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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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alles über Karen hören – je abscheulicher, desto besser.
    »In Ordnung, ich werde keine falschen Schlüsse ziehen«, antwortete ich schnell. »Du kannst mir alles erzählen.«
    »Ich bin nicht sicher...« setzte er gequält an, »es scheint mir nicht richtig...«
    »Es ist in Ordnung, Daniel. Du hast mich überzeugt, daß du ein netter Kerl bist«, versicherte ich ihm.
    »Meinst du?« fragte er.
    »Ja«, gab ich unaufrichtig zur Antwort. »Jetzt erzähl schon.«
    Wie bei allen Männern mußte man auch bei Daniel nachhelfen. Sie tun gern so, als wären Klatsch und Tratsch ihnen völlig wesensfremd, aber natürlich ist ihnen ein Rufmord jederzeit willkommen, je blutiger, desto besser.
    Ich muß immer lachen, wie Männer die Augen zum Himmel verdrehen und scheinheilig »Oh jeeeeeee!« sagen, wenn sich eine Frau gemein über ihre Geschlechtsgenossinnen ausläßt. Männer sind schlimmere Klatschmäuler als Frauen.
    »Falls ich dir was sag, Lucy – und das soll nicht heißen, daß ich das tu –, muß es unter uns bleiben«, sagte er streng.
    »Na klar«, nickte ich ernsthaft. Ich fragte mich, ob Charlotte wohl noch auf wäre, wenn ich nach Hause käme.
    »Auch kein Wort zu Charlotte«, fügte er hinzu. Der Mistkerl!
    »Laß es mich wenigstens ihr erzählen«, bat ich ihn.
    »Nein.«
    »Bitte.«
    »Nein, Lucy. Wenn du das nicht versprichst, erzähl ich dir gar nichts.«
    »Ich verspreche es«, sagte ich mit trotziger Kinderstimme. Kein Problem. Versprechen konnte man viel, und ich stand nicht unter Eid.
    Ich sah rasch zu ihm hin und merkte, daß es ihm schwerfiel, ein ernstes Gesicht zu machen. Er bemühte sich, nicht zu lächeln, brachte es aber nicht fertig. Es freute mich zu sehen, daß ich ihn nach wie vor zum Lachen bringen konnte.
    »Okay.« Er holte tief Luft und fing schließlich an. »Du weißt, daß ich über Karen nichts Schlechtes sagen mag.«
    »Gut«, sagte ich mit fester Stimme. »Das wäre mir auch nicht recht.«
    Unsere Blicke trafen sich, und wieder zuckte es ihm um die Mundwinkel. Er sah über die Schulter beiseite und tat so, als blicke er sich in der Kneipe um, aber mir war klar, daß er bemüht war, sein Grinsen zu verbergen.
    Es war ein Fehler von Karen gewesen, Daniel und mich zu beleidigen, denn damit hatte sie sich uns beide zu Feinden gemacht. Solange ihre Unterstellungen weh taten, waren wir enge Verbündete. Nichts schweißt zwei Menschen besser zusammen als die gemeinsame Wut auf einen Dritten.
    Schließlich räusperte sich Daniel und fing an zu reden. »Ich weiß, daß es so klingt, als wollte ich ihr die ganze Schuld in die Schuhe schieben«, sagte er, »aber sie hat sich überhaupt nichts aus mir gemacht. Sie mochte mich nicht mal besonders.«
    »Das klingt ganz so, als wolltest du ihr alle Schuld in die Schuhe schieben.« Ich sah ihm fest in die Augen.
    »Aber es stimmt, Lucy, wirklich! Sie hat sich nichts aus mir gemacht.«
    »Lügenbold!« höhnte ich. »Sie war total verrückt nach dir.«
    »Nicht die Spur«, sagte er mit einer Bitterkeit, die mich überraschte. »Verrückt war sie höchstens nach meinem Bankkonto  – beziehungsweise nach dem, was sie dafür gehalten hat. Wahrscheinlich hat sie meine Miesen mit einem Guthaben verwechselt.«
    »Ach, Daniel, keine Frau geht wegen des Geldes mit einem Mann. Das ist eine alte Verleumdung von Ehemännern«, sagte ich.
    »Sie war auf die Dicken scharf – vor allem auf die dicken Brieftaschen.« Darüber hätte ich gern gelacht, aber Daniel machte wirklich ein klägliches Gesicht.
    »Und dauernd wollte sie mich ummodeln«, sagte er jämmerlich. »Sie wollte mich anders haben, als ich bin und war enttäuscht, weil sie meinte, sie hätte die Katze im Sack gekauft.«
    »Dabei war in dem Sack was ganz anderes.« Ich brachte es nicht fertig, mir das billige Witzchen zu verkneifen.
    »Wie du meinst«, sagte er gekränkt.
    »Und wie wollte sie dich ummodeln?« fragte ich mit freundlicher Stimme. Ich wollte ihn nicht so sehr reizen, daß er mir nichts mehr erzählte.
    »Sie hat gesagt, ich nähme meine Arbeit nicht ernst genug und müßte ehrgeiziger sein. Immer hat sie auf mir rumgehackt, daß ich Golf spielen sollte, weil auf dem Golfplatz mehr Geschäfte abgewickelt werden als im Konferenzzimmer. Jedenfalls hat sie das gesagt.«
    »Aber du machst doch gar keine Geschäfte, oder?« Ich war verwirrt. »Arbeitest du nicht in der Versuchsabteilung?«
    »Du sagst es!« bestätigte er. »Und weißt du noch, wie ich sie Ende Juli zu unserer

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