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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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murmelte er, während er seinen Angriff erneuerte. »Wir dürfen uns nie wieder trennen.«
    Er legte mir einen Arm fest um die Taille und öffnete mit der anderen Hand den obersten Knopf meiner Schlafanzugjacke. Pro forma sträubte ich mich und versuchte, den Knopf wieder zu schließen, war aber hilflos. Der schöne, gefährliche Hallodri erregte mich zu sehr. Außerdem roch er so gut, richtig nach Gus.
    Ich rang mit ihm, während er mir die Jacke auszuziehen versuchte. »Drei Wochen lang hast du mich nicht angeru...«
    »Ich weiß, Lucy, es tut mir leid«, sagte er und zerrte mit Macht. »Aber ich wollte das nicht. Gott im Himmel, bist du schön.«
    »Du schuldest mir eine Erklärung«, sagte ich und leistete ihm heftigen Widerstand, während er mich zum Bett schob.
    »Da hast du recht«, stimmte er mir zu, während er mir die Hände fest auf die Schultern legte und nach unten drückte, damit ich in den Knien einknickte. »Aber das hat doch sicher Zeit bis morgen früh.«
    »Gus, versprichst du mir auf Ehre und Gewissen, daß du eine gute Entschuldigung hast und sie mir morgen früh sagen wirst?«
    »Das tue ich«, sagte er und blickte mir treuherzig in die Augen. Gleichzeitig zog er kräftig meine Schlafanzughose nach unten.
    »Und du kannst mich ordentlich ausschimpfen, das hab ich nicht anders verdient«, sagte er.
    Also gingen wir ins Bett.
    Ich mußte an Karens Worte denken, war aber nicht ihrer Ansicht. Ich fühlte mich nicht mißbraucht. Ich wollte mit Gus ins Bett gehen. Immerhin zeigte sein Bemühen, daß er mich noch haben wollte, daß ihm nach wie vor an mir lag, daß nicht ich schuld daran war, wenn er drei Wochen lang nichts von mir hatte wissen wollen.
    Ich überlegte, daß meine Strafpredigt bis zum Morgen warten konnte und gab Gus und meiner Begierde nach. Aber ich hatte vergessen, daß er einer vom Schlage der ›Rein, raus, rein, raus – fertig ist der kleine Klaus‹-Männer war, und so hatte das Vergnügen ein Ende, kaum daß es angefangen hatte. Wie schon früher war Gus nach wenigen Minuten fertig. Damit blieb reichlich Zeit, mir seine Erklärung anzuhören. Aber er fiel sofort in Tiefschlaf, und irgendwann schlief ich ebenfalls ein.

48
    A uch am nächsten Morgen war Gus für meinen Vortrag nicht ohne weiteres zu fassen.
    Wenn man das Ausmaß seiner nächtlichen Trunkenheit bedenkt, war er von erstaunlicher Vitalität. Eigentlich hätte er wie jeder normale Mensch flach auf dem Rücken liegen, um einen Eimer bitten und schwören müssen, daß ihm nie wieder ein Tropfen Alkohol über die Lippen kommen würde. Statt dessen war er schon bei Tagesanbruch wach und stopfte sich mit Keksen voll. Als die Post kam, stürmte er in den Flur hinaus, um sie zu holen, riß unter lautem Rascheln die für mich bestimmten Umschläge auf und las mir vor, was sie enthielten.
    »Brave Lucy.« Es klang stolz. »Ich freu mich zu sehen, daß du den Visa-Leuten ’nen Haufen Geld schuldest. Jetzt mußt du nur noch umziehen und es ihnen nicht sagen.«
    Ich lag im Bett und wünschte trübselig, er möge aufhören oder mich zumindest nicht an die Höhe meiner Schulden erinnern.
    »Was ist mit Russell & Bromley?« fragte er, »immer noch die alte Geschichte?«
    »Ja.« Genau gesagt ging es um ein Paar kniehohe schwarze Wildlederstiefel und ein Paar aufregende Schlangenledersandalen, die ich noch nicht bezahlt hatte.
    »Schluß jetzt, Gus!« Entschlossen versuchte ich, seine Aufmerksamkeit zu bekommen. »Wir müssen jetzt wirklich...«
    »Und was ist mit dem hier?« Er wedelte mit einem Umschlag. »Sieht aus wie Karens Kontoauszug. Wollen wir...«
    Es war wirklich verlockend. Charlotte und ich vermuteten schon lange, daß Karen Tausende auf der hohen Kante hatte, und ich hätte es zu gern gewußt. Aber erst die Arbeit, dann das Vergnügen.
    »Laß jetzt Karens Kontoauszug zufrieden«, versuchte ich es erneut. »Heute nacht hast du gesagt, du hättest eine Erklärung und...«
    »Kann ich duschen?« unterbrach er mich. »Ich stink wohl ein bißchen.«
    Er hob einen Arm und schnüffelte in seiner Achselhöhle.
    »Puh«, sagte er mit angewidertem Gesicht. »Ich stinke, daher bin ich.«
    Ich fand, daß er gut roch.
    »Du kannst gleich duschen. Gib mir den Umschlag.«
    »Aber wir könnten ihn über Wasserdampf aufmachen. Sie würde es nie merken.«
    Es war deutlich zu sehen, daß er trotz seiner leidenschaftlichen Beteuerungen nicht daran dachte, mir irgend etwas zu erklären.
    Ich war so froh darüber, daß er wieder da war

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