Lucy Sullivan wird heiraten
bestrafen, daß er so gut aussah und ansonsten intelligente Frauen Wachs in seinen Händen wurden. Trotzdem war das ein bißchen hart. Außerdem – wer war dieser richtige Mann, mit dem sie da angab? Wahrscheinlich einer von den bulligen Schafscherern, der sich seit Tagen weder rasiert noch die Unterhose gewechselt hatte.
Also gingen Daniel und ich allein in die Kneipe.
»Karen hat mich angerufen«, sagte er, als wir uns setzten.
»Was wollte sie?« Ich spürte ein flaues Gefühl in der Magengegend. Ob die beiden wieder miteinander gehen wollten?
»Ich soll mich von dir fernhalten«, sagte er.
»So eine Unverschämtheit«, brach es erleichtert aus mir heraus. »Und was hast du gesagt?«
»Daß du und ich erwachsene Menschen sind und tun und lassen können, was wir für richtig halten.«
»Warum mußtest du ihr das sagen?« klagte ich.
»Warum nicht?«
»Für dich ist es in Ordnung, erwachsen zu sein und zu tun und zu lassen, was du für richtig hältst – du brauchst nicht mit ihr zu leben. Wenn ich versuche, erwachsen zu sein und zu tun und zu lassen, was ich für richtig halte, bringt sie mich um.«
»Aber...«
»Und was hat sie darauf gesagt?« wollte ich wissen.
»Es kam mir so vor, als wäre sie wütend auf mich.«
»Wie meinst du das?« Mein Herz rutschte mir in die Kniekehlen.
»Sie hat gesagt – mal sehen, ob ich es noch genau zusammenkrieg, – daß ich im Bett nichts getaugt hätte. Außerdem hat sie natürlich gesagt, daß sie noch nie so ’nen kleinen Pimmel gesehen hätte wie meinen.«
»Klar«, stimmte ich zu.
»Nur bei ihrem zwei Monate alten Neffen wäre er noch kleiner gewesen. Man brauchte sich nicht zu wundern, daß ich so viele Freundinnen hätte, denn ich müßte mir unbedingt beweisen, daß ich ein Mann bin.«
All diese Anwürfe, gängige Münze aus dem Mund einer verschmähten Frau, eigneten sich durchaus dazu, Daniel aufzuregen, doch seinem Grinsen nach zu urteilen schienen sie ihr Ziel verfehlt zu haben.
»Was war das noch, was sie geschrien hat?« Er sah nachdenklich vor sich hin. »Schade, daß ich es vergessen hab, es war nämlich wirklich gut. Aber ich kann meine Kollegen im Büro fragen, die haben es auch gehört.«
»Ich dachte, sie hätte dich angerufen?« sagte ich verwirrt.
»Ja – trotzdem hat es jeder im Büro gehört. Ach ja, ich weiß wieder. Sie hat geschworen, sie hätte bei mir zwei graue Schamhaare gesehen, und sie wäre nur mit mir gegangen, weil ich sie meistens morgens zur Arbeit gefahren hab, so daß sie sich die Fahrkarte für die U-Bahn sparen konnte. Außerdem hat sie noch gesagt, daß mir am Hinterkopf allmählich die Haare ausgehen und ich mit fünfunddreißig ’ne Glatze haben würde und dann keine Frau mehr mit mir was zu tun haben wollte.«
»Das Miststück!« sagte ich. Der Spruch mit der Glatze war schon ziemlich gemein, das mußte der Neid ihr lassen.
»Und was für Unverschämtheiten hat sie über mich gesagt?« Ich machte mich auf das Schlimmste gefaßt.
»Nichts.«
»Ehrlich nicht?«
»Ehrlich nicht.« Bestimmt log er. Wenn Karen rot sah, schlug sie wild um sich.
»Ich glaub dir kein Wort. Was hat sie gesagt?«
»Nichts, Lucy.«
»Ich weiß, daß du lügst. Bestimmt hat sie gesagt, daß ich meinen BH manchmal mit Watte ausstopfe.«
»Stimmt. Aber das wußte ich sowieso schon.«
»Wieso? Sag es nicht. Ich will es nicht wissen. Außerdem hat sie dir bestimmt gesagt, daß ich ihrer Ansicht nach im Bett das Letzte bin, weil ich zu gehemmt bin. Sie weiß, daß mich das ärgert.« Daniel sah betreten drein.
»Stimmt’s?« fragte ich.
»So was in der Art«, murmelte er.
»Was hat sie genau gesagt?«
»Daß wir gut zueinander passen, weil wir wahrscheinlich gleich schlecht im Bett sind«, gab er zu.
»So eine verdammte Pottsau«, sagte ich voll Bewunderung. »Sie weiß genau, womit sie jemand treffen kann.«
»Aber was sie über dich gesagt hat, meint sie nicht ernst«, fuhr ich fort, darauf bedacht, ihn zu beschwichtigen. »Mir hat sie immer gesagt, daß du im Bett toll wärst und dein Pimmel prachtvoll und schön groß ist.«
Die beiden Bauarbeiter am Nachbartisch sahen mit unverhohlenem Interesse zu uns herüber.
»Danke, Lucy«, sagte Daniel mit Wärme in der Stimme. »Und ich weiß aus sicherer Quelle, daß du im Bett auch gut bist.«
»Von Gerry Baker?« fragte ich. Er war ein Arbeitskollege Daniels, mit dem ich kurze Zeit zu tun gehabt hatte.
»Von Gerry Baker«, bestätigte er. Das war dumm von ihm.
»Ich
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