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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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verdreckter Ford Escort vor dem Haus. Trotz der Dunkelheit konnte ich sehen, daß er voller Rostflecke war.
    »Das Auto ist da«, sagte ich. Ich nahm meinen Mantel, umarmte Dad und kletterte ins Auto.
    »Hallo, ich heiß Lucy«, sagte ich zu dem Fahrer. Da wir ziemlich viel Zeit miteinander verbringen würden, konnten wir uns meiner Ansicht nach ebensogut mit Vornamen anreden.
    »Hassan«, sagte er mit einem Lächeln.
    »Können wir als erstes nach Ladbroke Grove fahren?« fragte ich.
    »Nicht viel Englisch«, sagte Hassan entschuldigend.
    »Ähm.«
    »Parlez-vous français?« fragte er.
    »Un peu«, gab ich zur Antwort. »Und parlez du français?« fragte ich Daniel, als er einstieg.
    »Un peu«, gab er zur Antwort.
    »Daniel, das ist Hassan. Hassan, Daniel.« Sie schüttelten einander die Hand, und Daniel bemühte sich geduldig, den Weg zu erklären.
    »Savez-vous den Westway?«
    »Äh...«
    »Nun, savez-vous die Stadtmitte von London?« Ein verständnisloser Blick.
    »Haben Sie schon mal von London gehört ?« fragte Daniel freundlich.
    »Ah, ja, London.« Verständnis dämmerte auf Hassans Zügen.
    »Bien «, sagte Daniel zufrieden.
    »Es ist die Hauptstadt des Vereinigten Königreichs.«
    »Genau die.«
    »Seine Bevölkerung beträgt...« fuhr Hassan fort.
    »Können Sie uns bitte dahin bringen?« fragte Daniel. Er klang allmählich besorgt. »Ich sag Ihnen, wo’s langgeht und geb Ihnen ’nen Haufen Geld.«
    Dann ging es los, wobei Daniel gelegentlich »à droite« oder »à gauche« schrie.
    »Gott sei Dank ist das vorbei«, seufzte ich, als wir abfuhren, während uns Mum auf der dunklen Straße nachwinkte.
    »Ich fand den Abend ganz nett«, sagte Daniel.
    »Red keinen Stuß«, sagte ich empört.
    »Doch, wirklich .«
    »Wie kannst du? Wo die... die... ekelhafte Alte dabei war?«
    »Ich vermute, daß du von deiner Mutter sprichst. Ich finde sie nicht ekelhaft.«
    »Daniel! Sie läßt sich keine Gelegenheit entgehen, mich niederzumachen.«
    »Und du dir keine, sie auf die Palme zu bringen.«
    »Was? Du spinnst wohl? Ich bin eine pflichtbewußte, liebende Tochter, die ihr einen Haufen Beleidigungen durchgehen läßt.«
    »Lucy«, lachte Daniel. »Das stimmt doch gar nicht. Du nimmst sie hoch und sagst mit voller Absicht Dinge, um sie zu ärgern.««
    »Ich weiß wirklich nicht, wovon du redest. Im übrigen geht es dich nichts an.«
    »Wie du meinst.«
    »Und ist sie nicht außerdem langweilig ?« redete ich fast sofort weiter. »Immer wieder fängt sie mit ihrer beknackten Reinigung an. Wen interessiert die denn?«
    »Aber...«
    »Was?«
    »Ich weiß nicht... Wahrscheinlich ist sie einsam und hat niemand, mit dem sie reden kann.«
    »Sollte das stimmen, liegt das ausschließlich an ihr selbst.«
    »Sie lebt doch ganz allein mit deinem Vater in dem Haus. Geht sie nie aus? Ich meine, außer zur Arbeit?«
    »Keine Ahnung. Ich glaube nicht. Es ist mir aber auch völlig egal.«
    »Ist dir eigentlich klar, daß sie ziemlich witzig ist?«
    »Vergiß es.«
    »Ernsthaft, Lucy. Sie ist auch noch ziemlich jung.«
    »Eine alte Hexe ist sie.«
    »Du bist unglaublich unvernünftig«, sagte Daniel. »Davon kann überhaupt keine Rede sein. Sie sieht ausgesprochen gut aus. Du bist ihr sehr ähnlich.«
    »Das ist das Schlimmste, was du mir je gesagt hast«, fauchte ich ihn an, »das Schlimmste, was mir überhaupt je ein Mensch gesagt hat.«
    Er lachte einfach. »Sei nicht blöd.«
    »Aber es war sehr schön, Dad zu sehen.«
    »Ja, er war recht freundlich zu mir«, sagte Daniel.
    »Das ist er immer.«
    »Nicht beim vorigen Mal.«
    »Tatsächlich nicht?«
    »Nein. Da hat er mich einen Scheiß-Engländer genannt und mir vorgeworfen, ich hätte sein Land gestohlen und ihn siebenhundert Jahre lang unterdrückt.«
    »Das war nicht persönlich gemeint«, sagte ich beschwichtigend. »Er hat in dir einfach nur ein Symbol gesehen.«
    »Es war trotzdem nicht nett«, sagte Daniel pikiert. »Ich hab in meinem Leben noch nichts gestohlen.«
    »Nie?«
    »Nie.«
    »Nicht mal als kleiner Junge?«
    »Äh, nein.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja.«
    »Ganz sicher?«
    »Nun, ziemlich sicher.«
    »Nicht mal Süßigkeiten im Geschäft?«
    »Nein.«
    »Tut mir leid, ich hab das nicht verstanden.«
    »Nein!«
    »Kein Grund zu brüllen.«
    »Na ja. Ich schätze, du denkst an das eine Mal, als Chris und ich bei Woolworth die Messer und Gabeln stibitzt haben.«
    »Ach...«
    Davon hatte ich zwar nie zuvor gehört, aber Daniel war nicht mehr zu bremsen.
    »Du

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