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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Lady X und Gräfin Y und Ivana Trump«, fügte er hinzu.
    »Das ist schon schlimm«, stimmte ich zu.
    »Dann schon lieber die mit den Artikeln über Männer, die Kinder kriegen, oder über: ›Ich heiratete einen Pädophilen.‹ Wie heißt die noch, Lucy?«
    »The National Enquirer?«
    »Nein, eine Frauenzeitschrift.«
    »Marie Claire?«
    »Genau!« Er war begeistert. »Die find ich gut. Hast du den Artikel über die Frauen gelesen, die wegen Abtreibung in den Knast mußten? Ich glaub, das war im Februar. Großer Gott, Lucy, es war...«
    Ich unterbrach ihn. »Aber Karen liest Marie Claire «, warf ich mich für sie in die Bresche.
    »Ach ja?« Er wußte nicht, was er sagen sollte und dachte eine ganze Weile nach. »Nein«, sagte er schließlich.
    »Was nein?«
    »Ich bin trotzdem der Ansicht, daß ich sie nicht liebe.« Ich lachte. Ich konnte nicht anders. Gott würde mich dafür strafen.
    »Ich nehme an«, sagte er betrübt, »sie hat mich im Grunde gelangweilt.«
    »Schon wieder?« rief ich aus.
    »Was meinst du mit ›schon wieder‹?«
    »Das hast du auch über Ruth gesagt – daß sie dich langweilt. Vielleicht bist du leicht zu langweilen?«
    »Überhaupt nicht. Du langweilst mich nicht.«
    »Autorennen langweilen dich auch nicht. Aber die sind auch nicht deine Freundinnen«, sagte ich verschmitzt.
    »Aber...«
    »Und diese geheimnisvolle neue Frau, die du noch nicht ins Bett hast zerren können – langweilt die dich nicht?« fragte ich freundlich.
    »Nein.«
    »Wart’s ab, Daniel. Ich möchte wetten, daß du mir in drei Monaten vorjammerst, wie fade du sie findest.«
    »Wahrscheinlich hast du recht«, sagte er. »Das ist meistens so.«
    »Gut. Und jetzt geh mit mir irgendwohin, wo wir was essen können. Irgendwas, nur keine Pizza.«
    Es war in meinen Augen einer von Gus’ größten Fehlern gewesen, daß er sich vor »überkandideltem ausländischem Schweinkram« fürchtete. Lediglich vor Pizzen hatte er keine Angst.
    Wir gingen ins indische Restaurant gleich neben dem Pub. Gern hätte ich Daniel mein Herz über Gus ausgeschüttet, aber es war unmöglich, ein ernsthaftes Gespräch mit ihm zu führen. Immer, wenn ich ihm eine Frage stellte, sang er in den höchsten Tönen das Lob des Essens. Das war alles gut und schön, aber ich wollte mit ihm über Herzensangelegenheiten reden. Meine Herzensangelegenheiten. Außerdem konnte er nicht singen, jedenfalls nicht wie Gus. Dafür bestand die Aussicht, daß er mich nicht um jeden Penny bringen würde. Er hatte also auch Vorzüge.
    »Meinst du, daß Gus und ich zu oft zusammen waren?« fragte ich, während der Kellner den Reis vor uns hinstellte.
    »Sag beim Abschied Reis und Servus«, sang Daniel schrecklich falsch. »Ach, und hier kommt das Palak Paneer. Nimm dein warmes, zartes Palak Paneer und bleib bei mir.«
    »Ich weiß nicht, Lucy, ich weiß es wirklich nicht.«
    Diese Munterkeit paßte nicht so recht zu ihm. Vielleicht auch doch. Spaß hatte es mit Daniel gemacht, solange sich meine Mitbewohnerinnen nicht in ihn verknallt hatten. Eigentlich machte es immer noch Spaß, aber ich hatte keine Zeit, mich mit ihm zum Spaß zu vergnügen, denn ich mußte ihm Zucht und Anstand beibringen. Mal ehrlich: das hätte ja sonst niemand getan.
    »Ich bin eigentlich nicht der Meinung, daß wir uns zu oft getroffen haben. Es war eher so, daß ich ihn weniger oft sehen wollte als er mich...«
    »Du bist dran«, unterbrach er mich. »Jetzt mußt du was singen.«
    »Daniel, halt die Klappe, das Popadam ist aus Pappe«, gab ich in einem schwerfälligen Singsang von mir. Dabei wies ich auf meine Teig-Oblate, damit er wußte, worum es ging. »Meinst du, ich komm je über ihn weg?«
    »Hier kommt das Bhuna Ghost«, sagte er, als er des Kellners ansichtig wurde.
    »Bhuna, Bhuna, Bhuna Ghost, Chamäleon, du kommst und gohst, du kommst und gohst«, gab Daniel in einer Art Sprechgesang von sich, schob den Teller zu mir her, zog ihn fort, schob ihn her, zog ihn fort. »Natürlich kommst du darüber weg. Du bist wieder dran.«
    Ich wies auf den Teller auf dem Nebentisch und sang geistesabwesend: »Aloo, hältst du bald nach mir Ausschau? Aber wann?«
    »Mal sehen«, sagte er bedachtsam. »Das muß ich mir gründlich überlegen. Ach ja, ich weiß!«
    Mein Herz machte einen Sprung. Wußte Daniel etwa, wann ich über Gus hinwegkommen würde?
    »Tikka chance, tikka chance, tikka, tikka, tikka chance, tikka chance«, sang er.
    »War das nicht gut?« fragte er

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