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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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du.«
    »Aber mir geht’s gut, Lucy, Gott ist mein Zeuge. Mir ist es nie besser gegangen.«
    »Danke, Dad«, seufzte ich und lehnte mich an ihn. »Mir ist klar, daß du das nur sagst, damit ich mich besser fühle, trotzdem weiß ich es zu würdigen.«
    »Aber...« sagte er und sah ein wenig verwirrt drein. Es sah ganz so aus, als suche er nach Worten, ohne daß sie ihm einfielen.
    »Na komm«, sagte er schließlich. »Die Pommes warten auf uns.« Wir gingen nach unten.
    Es war ein ziemlich trübseliger Abend: Meine Mutter und ich lagen uns in den Haaren, und Dad beäugte mißtrauisch Daniel, weil er von dessen unehrenhaften Absichten mir gegenüber überzeugt war.
    Unsere Stimmung hob sich ein wenig, als das Essen auf den Tisch kam.
    »Eine Rhapsodie in Orange«, erklärte Dad mit einem Blick auf seinen Teller. »Genau das ist es. Die Fischstäbchen sind orange, die Bohnen sind orange, die Pommes sind orange, und ich spül das Ganze mit einem Glas besten irischen Malt Whiskey runter, der, wie der Zufall es will, ebenfalls orange ist.«
    »Die Pommes sind nicht orange«, sagte Mum. »Hast du Daniel was zu trinken angeboten?«
    »Und wie die orange sind«, gab Dad hitzig zurück. »Nein, hab ich nicht.«
    »Daniel, möchten Sie was zu trinken?« fragte Mum und erhob sich.
    »Na, wenn die nicht orange sind, was sollen die dann sein?« fragte Dad den Tisch ganz allgemein. »Rosa? Grün?«
    »Nein danke, Mrs. Sullivan«, sagte Daniel nervös.
    »Du kriegst auch nichts«, sagte Dad streitlustig. »Erst, wenn du sagst, daß die Pommes orange sind.«
    Mum und Dad sahen erwartungsvoll zu Daniel hin, denn beide wollten ihn auf ihrer Seite haben.
    »Sie sind eher golden«, sagte Daniel schließlich diplomatisch.
    »Orange!«
    »Golden«, sagte Mum. Daniel schwieg betreten.
    »Mit dir ist schwer verhandeln«, brüllte Dad und ließ die Hand auf den Tisch niedersausen, daß die Teller sprangen und das Besteck klirrte. »Goldorange, mein letztes Angebot. Mach damit, was du willst. Aber sag nicht, ich wäre nicht verhandlungsbereit. Gib ihm ’nen Schluck zu trinken.«
    Dads düstere Stimmung hellte sich schlagartig auf. Das Abendessen wirkte Wunder.
    »Nur eins ist besser als ein Fischstäbchen«, sagte er und sah lächelnd um den ganzen Tisch herum, »nämlich sechs Fischstäbchen.«
    »Seht euch das nur an«, sagte er bewundernd, hob das auf die Gabel gespießte Fischstäbchen hoch und drehte es so, daß er es aus allen Richtungen begutachten konnte. »Wunderschön. Das ist echte Handwerkskunst. Um eins von denen richtig machen zu können, muß man studiert haben.«
    »Jamsie, mach aus deinem Essen kein Museumsstück«, sagte Mum spielverderberisch.
    »Ich möchte gern diesen Käpt’n Iglo kennenlernen, ihm die Hand schütteln und ihm zu seiner sauberen Arbeit gratulieren«, erklärte Dad, ohne auf sie zu achten. »Wirklich. Vielleicht bringen die ihn ja mal in Das ist ihr Leben. Was meinst du, Lucy?«
    »Ich glaube nicht, daß es den wirklich gibt, Dad«, erklärte ich.
    »Den gibt es nicht?« fragte Dad. »Aber ich hab ihn doch selbst im Fernsehen gesehen. Er hat lange weiße Koteletten und lebt auf einem Schiff.«
    »Aber...«
    Ich war nicht sicher, ob Dad spaßte oder nicht. Wahrscheinlich schon – jedenfalls hoffte ich das.
    »Der hat den Nobelpreis verdient«, erklärte Dad.
    »Den Nobelpreis für was?« fragte Mum sarkastisch.
    »Natürlich den für Fischstäbchen«, sagte Dad. Es klang überrascht. »Was für einen Nobelpreis könnte ich sonst deiner Ansicht nach gemeint haben, Connie? Vielleicht den für Literatur? Das gab ja wohl keinen Sinn!«
    Da lachte auch Mum ein bißchen, und die beiden sahen einander komisch an.
    Als nach dem Essen der Tisch abgeräumt wurde, zog sich Dad in seinen Lehnsessel in der Ecke zurück, während Daniel, Mum und ich am Küchentisch sitzen blieben und ganze Ozeane von Tee tranken.
    Gegen halb elf sagte ich leichthin: »Ich glaube, wir müssen gehen.« Ich hatte die letzte halbe Stunde mit mir gerungen, den Mut dafür aufzubringen. Mir war klar, daß das meiner Mutter nicht besonders gefallen würde.
    »Schon?« kreischte sie. »Aber ihr seid ja erst gekommen.«
    »Es ist spät, Mum, und bis ich zu Hause bin, dauert es auch eine Weile. Ich brauche meinen Schlaf.«
    »Ich weiß nicht, was mit dir los ist, Lucy. In deinem Alter konnte ich die ganze Nacht bis zum Sonnenaufgang durchtanzen.«
    »Dir fehlt Eisen, Lucy«, rief Dad aus der Ecke. »Du brauchst Eisentabletten. Oder wie heißt

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