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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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anders, und das Gespräch, wenn man es so nennen kann, ging weiter.
    »Ihre... äh... Meg trinkt nicht?« fragte ich. »Alkohol«, fügte ich eilig hinzu, bevor er wieder mit semantischen Spitzfindigkeiten kam.
    »Sie hat nie welchen angefaßt. Das hatte sie nicht nötig«, stieß er hervor.
    »Nötig hab ich den auch nicht«, sagte ich und überlegte, warum ich mir überhaupt die Mühe machte, mich zu rechtfertigen.
    »Man muß sich aber doch fragen«, sagte er und sah mich starr an, »wen Sie damit überzeugen wollen. Mich? Oder sich selbst?«
    Offen gestanden wirkte er, als ich ihn richtig ansah, nicht mehr sonnengebräunt, sondern eher orange.
    Unsere Getränke kamen: sein Glas Wasser und mein Teufelszeug mit der Cola light.
    »Wollen Sie schon bestellen?« fragte die Kellnerin.
    »Wir sind doch grade erst gekommen«, sagte Chuck unwirsch. Sie schlich davon. Ich wollte ihr nachlaufen und mich entschuldigen, aber Chuck verwickelte mich in etwas, das man unter Umständen eine Unterhaltung nennen könnte.
    »Waren Sie schon mal verheiratet, Lindy?« fragte er.
    »Lucy«, verbesserte ich ihn.
    »Was?« fragte er.
    »Lucy«, sagte ich. »Ich heiße Lucy.«
    Ein verständnisloser Blick traf mich.
    »Nicht Lindy«, sagte ich, um es zu erklären.
    »Ach so«, sagte er und brach in lautes, selbstgefälliges Lachen aus. »Entschuldigung, Entschuldigung. Jetzt hab ich’s verstanden. Ach so, Lucy.« Er lachte wieder. Ein dröhnendes, schenkelklopfendes Brüllen.
    Immer wieder schüttelte er ungläubig den Kopf und sagte, »Wie komm ich nur auf Lindy?« und »Lindy, ha, ha, ha, sollte man es für möglich halten?«
    Dann sagte er mit einem dick aufgetragenen Südstaatenakzent etwas, das so ähnlich klang wie »Da brat mir doch einer ’nen Storch und die Beine recht knusprig!«. Sein Gesicht, das mir auf den ersten Blick so kräftig erschienen war, war in Wirklichkeit starr und maskenhaft, wie leblos.
    Ich saß mit gefrorenem Lächeln da und wartete, daß er sich beruhigte. Dann sagte ich als Antwort auf seine Frage: »Nein, Brad, ich war noch nie verheiratet.«
    »He, he, he«, sagte er, wobei sein Gesicht vor Ärger dunkel anlief, »ich heiß Chuck. Wer ist dieser Brad?«
    »Es war ein Scherz«, erklärte ich. »Sie wissen schon ... Sie haben mich Lindy genannt, und ich sag Brad zu Ihnen.«
    »Ach so.« Er sah mich an, als wäre ich völlig verrückt. Sein Gesicht war wie eine Dia-Schau – ein Bild nach dem anderen, mit kleinen Zwischenräumen, während er eine Empfindung wegschob und darauf wartete, daß die nächste kam.
    »Sagen Sie mal«, fragte er, »sind Sie zufällig ein bißchen plemplem? Ich hab nämlich augenblicklich in meinem Leben keinen Platz für Bekloppte.«
    Ich machte den Mund zu, um zu verhindern, daß ich ihn fragte, wann er in seinem Leben Platz für Bekloppte habe, aber es fiel mir ausgesprochen schwer.
    »Es war ein Scherz«, sagte ich freundlich. Ich überlegte, daß es besser sei, ihn zu beschwichtigen, denn sein plötzlicher Stimmungsumschwung hatte mich ein wenig beunruhigt.
    Wahrscheinlich war er Mitglied in einem Schieß-Club. In seinen Augen lag ein befremdlicher Ausdruck von Besessenheit, den ich zu Anfang nicht wahrgenommen hatte. Außerdem war etwas an seinen Haaren seltsam... was nur?
    Er sah mich an und nickte bedächtig (dabei fiel mir unwillkürlich auf, daß sein Haar der Bewegung des Kopfes nicht zu folgen schien) und sagte: »Schön, ich hab’s verstanden. Das ist vermutlich britischer Humor?«
    Er ließ seine Zähne aufblitzen, um mir zu zeigen, daß er diesen Humor zu schätzen wußte.
    Seine Haare waren nicht nur offensichtlich gefönt...
    »Das war also ein Beispiel für britischen Humor, was? Ja, ziemlich gut.«
    ... sie waren auch mit Haarspray angeklatscht...
    »Gefällt mir, ja, muß ich sagen. Sie sind ziemlich witzig, was?«
    ... ob das ein Toupet war?... »Mmm«, murmelte ich. Ich fürchtete, den Mund aufzumachen und etwas zu sagen, weil ich mich dann womöglich über ihn erbrochen hätte.
    ... aber es sah eher wie ein Helm aus, alles steif und klebrig...
    Er nahm ein Brötchen aus dem Korb auf dem Tisch, schob es sich in einem Stück in den Mund und kaute, kaute, kaute wie eine Kuh, die wiederkäut. Es war widerlich.
    Was er als nächstes tat, war kaum zu fassen. Er ließ einen fahren, aber nicht einfach so, sondern eher, als hätte er ihn mit einem Hammer in eine Million Stücke geschlagen.
    Ja, er ließ einen fahren, schallend, langgezogen, und ohne sich im

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