    »Tu ich bestimmt nicht.«
    »Versprich mir das.«
    »Das verspreche ich.«
    »Du besitzt all diese Vorzüge, und deswegen solltest du glücklich sein.«
    »Wie könnte ich?« klagte ich. »Und wie kannst du das von mir erwarten? Wir sind uns doch so ähnlich, Dad, du und ich. Wir sehen doch die Vergeblichkeit, die Öde, die Düsternis, wenn alle anderen im Licht stehen.«
    »Was ist mit dir los?« Er sah mich aufmerksam an. »Ein Kerl, was? Irgend so ein hergelaufener Bursche will dich aufs Kreuz legen, stimmt’s?«
    »Nein, Dad«, sagte ich, unter Tränen lachend.
    »Es ist doch nicht etwa der Schlaks da unten in der Küche, oder?«
    »We... was, Daniel? Nein.«
    »Er hat sich ja wohl... nichts bei dir rausgenommen, Lucy? Falls doch, laß ich ihn von deinen beiden Brüdern windelweich prügeln, solange noch Atem in mir ist. Was der Kerl braucht, ist ein Tritt in den Arsch und den Rat, schleunigst abzuhauen, und das kriegt er auch. Wenn der meint, daß er sich bei der Tochter von Jamsie Sullivan was rausnehmen und noch damit großtun kann, ist er verdammt schief gewickelt...«
    »Dad«, flehte ich. »Daniel hat nichts getan.«
    »Ich hab doch gesehen, wie er dich anglotzt«, sagte Dad finster.
    »Er sieht mich überhaupt nicht an. Das bildest du dir ein.«
    »Meinst du? Vielleicht. Es wäre nicht das erste Mal.«
    »Hier geht es überhaupt nicht um einen Mann.«
    »Aber warum bist du dann so traurig?«
    »Einfach so, Dad. Ich bin da ganz wie

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