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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Firmenfeier mitgenommen hab?«
    »Nein«, sagte ich. Ich schaffte es mit Mühe, mir auf die Zunge zu beißen und ihn nicht anzubrüllen: »Wie zum Teufel soll ich wissen, wohin du sie mitgenommen hast? Schließlich hast du mich ja nicht angerufen, um mir zu erzählen, was du so treibst.«
    »Du hättest sehen sollen, wie sie sich da aufgeführt hat.«
    Ein leichter Schauer überlief mich, und ich schob mich näher an ihn heran, um besser zu hören, was er Schreckliches zu erzählen hatte.
    »Wie sie sich an Joe rangeschmissen hat...«
    »Du meinst, deinen Chef? Ist das der Joe?« fragte ich.
    »... ja. Es war entsetzlich, Lucy. Sie hat sich praktisch bereit erklärt, mit ihm ins Bett zu gehen, wenn er was für meine Beförderung täte.«
    »Das ist ja grauenhaft«, sagte ich und wurde für sie rot. »Ausgerechnet Joe! Hast du sie nicht daran zu hindern versucht?«
    »Natürlich, aber du weißt doch, was für ein Dickkopf sie ist.«
    »Wie gräßlich.«.
    »Es war mir richtig peinlich für sie«, sagte Daniel. Die Erinnerung hatte ihm den Schweiß auf die Stirn getrieben, und sein Gesicht war bleich. »Ich wäre am liebsten im Erdboden versunken.«
    »Kann ich mir denken.« Joe war schwul.
    Schweigend saßen wir eine Weile da und stellten uns vor, wie die arme Karen mit ihren nackten Brüsten Joe vergeblich zu locken suchte.
    »Aber jetzt mal vom Beruf und vom Geld abgesehen – sonst hat es doch mit euch geklappt?« fragte ich. »Hast du sie gemocht?«
    »Ja, schon«, sagte er mit Nachdruck. Ich schwieg.
    »Ich meine, sie war ganz gut.« Er seufzte. »Viel Humor hat sie allerdings nicht. Eigentlich gar keinen.«
    »Das stimmt nicht.« Ich hatte den Eindruck, das sagen zu müssen.
    »Du hast recht, Lucy. Sie hat Humor, nur von der Art, bei der man über Leute lacht, die auf einer Bananenschale ausrutschen.«
    Mein Schuldgefühl lag im Widerstreit mit meinem Wunsch, ordentlich auf ihr herumzuhacken. Das Schuldgefühl gewann.
    »Aber sie ist doch schön, nicht wahr?« fuhr ich fort.
    »Ja«, pflichtete er mir bei.
    »Und sie ist großartig gebaut«, hakte ich nach. Er sah mich sonderbar an und sagte: »Ja. Muß man wohl so sagen.«
    »Und warum hast du das alles aufgegeben?«
    »Weil ich sie einfach nicht mehr mochte.«
    Ich lachte trocken. »Ha! Das kannst du mir nicht erzählen. Eine Blondine mit tollen Titten.«
    »Aber sie war kalt«, erklärte er. »Es macht keinen Spaß, wenn du merkst, daß dich die Frau, mit der du ins Bett gehst, nicht ausstehen kann. Trotz all der üblen Sachen, die du mir – und soweit ich sehe, Männern ganz allgemein – unterstellst, sind enorme Brüste und jede Menge Sex für mich nicht das A und O. Es gibt auch noch was anderes.«
    »Zum Beispiel?« fragte ich mißtrauisch.
    »Humor. Außerdem wäre es ganz nett gewesen, wenn ich nicht für alles hätte zahlen müssen.«
    »Wieso auf einmal so knauserig?« Es überraschte mich. »Du bist doch sonst nicht so?«
    »Mir geht es nicht ums Prinzip, sondern um das Geld.« Er grinste. »Nein, das Geld als solches war es nicht. Aber sie hat kein einziges Mal auch nur angeboten, selbst zu zahlen. Es wäre doch nett gewesen, wenn sie zur Abwechslung mal mich eingeladen hätte.«
    »Aber vielleicht hat sie nicht viel Geld«, gab ich zu bedenken, obwohl ich selbst daran zweifelte.
    »Es hätte ja kein teures Lokal sein müssen. Die bloße Geste hätte genügt.«
    »Aber sie hat dich zu einem großen Abendessen eingeladen.«
    »Hat sie nicht. Die meiste Arbeit haben du und Charlotte gemacht.« Mit einem Mal kam mir die Erinnerung an den Abend der langen Vorbereitungen lebhaft ins Gedächtnis. »Und beide mußten wir uns mit einem Drittel an den Kosten beteiligen«, sagte ich. Meine Loyalität Karen gegenüber war nur noch ein Schatten ihrer selbst.
    »Ich mich auch«, sagte er.
    »Was?« kreischte ich. »Das kann ja wohl nicht wahr sein!«
    Karens Frechheit war wahrhaft bewundernswert.
    »Wahrscheinlich hat sie auch von Simon und Gus jeweils ein Drittel verlangt«, rief ich. »Sie muß dabei ein Bombengeschäft gemacht haben.«
    »Auf einen Beitrag von Gus hätte sie lange warten können«, sagte Daniel.
    Ich forderte ihn nicht auf, den Rand zu halten und Gus zufriedenzulassen. Wir hatten gerade die letzte Stunde damit zugebracht, seine frühere Freundin durchzuziehen – da war es nur recht und billig, daß sich Daniel auch über meinen früheren Freund ausließ.
    »Und sie hat nie was anderes gelesen als die dämliche Zeitschrift mit Fotos von

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