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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Worte überschlugen, weil meine Zunge für meinen Mund viel zu groß war. »Ich sitz am Tisch da hinten am Fenster, und der Herr möchte gern eine Flasche Ihres teuersten Champagners.«
    »Kommt sofort«, sagte sie.
    »Vielen Dank«, lächelte ich und ging weiter.
    Sobald ich zu Hause war, würde ich im Restaurant anrufen und dafür sorgen, daß keiner der Angestellten dafür aufkommen mußte, beschloß ich.
    An der Tür zur Damentoilette zögerte ich nur einen kurzen Augenblick und ging dann weiter. Ich kam mir vor wie im Traum. Erst, als ich über die Schwelle des Restaurants auf den regennassen Gehsteig hinaustrat, glaubte ich wirklich, daß ich gegangen war.
    Anfänglich hatte ich einfach verschwinden und nach Hause gehen wollen. Chuck würde im Laufe der Zeit schon merken, daß ich nicht zurückzukehren gedachte. Das aber wäre gemein. Sein Essen würde kalt werden, während er endlos auf meine Rückkehr wartete...
    Immer vorausgesetzt, der Widerling hätte genug Anstand, auf mich zu warten, bevor er über sein noch nicht lange totes Tier herfiel.
    Dann beschloß ich, für den Fall, daß er nicht so widerlich war, wie ich dachte, nicht allzu grausam zu sein.
    Ich zog meinen Mantel an, und obwohl es ein regnerischer Freitagabend war, bekam ich sofort ein Taxi.
    Die Götter waren mir hold. Genau diese Art von Zeichen hatte ich als Bestätigung dafür gebraucht, daß ich richtig gehandelt hatte.
    »Ladbroke Grove«, sagte ich aufgeregt zum Fahrer, während ich einstieg. »Könnten Sie mir vorher noch einen Gefallen tun?«
    »Kommt drauf an«, sagte er mißtrauisch. So sind Londoner Taxifahrer nun mal.
    »Ich hab mich grad von meinem Freund verabschiedet, der für immer weg muß. Er sitzt an einem Fenster hier im Restaurant. Könnten Sie vielleicht ganz langsam vorbeifahren, so daß er mich sieht? Ich möchte ihm noch ein letztes Mal zuwinken.« Meine Bitte schien den Taxifahrer zu rühren.
    »Ganz wie Frank Sinatra und Ava Gardner. Und ich dachte schon, es gibt keine Liebe mehr«, sagte er mit belegter Stimme. »Kein Problem, Schätzchen. Zeigen Sie ihn mir einfach.«
    »Da, der gutaussehende Mann mit der Sonnenbräune«, sagte ich und zeigte dorthin, wo Chuck saß. Er bewunderte gerade sein Spiegelbild im Messer, während er darauf wartete, daß ich von der Toilette zurückkam.
    Der Taxifahrer fuhr genau neben Chucks Tisch, und ich kurbelte das Fenster herunter.
    »Ich mach Ihnen Licht, Schätzchen, damit er Sie besser sehen kann«, sagte der Fahrer.
    »Vielen Dank.«
    Chuck drehte das Messer hin und her, um sein Spiegelbild in unterschiedlicher Beleuchtung zu sehen.
    »Kann sich gut leiden«, knurrte der Fahrer.
    »Das kann man sagen.«
    »Sind Sie sicher, daß er es ist, Schätzchen?« fragte er zweifelnd.
    »Ja.«
    Allmählich trat Ärger auf Chucks Gesicht. Ich war wohl schon länger fort, als er es von Meg gewohnt war, und das mißbilligte er.
    »Soll ich mal hupen?« fragte mein getreuer Fahrer.
    »Warum nicht?«
    Er drückte auf die Hupe, und Chuck blickte auf die Straße hinaus, um zu sehen, was es gebe. Ich beugte mich aus dem Fenster des Taxis und winkte ihm munter zu.
    Bei meinem Anblick lächelte er fröhlich und winkte zurück. Er schien mich nicht erkannt zu haben.
    Dann aber trat mit quälender Langsamkeit Verwirrung auf seine törichten Züge. Offenbar hatte er begriffen, daß es sich bei dem vertraut aussehenden Menschen, dem er da zuwinkte, um seine Damenbegleitung für den Abend handelte, um die Frau, mit der er eigentlich essen wollte, die Frau, für die die Kellnerin gerade in jenem Augenblick die bestellten Scampi vor dem leeren Stuhl auf den Tisch stellte. Genau jene Frau saß in einem Taxi, das gleich davonfahren würde. Schlagartig hörte er auf zu winken.
    Er runzelte die orangefarbene Stirn. Er begriff nicht. Da stimmt doch was nicht. Dann aber dämmerte es ihm.
    Der Ausdruck, den sein Gesicht jetzt annahm, war die ganze Sache wert. Zu sehen, wie ihm aufging, daß ich nicht auf der Damentoilette, sondern dabei war, mit einem Taxi auf und davon zu fahren, war unvergleichlich. Die Ungläubigkeit, die Wut und Empörung auf seinem selbstzufriedenen und abartig wirkenden sonnengebräunten Gesicht zu sehen hatte den ganzen ekelhaften Abend gelohnt. Er sprang vom Stuhl auf und ließ das Messer fallen, in dem er sein Spiegelbild so bewundert hatte.
    Ich konnte überhaupt nicht aufhören zu lachen.
    Mit wutverzerrtem Gesicht sagte er hinter dem Fenster etwas, und ich las »Was zum...?« von

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