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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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und als ich wieder dran gedacht hab, hatte ich nicht den Mut, dich anzurufen, weil mir klar war, daß du wütend sein würdest.«
    »Aber warum hast du nicht am nächsten Tag angerufen?« fragte ich und durchlitt erneut das qualvolle Warten auf ein Lebenszeichen.
    »Weil ich so verzweifelt war, daß ich die Party verpaßt und dich damit geärgert hatte. Stevie hat dann gesagt, ›Da hilft nur eins, Junge, und das ist...‹
    »... weitertrinken, nehm ich an«, beendete ich den Satz für ihn.
    »Genau! Und am nächsten Tag...«
    »... hattest du ein schlechtes Gewissen, weil du mich nicht angerufen hattest und mußtest dich betrinken, um darüber wegzukommen.«
    »Nein«, sagte er. Es klang überrascht. »Am nächsten Tag war ’ne große Party in Kentish Town, die um elf Uhr morgens anfing. Da sind wir hingegangen und waren in Null Komma nichts so was von zu, das glaubst du nicht. Breit wie ein dreitüriger Kleiderschrank, Lucy! Du hast noch nie jemand gesehen, der so voll war. Ich wußte kaum noch, wie ich heiße.«
    »Das ist keine Entschuldigung!« rief ich, machte aber sofort den Mund wieder zu. Wieder hatte ich die Stimme meiner Mutter gehört.
    »Du weißt, daß es mir nichts ausmacht, wenn du trinkst«, versuchte ich mit ruhiger Stimme zu sagen. »Aber du kannst nicht einfach verschwinden und dann wiederkommen und so tun, als wär nichts passiert.«
    »Tut mir leid«, rief er. »Tut mir wirklich furchtbar leid.«
    Dann ermannte ich mich und stellte die schwierigste Frage von allen: »Gus, wer ist Mandy?«
    Ich beobachtete ihn genau, um zu sehen, wie er reagierte.
    Bildete ich mir das ein, oder war er beunruhigt? Weder fiel ihm die Kinnlade herunter, noch vergrub er das Gesicht in den Händen und schluchzte: »Ich habe ja gewußt, daß es eines Tages rauskommt.«
    Statt dessen sagte er lediglich mürrisch: »Niemand.«
    »Sie kann nicht niemand sein. Sie muß jemand sein«, sagte ich mit angespanntem Lächeln, damit er merkte, daß ich ihm nicht etwa einen Vorwurf machte, sondern das Ganze freundschaftlich meinte.
    »Ach, nur eine gute Freundin.«
    »Gus«, sagte ich, und mein Puls raste. »Es gibt keinen Grund, mich zu belügen.«
    »Tu ich auch nicht«, sagte er kummervoll und gequält.
    »Ich werf dir das auch nicht vor, aber wenn du mit einer anderen gehst, wüßte ich das gerne.«
    Ich hatte nicht gesagt, »wenn du mit einer anderen gehst, kannst du mir den Buckel runterrutschen«, obwohl ich das hätte sagen sollen. Aber ich wollte nicht die Todsünde begehen und den Eindruck erwecken, als machte es mir etwas aus. Allgemein heißt es ja, daß Frauen darauf aus sind, Männer einzufangen, die Männer davor Angst haben, eingefangen zu werden und daher die beste Möglichkeit, sie einzufangen, darin besteht, so zu tun, als wollte man sie nicht einfangen. Das aber war öfter danebengegangen, als ich zugeben wollte, und ich hatte schon so manches Mal gesagt, »Du bist nicht mein Eigentum, aber wenn du mit einer anderen gehst, möchte ich das gerne wissen«. Dann begegnete ich meinem sogenannten Freund bei einer Party eng umschlungen mit einer anderen und hatte das Bedürfnis, beiden ein Glas über den Kopf zu schütten. Anschließend hieß es dann ganz unschuldig: »Aber du hast doch gesagt , daß es dir nichts ausmacht«.
    »Lucy, ich hab nichts mit anderen Frauen«, sagte er. Er sah nicht mehr trotzig drein, und in seinen grünen Augen schimmerte Aufrichtigkeit.
    Es sah ganz so aus, als liege ihm an mir, und obwohl ich fürchtete, undankbar zu sein, fuhr ich fort: »Gus, hattest du etwas mit einer anderen, du weißt schon, früher, als wir, äh, du weißt schon, zusammen waren?«
    Einen Augenblick lang sah er verwirrt drein, während er sich meine Frage in seine Ausdrucksweise übersetzte. Dann hatte er sie verstanden.
    »Du meinst, ob ich dich betrogen hab?« Es klang entsetzt. »NEIN.«
    Es war durchaus möglich, daß er die Wahrheit sagte. Es war sogar wahrscheinlich, denn er verfügte nicht über das Organisationstalent, ein Doppelleben zu führen. Es war sozusagen schon ein großer Erfolg, daß er daran dachte, weiter zu atmen, wenn er morgens aufwachte.
    »Wie kannst du es wagen, mir eine solche Frage zu stellen?« wollte er wissen. »Wofür hältst du mich eigentlich?«
    Sein leidenschaftliches Abstreiten und mein verzweifelter Wunsch, ihm zu glauben, führten dazu, daß ich es ihm abnahm. Die Erleichterung erfüllte mich mit Freude und machte mich zugleich ein wenig wirr im Kopf.
    Dann küßte er mich,

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